Eine Kirche wegen Überfüllung geschlossen?

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Der Abend startete gleich mit einem sehr kompetenten Publikum. Bei den Gute-Nacht-Geschichten von Nikola Huppertz durften sich die Kids auch auf der Bühne ganz nah auf einer Decke zur Künstlerin setzen. Dabei waren auch die Erwachsenen ganz dabei, als es in der Geschichte "Die wiedergefundenen Träume" um guten und schlechte Träume ging und – dass man genau die schlechten Träume nicht vergisst. Ganz anders war dann das sprachspielerische Gedicht (spätestens hier waren auch die Erwachsenen mit im Boot)„Büchertraum“. Es handelt von einem Schriftsteller, der an seinem Schreibtisch einschläft und träumt..

Aber dann ging es auch für die jüngsten Besucher der Lange Nacht der Kirchen mit dem Titel „Harenberg und die Eine Welt“ an diesem besonderen Abend doch noch nicht in das Bett. Auch sie durften das folgende Programm, das ohne Pause bis 22.30 Uhr in dieser heißen Sommernacht zu erleben war, noch lange Zeit verfolgen.

Musikalisch ging es weiter und damit wurden zwei running-gags des Abends erkennbar: Am Abend erklang immer wieder ein Halleluja. Aber man konnte feststellen, es gibt mehrere, zum Teil nahezu unbekannte aber sehr wohlklingende davon. Und der im Programm folgende Kirchenchor startete gleich damit. Und in einem zweiten Halleluja kam ein überraschendes Instrument zum Einsatz: ein Kazoo. Trötend gab es eine Untermalung. Bunt wie das Thema des Abends war auch der Vortrag des Kirchenchors – z.B. mit einem Lied von den Philippinen „The earth“. Und der Chor endete – natürlich mit einem Halleluja. Dieses Mal war aber die voll besetzte Kirche dabei. Gemeinsam entstand ein Kanon unter der Leitung von Bärbel Steding.

Zu diesem Zeitpunkt war auch das „Catering“ vor der Kirche unter einem Zelt schon voll im Einsatz. Tablettweise wurden Schmalzbrote ebenso verkauft wie der St.Barbara-Käse aus Rohmilch aus Schwäbisch Hall. Und in der Kirche? Dort fanden sich nun auch die erwachsenen Leseratten ein und mit den auf den ganzen Roman appetitanregenden Abschnitten aus „Fireflies“ blieb Lina Derier voll im Thema des Abends. Da machen sich zwei sich zufällig treffende junge Menschen auf, in die Welt zu reisen. Auf dem Weg zu ihrem fernen Ziel landen sie in Israel. In einer Zeit, in der diese Stadt noch wirklich geteilt ist, geteilt aus Glaubensgründen. Es war nicht erstaunlich, dass Lina Derier direkt vom Büchertisch dieses Abends ebenso verkaufte, wie zuvor Nikola Huppertz.

Die Kirche war an diesem Abend auch Ausstellungsraum. Von ihrer Vielseitigkeit als Künstlerin konnten sich die Besucher überzeugen. Papierkollagen hingen in der Kirche und gemalte Werke: Michaela von Pilsach. Und selbst saß sie am Violoncello und es war trotz der sehr vielen Menschen in der Kirche sehr, sehr still. Sie startete mit Klassik und es wurde ganz leise immer voller: Prälude, Sarabande, Bouree 1&2 aus der Suite Nr 4 Es Dur für Cello solo von J.S.Bach. Keine leichte Kost und es gab hier schon viel Applaus. Dann aber kam eines der Stücke, die Gänsehaut erzeugen und ein wirkliches Beherrschen dieses Instrumentes erfordern: "pianissimo" von Peteris Vasks. Auf dem Cachon begleitete sie dann der Pastor der Gemeinde Nikolaus Kondschak bei "Rio Sena" von Astor Piazzolla und man merkte den beiden den Spaß an der Musik an.

Inzwischen war die Kirche so voll, dass die Türen nicht nur wegen der heißen Sommernacht offen blieben. Ein Teil der Besucher stand schlicht vor der Tür als der zweite Chor, die „Eternal Flames“ mit seinem Programm startete. Auch sie hatten natürlich ein „Halleluja“ dabei und mit ihren tollen Stimmen ging es mit ihnen über „Aladin“ und „You raise me up“ zu einem Medley von ABBA, das Begeisterungsströme auslöste. Auch sie hatten mit ihrem Programm sich an dem Gag beteiligt, in ein Stück den Einsatz von Kazoo einzubauen. Und sie haben einen Chorleiter, der überrascht. Er ist einfach Teil des Chors und man muss sehr hinschauen, um seine Anweisungen zu erkennen - dazu bringt Ted Adkins eine besondere Stimme mit ein. Aber auch für diesen Chor galt: Es gibt keine Zugabe. Es geht gleich übergangslos weiter.

Und weiter ging es in eine ganz andere Welt. Hier war auch wieder Mitmachen angesagt, denn Impro-Theater mit „Hannover 98“ funktioniert nur mit dem Zuruf von Schlagworten. So landete eine Szene – das Publikum wollte es so – in der Badewanne und eine in einem Buss - textilfrei. Der herzhafte Applaus zeigte den Künstlern – unter ihnen Rainer Künnecke, in Seelze der Reitergeneral Obentraut -, dass sie in dieser Kirche nicht zum ersten Mal überzeugt hatten.

So wie der Abend begonnen hatte, endete er auch: Mit einem Chor, der in diesem Dorf Harenberg zu Hause ist. Der ChorOfun hatte es besonders schwer gehabt, denn nun waren ja schon vier Hallelujas erklungen. Und auch sie wollten mit einer weiteren Version überzeugen. Und das gelang so, dass dieser Beitrag aus ihren Gesamtvortrag wirklich hervorragte. Ein Halleluja aus Norwegen hat Chorleiter Alberecht Drude gefunden. Auch sie hatten aber bei einem anderen Stück viel Spaß mit dem wieder ganz anderen Einsatz dieses kleinen, einfachen Blasinstrumentes Kazoo. Man konnte es an diesem Abend in der Kirche auch erwerben und so klang es auch außerhalb der Kirche auf dem Weg nach Hause aus so manchem Mund.

Der Sommerabend endete mit einem gemeinsamen Lied aller anwesenden Menschen: Guten Abend, gute Nacht. Und danach war es für wenige Sekunden wieder sehr still in der Kirche. Einfach so.
Das Programm war zu Ende, aber noch lange nicht der Abend. Bei Wein, Käse und Schmalzbroten standen noch viele Beteiligte und Gäste dieses Abends lange vor der Kircche, ließen so manchen Moment Revue passieren und fanden neue Kontakte.

Bürgerreporter:in:

Evelyn Werner aus Seelze

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