Wieder einmal hat mich der Ruf der Berge nach Südtirol gelockt.
Schon seit Jahren erlaube ich mir den Spaß, per "Street view" unbekannte Straßen und Berg-Regionen in Südtirol (visuell) abzufahren und somit aus der Not eine Tugend zu machen. Eine Technik, die mir aber auch bei konkreter Urlaubsplanung gelegen kommt. So auch im vorliegenden Fall, einem Kurztrip hinauf in die Südtiroler Bergwelt.
Die alte Liebe zu Südtirol und den Bergen wird mich wohl nie mehr verlassen. Gerne spreche ich in diesem Zusammenhang von einer magischen Kraft, von der Mystik so mancher Berggestalt, die mich fasziniert und begeistert. Es gibt Berge, die mir zeigen, wie man sich gegenseitig halten und stützen kann.
Mein Sehnsuchtsberg, der PEITLERKOFEL, zu dem wir in den letzten warmen Oktobertagen noch unterwegs waren, ist so ein Berg. Er hat eine geheime Botschaft. Für DICH und für MICH.
Nach relativ kurzer Anfahrt aus meinem Heimat-Landkreis Weilheim-Schongau, waren wir störungsfrei und im eigenen Auto auf der alten Brennerstraße gen Süden gefahren. Das Bergfieber war greifbar. Endlich sollte ich dort hinaufkommen zum Berg meiner Sehnsucht, die schon so viele Jahre währte. War ich doch schon so oft in Südtirol herumgekommen, aber dort oben am Würzjoch, direkt vor den mächtigen Felswänden des Peitlerkofel, war ich noch nie.
Schon allein die Auffahrt ab St. Andrä war spannend. Mit jeder Kurve wurde das schmale Bergsträsschen (ST.29) enger, meiner Vorstellung von Naturpark ähnlicher. Schon allein die Fahrt dort hinauf übertraf meine Erwartung. Herrliche Bergwiesen wechselten sich ab mit locker in die Landschaft eingefügtem Baumbestand, der dort weitverbreiteten Zirben, auch Arfen genannt.
Das Rufen der mächtigen Dolomiten-Riesen dort oben an der Waldgrenze war nicht mehr zu überhören. Wir fuhren Richtung Himmel, Richtung Licht und Sonne.
Je höher wir kamen, wichen die bergseitigen Hänge der Plose und dem Pfannspitz zurück, und aus dem Gemisch von Landschaft und Himmel blitzten hellgraue Felswände hervor, deren Konturen ich selbst im Schlaf noch hätte nachzeichnen können.
Dort, es brauchte nur einen Blick durch die Frontscheibe des Autos, dort glänzte zwischen den Lücken des Bergwaldes, mein "Zauberberg" im Sonnenlicht. Doch schon die nächste Kurve im lichter werdenden Wald verschluckte ihn wieder. Aber nun waren wir auf dem Weg zum Berg und der Berg war auf dem Weg zu uns. Es war schon ein kleines Wunder, dass ER wirklich immer noch da war, am selben Platz wie eh und je, und wie in unzähligen Bergführer - und Dolomiten-Bildbänden abgebildet und beschrieben.
ER - der Berg, war heraufgestiegen, war aufgestiegen aus einem Urmeer aus Vergangenheit und Geschichte. ER zeigte sich plötzlich in seiner vollkommenen, perfekten Gestalt, schälte sich heraus aus feinen, dünnen Wolken, die uns - noch im Auto - die Sicht frei gaben auf ein Wunder aus Stein, auf ein "Welt-Natur-Erbe"; ´Wir waren angekommen in einer prachtvollen und einzigartigen Dolomiten Landschaft.
Wie also könnte ich es noch besser und noch schöner beschreiben? Es war einfach so: Noch am selben Tag an dem wir von zu Hause losfuhren, stand ich meinem Sehnsuchtsberg, dem zweigeteilten PEITLERKOFEL in seiner ganzen, stattlichen Größe von 2875 m gegenüber. Gleich daneben, als wäre es der "Welterbe-Naturwunder" noch nicht genug: Die Aferer Geisler mit den seltsam klingenden, namentlich genannten "Tullen" und wieder gleich daneben, die Villnößer-Geisler. Vielbesuchte Dolomitenberge mit großer Geschichte und Namen bekannter Bergpioniere wie z.B. Reinhold Messner, der im Villnößtal geboren und aufgewachsen ist.
Neben mir - und das will ich ebenso nicht unerwähnt lassen - stand der Mensch, der für mich diesen Herzenswunsch hat wahr werden lassen: Ich nenne ihn einfach mal meinen Wunsch-Erfüller! Diesen Typus Mensch soll es ja da und dort noch immer geben! Sie sind zwar rar geworden, die heimlichen Wunscherfüller, aber - es gibt sie tatsächlich immer noch !!!
Mein Herz, mein verliebtes Bergler-Herz, hängt noch immer dort oben an der höchsten Spitze des Peitlerkofels. Ich wollte mein Herz nur zu gerne zurücklassen, sozusagen als Pfand dafür, dass ich wiederkommen kann... schon recht bald. Vielleicht im nächsten Frühjahr, wenn auf den Bergwiesen die weiß-rosa-lilafarbene Krokusse blühen. Blütenkelch an Blütenkelch....
Vielleicht ? - So Gott will?! - Ich werde es abwarten müssen.
Ortsbeschreibung: Das etwas abseits gelegene "Würzjoch" (2006 m), ist der höchste Punkt der Verbindungsstraße vom Gadertal ins Eisacktal bei Brixen. Von der Autobahn herkommend fährt man von der Ausfahrt Brixen-Pustertal von Brixen aus über St. Andrä bergauf entlang der Südflanke der "PLOSE" hinauf bis zum Würzjoch. Hier Scheitelpunkt der Pass-Straße hinunter nach "Antermoia". Dort wäre man dann schon im ladinischen Teil Südtirols. "Alta Badia" oder auch "Abteital", sind geläufige Begriffe, die in jeder Südtirol-Werbung immer mal wieder auftauchen.
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Alta Badia, oder Abteital;
Text u.Foto: Heidi Kjaer
Eine schöne Gegend.