12xk – Klar Novechento

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Es ist dunkel in der Kirche. Gefühlt mehrere Minuten ist Meeresrauschen zu hören. Und dann geht das Licht an und er tritt auf Detlef Heinichen. Die Kulisse, die den ganzen Kirchenraum vor den Sitzreihen einnimmt, entpuppt sich als irgendwo im Bauch eines Schiffes. Es ist das Schiff, auf dem Novechento lebt. Und von seinem Finden in einer Zigarrenkiste auf dem Schiff schildert der Trompeter Tim Tonney - alias Detlef Heinichen. Dieser Trompeter ist also keine Puppe. Und Novecento, richtig Danny Boodmann T.D. Lemon Novecento, wird erst sichtbar, nachdem er zum zweiten Mal Waise geworden ist, weil ein tödlicher Unfall seinen „Pflegevater“ traf. Dann startet allmählich seine Geschichte als Pianist auf dem Ozeandampfer, den er viele Jahre nicht verlassen wird. Verwickelt wird er in ein Piano-Spieler-Duell. Irgendwann will er das Meer von der anderen Seite sehen und geht im Hafen von New York kurz von Bord. Sein Ende findet er, als „sein“ Schiff zur Entsorgung in die Luft gejagt wird. Diese Geschichte erleben die Besucher dieses Abends. Und sie erleben mit Detlef Heinichen einen Schauspieler, der sie so in den Zauber dieser Geschichte zieht, dass er sie vergessen lässt: Seine Mitspieler sind keine Menschen. Es ist der kleine Novechento und es ist sein Gegenspieler, Jerry R. Morton, der angeblich den Jazz erfunden hat, beim Pianoduell. Dieser besteht aus einer immer leerer werdenden Whiskyflasche und einem Korken mit einem geschnitzten Korken und einem Herrenschuh als Fuß. Natürlich spielt die Puppe Novechento eine zentrale Rolle.

Aber Detlef Heinichen wäre nicht ein Schauspieler mit einer professionellen Ausbildung – damals noch in der DDR – wenn er das Umfeld nicht vergessen ließe, wenn man nicht an ihm, an seinen Lippen hängen würde, wenn er als der Trompetenspieler sagt: „Wir spielten, weil der Ozean groß ist und Angst macht – Ragtime, die Musik nach der Gott tanzt, wenn es keiner sieht.“. Man möchte keinen Moment auf der Bühne verpassen und so ist man wirklich betroffen, als in der Wasserschale das Papierschiff in Feuer aufgeht, weil der Ozeandampfer des Novechento brennend sinkt.

Das Stück hatte mit dem Satz begonnen: „Man sieht in den Augen der Menschen das, was sie sehen werden.“, hat den Sinn des Satzes bewiesen. Klar – der Applaus ist herzlich und lang anhaltend. Es war ein Publikum, das sich teilweise vorher in die Novelle eingelesen hatte, das sie teilweise nicht kannte, das so überzeugend Figurentheater als Kunst nicht erwartet hatte. Das sagten sie auch zum Abschied Detlef A Heinrichen aus Dresden.

Und wie geht es weiter in der Reieh 12xk? Mit 12xk - Kennen Sie Swing und Latin?

Bürgerreporter:in:

Evelyn Werner aus Seelze

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