Burgen und Schlösser in der Region Hannover (Teil 7): Springe: Waldspaziergang mit Burgresten

Das Schloss des Rittergutes von Gestorf.
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  • Das Schloss des Rittergutes von Gestorf.
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Im Südwesten der Region liegt die Stadt Springe. Mit den beiden Höhenzügen Deister und Kleiner Deister (auch Osterwald genannt) ist sie ein beliebtes Ausflugsziel. Und bei einem Waldspaziergang stößt der Wanderer nicht nur manchmal auf Hügelgräber aus der Bronzezeit, sondern auch auf die Überreste alter Burgen. Und ein Jagdmuseum im Jagdschloss neben dem Saupark erinnert an das für die Wildtiere (und manchen Treiber) tödliche Vergnügen der höheren Klassen.

Beginnen wir Im Kleinen Deister. Bei Altenhagen I liegt die Kukesburg, die im Volksmund auch Hünenburg genannt wird. Erdwälle und Gräben sind von der Befestigung am Nesselberg noch vorhanden. Vier Felsen sind geschickt in die Toranlage einbezogen worden. Der Name Kukesburg taucht in einer Urkunde um 1007 als Grenzmarke des Bistums Hildesheim auf. Allerdings wollen einige Forscher die Anlage schon in die Eisenzeit zurückdatieren. Wahrscheinlich geht die erste früheste Anlage aber nicht auf die Zeit vor dem 9. oder 10. Jahrhundert zurück.

Wer gut zu Fuß ist, kann sich von hier zu einer Wanderung über den Berg Richtung Osten aufmachen. Dort liegen die Überreste weitere Burgen im Wald versteckt.

Der Hallermundskopf am kleinen Deister trug einst die Burg der Grafen von Hallermund. Mauer- und Ziegelschutt, so wie Wälle und Gräben erzählen noch von der vormaligen Bebauung. Um 1160/70 errichtet, hatten seit 1282 die Welfen auf der Burg das Sagen. Doch 1445 kam das Ende. Das Schloss wurde nach kurzem Kampf geschleift. Vorgängerin der Burg auf dem Hallermundskopf war eine Anlage auf einem Bergsporn unterhalb des Burgberges. Hier stand einst eine Turmburg, bevor im 12. Jahrhundert die große Hallermundsburg angelegt wurde.

Auch die Barenburg (der Name sagt es ja bereits) zeigt Reste einer alten Befestigung mit einem teilweisen fünf Meter hohen Steinwall und einem Graben. Eine Wallücke im Südwesten dürfte das frühere Tor kennzeichnen. Die Anlage wird auch als Sachsenburg bezeichnet und den Germanenstamm der Sachsen zugerechnet. Entsprechend datieren die Vertreter dieser Theorie die Burg in das Jahr um 500. Die Anlage könnte nach Meinung anderer Heimatforscher demgegenüber schon in die vorrömische Eisenzeit zurückgehen, wobei sie eine Nutzung im frühen Mittelalter aber auch nicht auszuschließen. 200 Meter weiter findet sich die Königskanzel, die ebenfalls gegen Südwesten mit einem, heute nur noch einen halben Meter hohen Abschnittswall gesichert ist. Vielleicht ist die Königskanzel als Vorposten mit der Barenburg in Verbindung zu bringen. In 400 Meter Entfernung liegt die Bergkuppe Ritterkreuz, davor ist im Süden ebenfalls ein Wallgraben feststellbar. Ob auch diese Anlage zur Barenburg gehörte, ist ungewiss.

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Bei myHeimat habe ich einen interessanten Beitrag speziell zur Barenburg von Karl-Heinz Mücke gefunden.
Hier der Link:
http://www.myheimat.de/springe/kultur/die-barenbur...
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Bekannter als die im Wald versteckten Burgreste ist das Springer Jagdschloss. Es liegt etwa in Richtung Saupark und dem Wisentgehege (sehenswert) abseits der Stadt. 1842 wurde das Jagdschloss für die hannoverschen Könige erbaut und in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts dann noch einmal erweitert. Heute beherbergt es ein Jagdmuseum.

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Jagdschloss Springe.
Öffnungszeiten:
täglich außer montags von November bis März: 10.00 bis 16.00 Uhr;
von April bis Oktober: 10.00 bis 17.00 Uhr
Eintrittspreise:
Kinder ab 3 Jahren, Schüler / Schulklassen (pro Person): 1,50 €
Studenten, Schwerbehinderte, Azubis, etc. (mit Ausweis): 2,00 €
Erwachsene: 3,00 €
Erwachsene Gruppen ab 20 Personen (pro Person): 2,50 €
Jahreskarte Erwachsene (1 Zeitjahr): 20,00 €
Führung (bis 25 Personen) und / oder Diavortrag je: 30,00 €
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Zur Gemarkung Springe gehört weiterhin der "Hirschkopf", so heißt eine vorspringende Spornkuppe. Hier sind noch Reste einer Wall- und Grabenbe-festigung erkennbar. Vermutlich handelt es sich um eine eisenzeitliche Burganlage.

Wenden wir uns nun der Kernstadt Springe zu.

Seit 1250 sollen die Grafen von Hallermunt in Hallerspringe, dem heutigen Springe, einen Wirtschaftshof unterhalten haben. Nach dem Verlust ihrer Burg auf den Hallermundskopf bauten sie ihn zu einer Wasserburg aus, die jedoch außerhalb der späteren Stadtbefestigung von Springe lag. 1626 brannte die Anlage ab. Auf dem Gelände entstand dann der Amtshof. Ein Teil des ehemaligen Burggrabens blieb lange erhalten. Im Amtshof „Auf dem Burghof 1 A“ ist heute das Heimatmuseum der Stadt Springe untergebracht.

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Informationen: Tel.: 0 50 41 / 6 17 05; Fax: 0 50 41 / 6 35;
e-mail: info@museum-springe.de, www.museum-springe.de
Öffnungszeiten:
Di - Do 10.30 - 13.00 Uhr
und 14.00 - 16.00 Uhr
Fr 10.30 - 13.00 Uhr
So 10.30 - 16.00 Uhr
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Zur Sicherung der welfischen Besitzungen wurde 1530 bei Springe die Domäne Dahle angelegt. Einige der Wirtschaftsgebäude mit wehrhaften Bruchsteinmauern zeugen von der einst zugedachten Verteidigungsaufgabe.

Gleich zwei Burgen finden wir im Ortsteil Bennigsen.

Bennigsen entstand im Schutze einer Wasserburg, aus der das heutige Gut hervorgegangen ist. Die Ursprünge der Burg der Familie von Bennigsen im einst sumpfigen Gelände dürften bis in die Jahre 969 bis 996 zurückgehen. Und das heutige Herrenhaus des Gutes wird in seinem Kern auf die Zeit vor 1311 datiert, zu der das Geschlecht deren von Bennigsen erstmals genannt wurde. Damals stand das Haus auf einer Insel und war nur über eine Zugbrücke zu erreichen. Während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519 - 1523) beschädigte ein Feuer unter anderem das Herrenhaus, das danach 1566 erneuert und um ein zweites Stockwerk erweitert wurde. Weitere Ergänzungen und Veränderungen folgten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Im westlichen Bereich des Gutsparkes entstand 1863 bis 1864 ein neues Herrenhaus, heute Meierhofweg 2.

Ein Stückchen vom Ort entfernt, wo der Wind bereits in den Blättern des Deisters rauscht, liegt die Ringwallanlage der Bennigser oder Meinser Burg. Wahrscheinlich wurde die Anlage im frühen Mittelalter vielleicht als Fluchtburg errichtet. 1937 fand eine Grabung statt. Spärliche Scherbenfunde gehören in das 10. Jahrhundert. Der Wall der Hauptburg ist noch bis zu drei Metern hoch und 17 Meter breit. Mit Ausnahme der Tordurchlässe verläuft vor den Erdwällen ein Graben. Etwa 200 Meter südlich der Burg gibt es eine weitere Wall- und Grabenanlage, die wohl zur Burg gehörte.

Wie auch in anderen Dörfern des Calenberger Landes übernahmen im 16. Jahrhundert adelige Familien vorhandene Vollmeierhöfe und wandelten diese in Güter um. So entstanden in Gestorf die Rittergüter. Beeindruckend das Herrenhaus des Gutes an der Neustadtstraße 14, welches 1883 einen alten abgebrannten Fachwerkbau aus dem Jahr 1794 ersetzte. Das Gut an der Hannoverschen Straße 42/44 ist wohl durch die Zusammenlegung mehrere Bauernhäufen mit Resten der Besitzungen der ehemaligen Burg in Gestorf gebildet worden. Das Herrenhaus wurde um 1880 errichtet. Gestorf konnte früher indes auch eine richtige Burg aufweisen. Die Befestigung, die wohl an der Rottebeke stand, war eine Wasserburg im Eigentum der Familie von Ilten. Im 17. Jahrhundert soll die Anlage noch bewohnbar gewesen sein. Vom Rittergut II, dass einst nahe des Kirchplatzes lag, ist noch das zweigeschossige, verputzte Herrenhaus erhalten, welches einen Fachwerkbau aus der Zeit um 1800 ersetzte.

Das frühere eigenständige Städtchen Eldagsen wurde von den Grafen von Hallermund gegründet und befestigt, um ihre Besitzungen gegen die Welfen zu schützen. Im Stadtinnern legten die Grafen südlich der Kirche am Marktplatz ihr festes Haus, 1320 erwähnt, an. Bei Ausgrabungen in der St. Alexander Kirche kamen Reste einer Burgkapelle zum Vorschein. 1429 wurde die Burg verpfändet. Das aus dem festen Haus hervorgegangene Obergut wurde im 18. Jahrhundert an die heutige Obergutstrasse verlegt. Mithoff, ein heimatkundlicher Autor, erwähnt aber am früheren Burgstandort noch einige Kellergewölbe. Aus der Zeit um 1753 stammt auch das heutige Herrenhaus des Obergutes. Daneben gab es das Untergut am westlichen Ortsausgang sowie den aus dem Klosterhof des Klosters Marienrode hervorgegangene Paterhof „Am Wöhlbach“ mit einem Herrenhaus aus dem frühen 18. Jahrhundert.

Am alten Gehlenbach bei Eldagsen lag in einer ehemals feuchten Niederung – heute gibt es hier Ackerland – der verschwundene Schlangenberg. Dabei handelte es sich um den Burghügel einer Motte (d.h. einer Turmhügelburg). Scherbenfunde weisen in die Zeit vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. Hier lag wohl einst der Sitz der Herren von Reinvordessen.

Der Heimatauto Meyer nennt eine weitere Wallburg ähnlich der Bennigser Burg, Römerlager genannt, auf den Lüderser Berg (Lüdersen). Nähere Nachrichten darüber waren aber leider nicht in Erfahrung zu bringen

Das Schloss Rode in Mittelrode taucht um 1500 aus dem Dunkel der Vergangenheit auf. Von wem es gebaut wurde ist unbekannt, ebenso seine einstige Lage. Das heutige Herrenhaus des Gutes aus Fachwerk stammt jedenfalls erst aus der Zeit um 1680, war aber wohl ebenfalls mit einem Wassergraben befestigt.

Nur noch auf Luftaufnahmen lässt sich die Befestigung auf dem Schreikamp etwa anderthalb Kilometer von Völksen entfernt erkennen. Es handelte sich um ein Doppelgrabensystem. Funde verweisen die Anlage in das Neolithikum (Jungsteinzeit). Aus frühmittelalterlicher Zeit stammen hingegen die Anfänge des Gutes, welches früher neben der Kirche lag. Reste des einstigen Herrenhauses sind noch vorhanden. Im Norden der Ortschaft gab es dann noch ein zweites Gut, welches wohl Anfang des 14. Jahrhunderts entstand. Das Herrenhaus steht am Steinkrügerweg 2 und 4.

Gehen wir nun um den Deister herum und kommen nach Ronnenberg. Die Stadt vor den Toren Hannovers kann zwar im namens-gebenden Zentralort eine kulturgeschichtlich sehr wertvolle Kirche aufweisen, prunkvolle Schlösser fehlen indes. Von den wenigen Gutshäusern im Gebiet der Stadt Ronnenberg soll in der nächsten Folge dieser Serie die Rede sein.

Gliederung:
01. Einleitung / Literaturverzeichnis - 30.10.11
02. Burgen im Stadtgebiet von Hannover - 04.11.2011
03. Schlösser der Stadt Hannover – 13.11.2011
04. Burgen und Herrensitze in Hemmingen – 24.11.2011
05: Herrensitze in Laatzen – 15.12.2011
06. Schlösser und Burgen der Stadt Pattensen –
02.01.2012
07. Springe – Waldspaziergang mit Burgresten –
08.01.2012
08. Gutshäuser in Ronnenberg – in Vorbereitung

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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