1. Internationale Hessentagswanderung führt durch Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik

5. Juni 2010
10:00 Uhr
Bärenbachhalle, 35260 Stadtallendorf
Das Wandereignis 2010 in Hessen: 1. Int. Hessentagswanderung
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Am 5. und 6. Juni 2010 richten die Wanderfreunde Hatzbachtal anläßlich des 50. Hessentages in Stadtallendorf mit der 1. Internationalen Hessentagswanderung erstmals eine Wanderung an einem Hessentag aus. Start und Ziel ist in der Bärenbachhalle in der Straße „Am Lohpfad“. Hier kann am Samstag, den 5. Juni, von 10.00 bis 16.00 Uhr und am Sonntag, den 6. Juni, von 7.00 bis 10.00 Uhr losgewandert werden. Die Wanderung wird für das Internationale Volkssportabzeichen gewertet.

Wegen des breiten Waldgürtels um die Kernstadt bezeichnet sich Stadtallendorf als die junge Stadt im Grünen. Durch diese schöne Waldlandschaft des Herrenwaldes führen die Wanderstrecken der Hessentagswanderung. Dorfwüstungen entlang der Wanderstrecke belegen, dass im Mittelalter große Teile des Herrenwaldes einmal besiedelt waren und aus Acker- und Weideland bestanden. Ab 1938 wurden im Herrenwald die zwei Munitionsfabriken „Allendorf“ durch die Dynamit Nobel AG (DAG) und „Herrenwald“ durch die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff-Aktien-Gesellschaft (WASAG) gebaut. Beide Munitionsfabriken bestanden zusammen aus rund 700 Gebäuden und nahmen eine Fläche von 850 Hektar ein und waren damit die größte Munitionsfabrik in Europa. Im Herrenwald stehen noch heute viele Gebäude der früheren Munitionsfabrik mit ihren charakteristischen Dachtarnungen. Noch heute spricht man in Stadtallendorf vom DAG-Gebiet bzw. vom WASAG-Gelände.

Die Wanderstrecke führt von der Bärenbachhalle schon nach wenigen Metern aus dem Ort hinaus in ein kleines Wäldchen. Die südlich der Wanderstrecke gelegene Siedlung wurde auf den Resten des Munitionslagers der früheren Munitionsfabrik „Herrenwald“ errichtet. Hier wurde die versandfertige Munition zwischengelagert und von der Kriegsmarine geprüft und abgenommen. Die Siedlung wird daher heute noch „Marinesiedlung“ genannt. Vorbei an einem Postenstand des Munitionswerkes verlässt die Wanderstrecke den Wald und stößt auf einen alten von der Altstadt kommenden Weg zur Wahlfahrtskapelle Mariabild bei der Dorfwüstung Forst. Auf diesem historischen Weg geht die zehn Kilometer lange Wanderstrecke durch den Wald bis zur Wahlfahrtskapelle Mariabild. Zunächst führen beide Wanderstrecken auf dem alten Weg in den Wald und überqueren die Niederrheinische Straße. Hier trennen sich die beiden Wanderstrecken.

Die sechs Kilometer lange Wanderstrecke geht nach der Überquerung der Niederrheinischen Straße vorbei an der früheren Wache 2 durch das Gelände des WASAG-Werkes. Immer wieder sieht man am Wanderweg im Wald Gebäude der früheren Munitionsfabrik. In der Nähe der Hessenkaserne stößt die kleine Wanderstrecke wieder auf die zehn Kilometer lange Wanderstrecke. Mit dieser geht es ca. 100 Meter weiter zu einem ehemaligem Lagerhaus der Munitionsfabrik. Hier ist eine Kontrollstelle, bei der den Wanderern Bratwurst, Brote und Getränke zur Stärkung angeboten werden.

Nach der Kontrollstelle geht es dann durch den militärischen Sicherheitsbereich. In diesem Bereich sind noch viele Gebäude der Munitionsfabrik mit den zur Tarnung mit Bäumen bepflanzten Dächern erhalten. Die Bundeswehr hat im Hinblick auf den Hessentag den Wanderfreunden Hatzbachtal eine Sondergenehmigung zur Nutzung der Wege im militärischen Sicherheitsbereich erteilt. Als militärischer Sicherheitsbereich ist das Betreten des WASAG-Geländes normalerweise verboten und wird mit Geldbußen geahndet. Für die Wanderer bei der Hessentagswanderung besteht somit die einmalige Gelegenheit das stadtgeschichtlich bedeutsame WASAG-Gelände mit den zahlreichen Resten der früheren Munitionsfabrik zu besichtigen. Diese Genehmigung gilt ausdrücklich nur für Wanderer mit Startkarte. Ohne Startkarte ist auch am Hessentag das Betreten des Geländes verboten und wird als Ordnungswidrigkeit verfolgt. Das Verlassen der Wege und das Betreten der Gebäude ist ausdrücklich verboten und wird vom Ordnungspersonal des Wandervereins überwacht. Der Zugang zu den Gebäuden wird abgesperrt. Vor den Gebäuden werden Erläuterungstafeln angebracht die den Standort und die Funktion des jeweiligen Gebäudes in der früheren Munitionsfabrik zu erläutern.

In der „verbotenen Stadt“ Stadtallendorfs geht der Wanderweg an zahlreichen im Wald stehenden ehemaligen Munitionsfabrikgebäuden vorbei zur Herrenwaldkaserne. Der Wanderweg führt durch die frühere „Hexa-Gruppe 1“. Der Name leitet sich von dem hier produzierten Hexanitrodiphenylamin ab, das hier produziert und für die Herstellung des Unterwassersprengstoffs für die Kriegsmarine benötigt wurde. Gleich nach Betreten des militärischen Sicherheitsbereichs sieht man links die Gebäude 3060 und 3061 und nach ein paar Metern rechts das Gebäude 3062, in denen früher Dinitrodiphenylamin gelagert wurde. Die Chemikalie wurde für die Hexa-Herstellung benötigt. Links des Weges sieht man dann das Notstromgebäude 3314. Kurz darauf erreicht man das Hexa-Waschhaus mit der Nummer 3067, an dem die Wanderstrecke links vorbeiführt. In dem Gebäude wurde das frisch hergestellte Hexa von Säureresten gereinigt. An dem Gebäude ist noch sehr gut die charakteristische Dachbepflanzung zur Tarnung erhalten. Weiter geht die Wanderstrecke unmittelbar am Gebäude 3319 vorbei, in dem Ammonsalpeter gelagert und getrocknet wurde. Das Ammonsalpeter hat so gut wie keine Sprengwirkung und wurde als Streckmittel verwendet. Kurz darauf geht es unmittelbar an dem Notstromgebäude 3313 vorbei.

Bei der Herrenwalskaserne wird die Niederrheinische Straße überquert und der Weg führt direkt gegenüber in ein kleines Wäldchen. Hier geht es auf einen extra für den Hessentag gebauten Steg über den Bärenbach. Der Weg führt weiter durch den Wald zurück zur Bärenbachhalle.

Die zehn Kilometer lange Wanderstrecke führt nach der Streckenteilung weiter durch den Wald über die Rhein-Weser-Wasserscheide bis zur Wahlfahrtskapelle Mariabild im Walddistrikt Einsiedel. Hier ist eine Kontrollstelle, an der sich die Wanderer ausruhen und bei einem Imbiss oder einem Getränk stärken können. Die Wahlfahrtskapelle wurde 1894 an Stelle eines Marienbildes errichtet. Beim Bau der Marienkapelle legte man Mauerreste einer Mönchsklause aus dem 17. Jahrhundert frei. Der Name des Walddistrikts Einsiedel rührt nämlich von Mönchen her, die der Sage nach in diesem Wald als Einsiedler in ihrer Klause lebten und im 30-jährigen Krieg ermordet worden sein sollen. Seit dem 17. Jahrhundert sind jedenfalls Wallfahrten aus Allendorf und anderen katholischen Gemeinden der Umgebung zur Wüstung Forst nachweisbar.

Nördlich der Marienkapelle sind Reste der zur Wüstung Forst gehörenden Burg erkennbar. Von der Marienkapelle führt die Wanderstrecke auf einem alten Weg von Neustadt nach Niederklein weiter durch den Herrenwald. An beiden Seiten des Weges sind immer wieder Stufenraine zu erkennen, die von mittelalterlichen Ackerbau zeugen. Zum Teil gehören die Felder zur Wüstung Kirchenseif. Reste der früheren Dorfkirche sind noch südlich der Bahnstrecke erhalten. Der Wanderweg geht weiter in Richtung der früheren Hessenkaserne. Dort wird bei den Resten der ehemaligen Wache 3 des WASAG-Werkes das WASAG-Gelände betreten. Die Wanderstrecke führt nun bis zur Bärenbachhalle durch das Gelände der früheren Munitionsfabrik. Vorbei an einem Bundeswehrdepot, deren Gebäude ursprünglich Lagerhallen für Munition und Packgefäße der Sprengstoffwerke waren, stößt von rechts die kurze Wanderstrecke wieder mit der längeren Wanderstrecke zusammen und führt mit dieser wie oben beschrieben zur Bärenbachhalle zurück.

Beide Wanderstrecken führen überwiegend durch Wald. Sie führen über viele Kilometer entlang und durch die ehemalige Munitionsfabrik „Herrenwald“ und vermitteln so einen Eindruck von der Größe dieser Fabrik, die zusammen mit dem südlich der Bahnstrecke gelegenen Munitionswerk „Allendorf“ die größte Munitionsfabrik in Europa war.

An der Volkssportveranstaltung, bei der es keine Sollzeiten gibt, kann jeder teilnehmen. Die Kurzstrecke über 6 km erlaubt auch ungeübten Wanderern die Teilnahme. Die Startzeiten sind fließend, das heißt, jeder Teilnehmer kann selbst bestimmen, wann er losgehen möchte. Der Wanderer kann also gemütlich, ohne Hast und Eile, mit kürzeren oder längeren Ruhepausen die eigens für diese Wanderung markierten Wege zurücklegen, ohne dass eine Stoppuhr läuft oder ein Rekord aufzustellen oder zu brechen wäre. Das Startgeld beträgt 1,50 Euro. Darin enthalten sind die organisierte Wanderung auf ausgeschilderten Strecken sowie eine kostenlose Erfrischung an allen Kontrollstellen. Wandergruppen mit 30 Personen erhalten einen Ehrenpreis. Der Verein mit den meisten Teilnehmern erhält den Pokal des Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch. Außerdem erhalten die drei stärksten Gruppen Urkunden als Sieger der 1. Internationalen Hessentagswanderung. An dieser Wertung nehmen alle Vereine teil. Daneben gibt es noch jeweils Sonderwertungen mit Urkunden für die drei Stärksten Vereine aus den bisherigen Hessentagsstädten, für die drei stärksten Mitgliedsvereine des Deutschen Volkssportverbandes (DVV), für die drei stärksten Vereine der Europäischen Volkssportgemeinschaft (EVG) und für die drei stärksten örtlichen Vereine.

Für die Hessentagswanderung haben die Wanderfreunde Hatzbachtal spezielle Wegweiser produziert. Sie zeigen die Hessentagsmaskottchen Bruno und Bärni, die mit einer Winkerkelle die Richtung anzeigen. Bei der Streckenteilung trennen sich auch Bruno und Bärni. Löwe Bruno zeigt von nun an alleine mit roten Markierungen den Wanderern auf der 10 Kilomter langen Strecke wo es lang geht. Und Bärni der Bär führt die Wanderer auf der sechs Kilomter langen Wanderstrecke in Richtung Ziel. Beide treffen sich wieder bei der Kontrollstelle im WASAG-Gelände um die Wanderer nach der Streckenzusammenführung gemeinsam zur Bärenbachhalle zu leiten.

Bürgerreporter:in:

Eike Erdel aus Stadtallendorf

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