Vogelgeschichten, auch über einen Dompfaff, der sich verabschiedet.

Das Futterhaus im Schnee - ohne Gäste

Aus meinem Küchenfenster schaue ich auf die Terrasse, hinter der in den Wintermonaten das Futterhaus für die Vögel steht. Gefüllt wird es regelmäßig mit Sonnenblumenkernen.
Die Kohl- und Blaumeisen holen sich die Kernchen einzeln und verzehren sie in den nahen Büschen. Auch der Kleiber hält es so. Die Grünlinge und Sperlinge bleiben drin hocken und kämpfen um die besten Plätze. Die Amseln wühlen drin herum und schmeißen viel auf den Boden, wovon wiederum die Buchfinken profitieren, die nur unten picken. Die winzige Heckenbraunelle und das schüchterne Rotkehlchen nehmen lieber von den Körnern und Flocken, die ich für die Mäuschen hinstreue, die unter der Efeuhecke wohnen. Dort sorgen auch die beiden Tauben für Ordnung. Einen so sauberen "Tisch" wie sie hinterlässt kein anderes Tier! Hin und wieder klettert auch das Eichhörnchen ins Futterhaus und lässt es sich schmecken. Dann passt jedoch kein anderer Gast mehr hinein! An den Meisenknödeln, die ich in die Büsche hänge, bedienen sich gemeinsam und einträchtig Meisen und Sperlinge und auch schon mal ein Eichelhäher, der allerdings ohne Mitesser.

Und dann besuchten seit einigen Jahren erst zwei Dompfaff-Pärchen, dann nur noch ein Paar das Futterhaus. Sie hübsch, aber doch unscheinbar im Gegensatz zu ihrem bunt gefärbten Partner mit der leuchtend roten Brust. Was für ein schöner Vogel!
Entweder fraßen sie gemeinsam, oder einer nach dem anderen. Dann saß der Partner oder die Partnerin im nahen Baum auf Beobachtungsposten.
In diesem Winter war das Pärchen zu meiner großen Freude wieder da! Und plötzlich, jetzt im Januar, war er allein. Ich wartete, aber sie kam nicht. Dann bemerkte ich, dass er sich anders verhielt als sonst. Er sah traurig aus, blieb den ganzen Tag im Haus sitzen, fraß ein bisschen, flog kurz weg, kam zurück und setzte sich wieder. Auch morgens fand ich ihn dort schlafend. Als er sich erhob, sah ich, dass er sich schwankend bewegte aber fliegen konnte.
Am letzten Tag saß er unter dem Futterhaus im Gras, sah mich an und ich wusste, dass er Abschied nahm.
Ich habe ihn seitdem nicht wieder gesehen und vermute, dass er ohne seine verlorene Partnerin auch nicht mehr leben wollte. Mich überkam eine große Traurigkeit, als wenn ich einen guten Freund verloren hätte.

Bürgerreporter:in:

Irmgard Richter-Brown aus Springe

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