Mit Gisela auf Theodor Fontanes Spuren durch die Mark Brandenburg.

Theodor Fontane
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Von Templin starten wir und fahren über Lychen nach Neuglobsow.

Neuglobsow sehen wir auf der Fahrt nach Rheinsberg. Der Ort liegt zwischen dem Stechlinsee und dem kleinen Dagorosee. Die alten Häuser und auch der ehemalige Lippertsche Gasthof, das heutige Fontanehaus, in dem der Dichter oft einkehrte, erinnern an die Zeit der Glasbläser. Nach der Stillegung der Globsower Glashütte in den Jahren nach 1880 entwickelte sich allmählich der Ferienbetrieb. Neben einstigen Landhäusern reicher Fabrikbesitzer sehen wir heute noch einige sehenswerte alte Fachwerkhäuser.

Direkt hinter dem Ort befindet sich der Große Stechlinsee. Er ist einer der reizvollsten Seen und ein vielbesuchtes Ausflugsziel. Der See ist durch halbinselartige Vorsprünge stark gegliedert. Mit achtundsechzig Meter maximale Tiefe ist er einer der tiefsten Seen der Mark Brandenburg. Seit 1938 stehen das Seengebiet, die dazwischen liegenden Wälder und die kleinen Moorgebiete unter Naturschutz. Das Naturschutzgebiet zeigt auch zahlreiche seltene Pflanzen, u.a. fast alle heimischen Bärlapp- und Wintergrünarten, Wacholder, Sumpfporst, zwei Sonnentauarten und mehrere arten von Waldorchideen. Der See ist Brutgebiet des Kranichs und Jagdgebiet von See- und Fischadler. Der Name des Stechlinsees wurde durch Theodor Fontane weithin bekannt. Er hatte den von Sagen und Geschichten umrankten See bereits im ersten Band seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beschrieben und widmete ihm fast fünfunddreißig Jahre später sein letztes Buch, den berühmten Roman „Der Stechlin“. Der Stechlinsee ist nicht mit Ausflugschiffen zu erreichen und zu befahren.

Bei Merz sehen wir rechts den Roofensee und weiter auf der rechten Seite den Nehmitzsee.

Wir sind in Rheinsberg angekommen. Die Stadt war vor gar nicht so langer Zeit noch ein abgeschnittenes kleines Landstädtchen, das nur mit viel Mühe zu erreichen war und in das sich selten ein Fremder verirrte. Theodor Fontane entriss Rheinsberg um 1860 der Vergessenheit. Um die zweitletzte Jahrhundertwende setzte dann der Fremdenverkehr und Ausflugsverkehr ein. Die Rheinsberger Industrie hat eine bemerkenswerte Tradition. Die einstige Steingutfabrik, jetzt Rheinsberger Keramik GmbH, geht auf eine 1762 errichtete Steingutfabrik zurück. Ihre Waren, Tafelservice, Geschirr Vasen und Figuren tragen ein „R“, das bis heute als Warenzeichen erhalten ist. Dieser Betrieb bestand nur bis 1866. Eine zweite Steingutfabrik wurde 1916 vor dem Mühlentor errichtet. Heute ist der Betrieb mit umweltfreundlichen elektrischen Tunnelöfen ausgestattet. Das Schloss ist eines der schönsten Bauwerke des norddeutschen Rokokos. Knobelsdorff entwickelte das Rheinsberger Schloss aus dem bereits bestehenden Baulichkeiten. Das heutige Schloss entstand 1735 – 1736 im Auftrag des preußischen Königs unter Leitung des Hofbaumeisters von Kemmeter. Es war als Landsitz für den Kronprinzen Friedrich gedacht, doch entsprach es nicht dessen Vorstellungen. Friedrich beauftragte seinen Baumeister Knobelsdorff mit der Umgestaltung. Mit dem Namen Knobelsdorff verbinden sich so bekannte Bauwerke wie die Deutsche Staatsoper in Berlin oder das Schloss Sanssouci. Die vier Jahre Aufenthalt in Rheinsberg von 1734 – 1740 waren für den jungen preußischen Kronprinzen eine fruchtbare Studienzeit, fast wie in einem „Schlupfwinkel“, wie er einmal schrieb. Eine besondere Rolle spielten der Briefverkehr und die Freundschaft mit Voltaire.

Hinter Rheinsberg Richtung Zechlinerhütte auf der linken Seite der Grienericksee und anschließend der Rheinsberger See.

Kurz vor Zechlinerhütte dann noch der Schlabornsee.

Wir befinden uns jetzt in Zechlinerhütte. Vor zweihundert Jahren waren die hier hergestellten Gläser sehr beliebt. Glashütten entstanden früher vorwiegend in waldreichen Gebieten, da sie einen großen Holzbedarf hatten. 1734 entstanden hier eine Glashütte, ein Ofenhaus und ein Glasmagazin. 1737 begann die Produktion von Feinkristall. Die weiße Hütte erhielt das Monopol für weißes Glas in der Kur- und Neumark und fand überall guten Absatz für ihre Waren. Im 19. Jahrhundert musste sie sich auf industrielle Glasfabrikation umstellen, bis sie 1890 ihren Betrieb ganz einstellte.

Auf der Weiterfahrt kommen wir durch Canow.

Canow ist Ortsteil der Gemeinde Wustrow und liegt am Südrand der Mecklenburger Seenplatte zwischen links dem Labussee und rechts dem Canower See. Bekannt ist Canow als Erholungsort und durch seine Schleuse. Der Labus- und der Canower See sind hier durch ein kurzes Kanalstück verbunden, das zur Müritz-Havel-Wasserstraße gehört. In Canow befand sich 1740 ein Sommersitz der Strelitzer Herzöge, den Kronprinz Friedrich, der spätere Preußenkönig, besuchte und worüber er seinem Vater berichtete. Häufig wird das Haus in der Literatur als Jagdhaus bezeichnet. Dessen Standort am Canower See, von wo ein weiter Blick über das Wasser möglich war, ist noch an dem bestehenden baumbestandenen Hügel erkennbar. Durch die im Ort etwa zwischen 1960 und 1990 zahlreich entstandenen Ferienwohnungen und die Bungalowsiedlungen wurde Canow zu einem beliebten Urlaubsziel. Die Nähe zu Rheinsberg und die verkehrsgünstige Anbindung an Neustrelitz begünstigten diese Entwicklung noch. Am Ausgang der Schleuse auf der Seite des Labussees befindet sich die Fischerei Canow, die zur Seenfischerei Obere Havel gehört.

Es geht es weiter nach Wustrow. Auf dem Hügel gebaut und weit sichtbar ist die Kirche von Wustrow aus dem Jahre 1897. Sie ist die Nachfolgerin einer einfacheren Kirche, die wegen ihrer Bauweise aus Holz nicht lange erhalten werden konnte. Von den daneben liegenden Gräbern sind nur noch wenige erhalten. Der Kirche gegenüber befindet sich das Pfarr- und Schulhaus. Noch bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts wohnten darin in Wustrow Lehrer. Nach 1990 wurde eine Heimatstube eingerichtet, in der bei Führungen interessante Ausstellungsstücke mit orttypischen Geschichten verbunden werden. Die ehemals recht einfachen Häuser und Hofanlagen der Bauern wurden in den letzten 40 Jahren erheblich verändert und zum Teil soweit ausgebaut, dass sie sich für die Vermietung in den Sommermonaten eignen. Auf diese Weise konnten viele Hausbesitzer einen Beitrag zum schmucken Aussehen des Dorfes, bereits um 1980 herum, leisten. Am Ortsausgang an der Wegkreuzung nach Pälitzhof, in der Ortsmitte an einer Telefonzelle, sowie am Ortseingang steht jeweils eine Stele aus dem Jahre 1997, die Jugendliche zur Erinnerung an einen Todesmarsch von KZ-Häftlingen im April 1945 errichteten.

Rechts ist der Plaetinsee, der in der Mecklenburgischen Seenplatte liegt. Der langgestreckte See ist maximal 3,8 Kilometer lang und bis zu 700 Meter breit. Er ist durch eine schmale Halbinsel in einen Süd- und einen Nordteil gegliedert. Im Nordteil befindet sich die etwa 19 Hektar große und zu Großteilen bewaldete Insel Hühnenwerder. Große Teile des Seeufers sind moorig und haben einen breiten Schilfgürtel. Am See existiert auch eine Umtragestelle für Wasserwanderer zum Klenzsee. Wasserwanderer dürfen den See nur innerhalb des betonnten Bereiches Richtung Schwaanhavel durchqueren

Links der Klenzsee.

Danach weiter über Wesenberg nach Klein Trebbow.

Von den zahlreichen Seen in unmittelbarer Nähe Wustrows Werde ich hier nur den Rätzsee, der Krumme Waldsee, der Labussee, der Kleine Palitzsee, der Kienzsee, der Plätlinsee und der Peetschsee genannt. Die Seen sind untereinander verbunden und Teil der Müritz-Havel-Wasserstraße (MHW). Das gesamte Gebiet ist ein Eldorado für motorisierte und muskelkräftige Wassersportfreunde. Zwischen den Seen erstrecken sich ausgedehnte Wälder und sanfte Hügel.

Der Ortsteil Klein Trebbow wurde 1284 erstmals schriftlich erwähnt. Das Gut Klein Trebbow wurde 1326 an einen Vasallen verkauft. Nach weiteren Besitzerwechseln war es von 1774 bis 1945 Eigentum derer von Barner. 1847 entstand die Parkanlage mit seltenen Bäumen, 1865 wurde das heute bestehende Herrenhaus teilweise auf älteren Kellergewölben errichtet. Etwa zur gleichen Zeit wurden die Gutsarbeiterkaten errichtet, die entlang der Dorfstraße heute das Ortsbild prägen. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges war Klein Trebbow völlig überfüllt: eine Wehrmachtseinheit von 3000 Soldaten bezog Quartier im Dorf, ein Flüchtlingstreck aus Ostpreußen kam an. Viele dieser Flüchtlinge ließen sich im Ort nieder. Nach der Besetzung des Gebietes durch die Amerikaner im Mai 1945 wurde das Gebiet Ende Juni 1945 von der Roten Armee übernommen. Das heutige Bild wird durch die alte, aus dem späten 19. Jahrhundert stammende Bebauung entlang der Dorfstraße geprägt Im Schloss Klein Trebbow sollen nach der Sanierung Ferienwohnungen eingerichtet werden.

Links ist der Tiefe Trebbower See. Der See ist über den Floßgraben aus Richtung des Woblitzsees mit Leichtbooten befahrbar. Für den motorisierten Schiffsverkehr ist der See gesperrt.

Wir haben Fürstenberg erreicht. Rechts sehen wir den Schwedtsee.

Wir passieren Lychen und kommen auf unserem weiteren Weg zurück nach Templin durch Densow. Das ehemalige Kolonistendorf Densow liegt zehn Kilometer noch von Templin entfernt. Es wurde erstmals urkundlich erwähnt 1307.

Uff, wir sind wieder im Hotel angekommen und werden auf unserem Abschiedsabend mit kulinarischen Köstlichkeiten und künstlerischen Darbietungen verwöhnt. Noch viel Vergnügen dabei.

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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