Pedelec ist mehr als ein Drahtesel

In der Gruppe rund um den Ätna.

Wie oft musste ich Spott über mich ergehen lassen, wenn ich mit meinem Pedelec in meinem Golfclub vorfuhr. Wie viele Kilometer hast du heute gemacht? 45 Kilometer! Na ja, mit einem E-Bike ist das wohl eine Kleinigkeit spotteten sie. Dabei ignorierten sie meinen hochroten Kopf und mein durchgeschwitztes Fahrradoutfit.

Bleib ruhig, sagte ich mir immer wieder, denn die wissen nicht, wovon sie reden. Denn sie ignorieren schlicht den Unterschied zwischen einem E-Bike, das ohne zu treten wie ein Moped fährt. Ein Pedelec (steht für Pedal Electric Cycle) unterstützt den Biker lediglich. Überschreitet man 25 km/h, schaltet die Elektronik den Motor ab. Dann kann man zwar weitertreten und im platten Land höhere Geschwindigkeit erreichen. Rollt man indes aus, so bleibt man irgendwann entweder stehen oder man beginnt zu treten oder man fällt um.
Trotz Gespötts bin ich meinem Pedelec dankbar, denn es hat mir eine neue Freiheit verliehen. Heute fahre ich mit Motorunterstützung und im kleinsten Gang mühelos über den Ith. Mit meinem Tourenrad hingegen musste ich in Höhe des Steinbruchs absteigen und bis zur Kuppe schieben, bevor ich in Lauenstein einlaufen konnte.
Warum neue Freiheit? Mein Pedelec und ich sind mittlerweile eine Einheit geworden. Im Umkreis von Springe, im Weserbergland und im Calenberger Land habe ich meine Touren abgesteckt. In den letzten drei Jahren habe ich rund 5.600 Kilometer zurückgelegt. Mal fahre ich rund um den Deister – rund 80 Prozent auf Radwegen, mal fahre ich je nach Wetter von Springe nach Hannover zur Markthalle, esse dort ein Brötchen, trinke eine Tasse Milchkaffee und fahre zurück durch die Leinemarsch über Arnum, Pattensen, Gestorf nach Springe. Das sind hin und zurück rund 75 Kilometer. Früher wäre ich nicht auf die Idee eines solchen Ausflugs gekommen. Doch mit der dosierten Unterstützung des Elektromotors schaffe ich auf die steilen Serpentinen von Egestorf über den Nienstedter Pass nach Eimbeckhausen, oder von Nordstemmen hinauf zur Marienburg.
Was hier bei uns von Nachteil ist – die Radwege befinden sich in der Regel an vielbefahrenen Land- oder Bundesstraßen. Vor wenigen Jahren war das noch nicht so schlimm. Unterdessen hat sich der Schwerlastverkehr derart verdichtet, dass man gelegentlich auch befürchten muss, vom Sog der Trucks mitgerissen zu werden. Umso wichtiger ist es, statt eines Baseballcaps einen Schutzhelm zu tragen und die Beleuchtung am Rad einzuschalten. Und als Zeichen an die Politik: Baut das Radwegenetz aus, denn der der Trend zum Umstieg auf ein E-Bike lässt sich in Zahlen ausdrücken. 2017 wurden laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) 720.000 E-Bikes verkauft: 2018 sollen es 800.000 bis 900.000 sein. Die Fachhändler beraten gern.
Doch man muss nicht jeden Tag Erbsensuppe essen: Highlights sind beispielsweise geführte Reisen etwa auf Sizilien rund um den Ätna, oder am Gardasee. Das sind organisierte Gruppenreisen mit Tagestouren für Sportler oder Genussfahrer. Pedelecs sind in der Regel im Preis mit inbegriffen. Der große Vorteil: Man trifft interessante Leute, muss kein lästiges Gepäck mitschleppen und am Ende des Tages hat man ein Quartier.

Bürgerreporter:in:

Friedrich Schröder aus Springe

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