10 Jahre Frauenfrühstück in Stadtallendorf: Alles hat seine Zeit

Elisabeth Peters weist bei der Bergüßung darauf hin: 10 Jahre lang gibt es nun das Frauenfrühstück in Stadtallendorf
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Am 29.3.2014 gab es beim Frauenfrühstück in Stadtallendorf einen Rückblick auf zehn Jahre Frauenfrühstück, einen Lebensbericht von einer Frau, die nun ohne Esoterik lebt, und den Vortrag "Alles hat seine Zeit" von Annemarie Grobe.

Wie kam es vor 10 Jahren zum ersten Frühstückstreffen?

Rosemarie Lücke kannte Frühstückstreffen von ihren Schwestern und wollte diese Veranstaltung in Stadtallendorf auch anbieten - trotz aller Bedenken, dass in Stadtallendorf schon genügend Angebote vorhanden sind. Im Frühjahr 2003 ist sie mit ihrer Freundin Maria Sulkowski zum Früstückstreffen nach Ziegenhain gefahren. Beide waren so begeistert, dass sie auf dem Heiweg beschlossen, solche Treffen in Stadtallendorf auch anzubieten. Sie fanden neun Frauen, die mitarbeiten wollten, und so fand am 25. 9. 2004 im Gemeinschaftszentrum das erste Frühstückstreffen statt. Ab Herbst 2006 war es meist im Jugendzentrum.
Zur Vorbereitung werden viele Helfer benötigt, um das Treffen zu organisieren, eine Referentin zu finden (wobei viele schon lange im Voraus ausgebucht sind) und den Saal zu buchen. Außerdem werden Musik, jemand für einen Erfahrungsbericht oder Sketch, Öffentlichkeitsarbeit, ein Büchertisch, Verpflegung, Dekoration und die Betreuung vom Aufbau bis zum Abbau benötigt.

Leben ohne Esoterik

Eine katholische Amöneburgerin berichtete, wie sie für ihren Glauben die Esoterik aufgab.
Früher hatte sie sich voll Begeisterung mit verschiedenen Themen aus der Esoterik beschäftig und viel Geld für Bücher und andere Dinge ausgegeben. Sie hat gependelt, Tarot-Karten gelegt und war Reiki-Meisterin. Sie war immer auf der Suche nach neuen Büchern zur Esoterik. Als sie eines Tages auf ihrer Suche in einer Kirchhainer Buchhandlung war, entdeckte sie dort ein Plakat für ein Kursangebot: "Lebe leichter". "Mein Gott, ich habe ja Übergewicht, das wäre ja eigentlich nicht schlecht", dachte sie zunächst. Sie schaute es sich genauer an und las, dass christliche Frauen einen Kurs anbieten nach dem Buch "Lebe leichter" und der Bibel. "Das ist mir viel zu christlich", war einer ihrer ersten Gedanken, und so ging sie wieder zur Esoterik-Abteilung. Sie musste jedoch immer wieder zu dem Plakat blicken, bis sie ganz plötzlich das Bedürfnis hatte, sich dort sofort anzumelden.

Drei Tage später fing der Kurs an. "Esoterik und Gott, das passt ja sicher gut zusammen", dachte sie zuerst. "Alles , was heilt, das kann ja nur vom lieben Gott sein". Stattdessen erzählten die Frauen im Kurs etwas wie "Esoterik und Jesus, das geht überhaupt nicht." Sie war erst am Zweifeln, ob die heilenden Kräfte doch nicht von Gott kämen - aber in der Esoterik wurde nie von Gott gesprochen, sondern immer nur vom Universum. Sie betete und hoffte auf einen Tipp, was sie tun soll. Bei weiteren Esoterik-Anwendungen kam sie zu der Erkenntnis, dass sie sich bei Jesus deutlich besser fühlte.

Mit dieser Erkenntnis hatte sie das Gefühl, alles vernichten zu müssen, was mit Esoterik zu tun hat. Zunächst verbrannte sie ihre Reiki-Urkunden und zwei Bücher. Die Bücher machten eine ziemliche Schweinerei. Sier zerriss die übrigen Bücher, da sie sie nicht weitergeben wollte. Diese Entscheidung bereute sie nicht, auch wenn der Ehemann zunächst die Reiki-Behandlungen vermisste: "2008 habe ich mein Leben Jesus übergeben, und das war das Beste, was ich gemacht habe."

Vortrag
Ursprünglich war ein Vortrag von Helga Sauter geplant, der jedoch wegen Krankheit entfiel. Stattdessen hielt Annemarie Grobe einen Vortrag mit dem Titel "Alles hat seine Zeit".
Die Referentin Annemarie Grobe ist 56 Jahre alt und leitet Frühstückstreffen für Frauen in Göttingen. Sie hat Geschichts- und Literaturwissenschaft studiert und neun Jahre in Afrika gelebt. Jetzt arbeitet sie als pädagogische Mitarbeiterin in der Grundschule und ist seit ihrer Konfirmation in der Kirche ehrenamtlich tätig.

Alles hat seine Zeit
In dem Vortrag geht es darum, dass wir unsere Lebensphasen annehmen und bewusst gestalten.
Vor 100 Jahren konnt man den Frauen sofort an Kleidung und Frisur ansehen, in welcher Lebensphase sie waren. Das ist nicht mehr möglich. Das Leben der Menschen ist individueller geworden, und man kann zum Beispiel Achtzigjährige im Fitnesstudio antreffen, was für den ehrwürdigen Herrn von früher undenkbar gewesen wäre. Trotzdem kann man auch heute noch verschiedene Lebensphasen unterscheiden, die jeder Mensch durchläuft, z.B. die Pubertät oder das Alter. Die Phasen werden stehen in Zusammenhang mit unserer körperlichen Entwicklung. Die Psychologie unterteilt das Leben der Menschen in bis zu acht verschiedene Phasen.

Die Kindheit ist die einzige Phase, auf die wir keinen Einfluss haben, da wir noch völlig abhängig von der Versorgung durch unsere Bezugspersonen sind. Ob und wie unsere Bedürfnisse gestillt werden, entscheidet über das Grundvertrauen, mit dem wir später unserer Umwelt begegnen. Etwa ab dem dritten Lebensjahr probiert das Kind im Spiel verschiedene Rollen aus. Früher hatten Kinder viel Zeit zum Spielen. Heute haben Kinder oft einen vollen Terminkalender mit geplanten Aktivitäten, und die übrige Zeit wird meist vor dem Fernseher verbracht. Eltern meinen oft, ein Kind früh fördern zu müssen, damit es später Abitur machen oder studieren kann. Dabei übersehen sie, dass das Spielen ein wesentlicher Bestandteil des Lernens ist.
Die Kindheit ist auch die Zeit, wo die Eltern Grenzen setzen müssen. Das Einführen von Regeln bei Jugendlichen wird deutlich schwerer.

Nach der Kindheit folgt die schwierige Phase der Pubertät, in der die Jugendlichen ihre Identität suchen und die Eltern akzeptieren müssen, dass ihr Kind erwachsen wird. Eltern sollten trotz aller Auseinandersetzungen ihre Kinder spüren lassen, dass sie geliebt sind.
Jugendliche fühlen sich oft in eine Rolle gedrängt, aus der man nicht mehr herauskommt. Es ist wichtig, dass sie sich als von Gott gewollter Mensch fühlen, der sich nicht zu verstellen braucht. Manche Menschen versuchen ihr Leben lang, etwas anderes zu sein, als sie sind. Und das macht sie im besten Fall unglücklich, im schlimmsten Fall sogar krank.
Für Jugendliche ist es wichtig, dass sie sich nicht in unrealistischen Träumen verlieren dürfen, sondern dass sie ihren Weg, ihre persönlichen Chancen und Gaben entdecken. Nur dann werden sie auch Verantwortung für ihr Leben übernehmen und ihren eigenen Lebensweg annehmen.

Im Erwachsensein sind viele Weichen für unser Leben schon gestellt. Diese Phase ist auf jeden Fall eine Zeit großer Aktivität und oft auch großer Belastung. Wir dürfen nicht zu hohe Anforderungen an uns stellen, sondern müssen die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und akzeptieren, dass wir nicht perfekt sind. Sonst haben wir irgendwann das Gefühl, nicht mehr zu leben, sondern gelebt zu werden. Wer immer nur die Erwartungen anderer erfüllt, der lebt nicht mehr, der funktioniert nur noch. Gott hat uns unser Leben nicht nur zum Arbeiten gegeben. Er möchte, dass wir uns auch Zeit nehmen für andere Dinge und nicht vor lauter Arbeit das Leben verpassen. Auch Entspannung hat ihre Zeit und Berechtigung.
Wenn wir uns keine Zeit für uns selbst und die Beziehungen zu anderen Menschen nehmen, sondern alle Energie in den Beruf oder die Erziehung der Kinder stecken, dann dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn die Ehe darunter leidet.

Die nächste Lebensphase beginnt mit der Erkenntnis, die Lebensmitte erreicht zu haben. Die Lebenszeit scheint dann immer schneller zu verrinnen. Wir versuchen vielleicht noch, die Zeit etwas anzuhalten. Aber bald ist nicht mehr zu übersehen, dass wir nicht mehr jung sind. Wir können nicht mehr ignorieren, dass unser Leben nicht unendlich ist.
Wir halten Rückschau und müssen akzeptieren, dass nicht alles so geworden ist, wie wir uns erträumt hatten. Aber wir haben in der ersten Hälfte des Lebens nicht nur etwas verloren, sondern auch etwas gewonnen: Erfahrung, Persönlichkeit und Reife.
Die Chance der zweiten Lebenshälfte besteht darin, dass wir bewusster Leben. Wir können Vergangenes loslassen und Neues entdecken. Wir können unser Leben vertiefen, wenn wir bereit sind, neue Wege zu gehen. Unser Leben wird jetzt nicht mehr von unserer Leistungsfähigkeit bestimmt, sondern wir sollten lernen, die Grenzen unseres Lebens zu akzeptieren.

Im Alter liegt nur noch eine überschaubare Zahl von Lebensjahren vor uns. Wir müssen unsere Vergänglichkeit annehmen. Der Tod verliert seine Schrecken, wenn wir uns mit ihm abfinden, statt ihn zu verdrängen versuchen.
Wir müssen auch lernen, uns zurückzunehmen. Das Alter ist die Zeit, in der wir Aufgaben auch getrost loslassen und in jüngere Hände übergeben können.
Zum positiven Altern gehört auch, dass wir neugierig bleiben und nicht nur im Gestern leben, sondern offen bleiben für die Zeit, in der wir jetzt leben.
Zum Alter gehört auch, dass wir lernen, mit dem Alleinsein und der Einsamkeit umzugehen. Wir stehen jetzt am Rand des Lebens, und unser Lebenskreis ist kleiner geworden.
"Es gehört zu den Merkwürdigkeiten des Lebens, dass der Mensch immer bissiger wird, je weniger Zähne er hat." Das Geheimnis von zufriedenen alten Menschen liegt darin, dass sie ihr Leben annehmen mit allem, was dazu gehört, und sich über das Gute freuen.

Nun folgen grundlegende Punkte, die uns helfen, jede Phase des Lebens gut zu bewältigen.

Diese Erfahrungen werden wir nur machen, wenn wir im Heute leben. Den heutigen Tag können wir gestalten. In der Jugend erträumen wir zunächst eine bessere Zukunft, da viele Möglichkeiten vor uns liegen. Irgendwann blicken wir mit Ängsten nach vorn, da wir von unserer Lebenserfahrung wissen, was alles Unangenehmes passieren kann. Diese negativen Gedanken können eine große Kraft entwickeln und uns die Freude am Leben nehmen.

In der Bibel steht: "Wer von euch könnte durch Sorgen das Leben auch nur um einen Augenblick verlängern?" Wir müssen lernen, unsere Sorgen loszulassen. Sie bringen uns nicht weiter.
Wir müssen lernen, loszulassen - nicht nur die Zukunft, sondern auch die Vergangenheit - Erinnerungen an verpasste Chancen oder an Schicksalsschläge. Wir bleiben sonst in der Vergangenheit stecken und lassen sie die Gegenwart bestimmen. Wir sollten uns bewusst werden, welche Wunden in der Vergangenheit nicht geheilt sind, um dann mit einem Menschen darüber zu sprechen oder sie im Gebet abzugeben.

Es ist gut, wenn wir es lernen, anderen Menschen zu vergeben. Jeder Mensch wird in seinem Leben von anderen Menschen gekränkt. Wenn wir nachtragend sind, werden wir durch die negativen Gefühle belastet. Durch Vergebung mache ich mich frei von diesem negativen Einfluss. Es ist meine Entscheidung, ob ich weiter als Opfer leben oder frei in die Zukunft gehen will.

Wir sollten lernen, dankbar zu sein und mit offenen Augen wahrnehmen, was das Leben uns schenkt. Überlegen Sie jeden Tag, wofür Sie dankbar sind, und schreiben Sie es auf. Das schärft den Blick für das Gute in unserem Leben.

Unser Leben wird reicher, wenn wir akzeptieren, dass alles seine Zeit hat: das Lachen und das Weinen, das Lernen und das Loslassen, das Wachsen und das Sterben.

Links

Gut ist nicht gut genug (02.11.2013)
Schicksalsschläge (16.03.2013)
Innere Stärke gewinnen (22.9.2012)
Die heilende Kraft der Vergebung (17.3.2012)
Frauencafe am 24.9.2011 - mit Kräuterfrau Ruth Pfennighaus
Die Macht der Gedanken (19.3.2011)
Gelassen leben (25.9.2010)

Bürgerreporter:in:

Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf

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