"Meine" Sonnenfinsternisse im 20. und 21. Jahrhundert

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Nach einem halben Jahrhundert konnte ich durch das Internet etwas über die erlebte partielle Sonnenfinsternis am 09.07.1945 erfahren.
Am 11. August 1999 von 11:20:30 Uhr bis zum Maximum um 12:37:40 Uhr – d. h. ganze 155 Minuten lang, erlebten wir in Rostock in unserem Kleingarten eine Sonnenfinsternis. Darauf hatten die Zeitungen, das Radio und Fernsehen schon länger aufmerksam gemacht. Alle Leute waren gespannt, dieses Naturschauspiel zu erleben.

In den Medien war gemeldet worden, das, wenn der Mond den größten Teil der Sonnenscheibe verdeckt hätte, in der Natur wunderliche Sachen vor sich gehen könnten. Darauf warteten wir ganz neugierig.

Warum betone ich diese Bemerkung besonders? Ich wurde an die Sonnenfinsternis vom 9.Juli 1945 im heutigen Kreis Nordwest-mecklenburg, in Dorf Reppenhagen, erinnert. Sie begann nach „Greenwich – Zeit“ um 12:56:20 Uhr. Die Sonnenhöhe war zu diesem Zeitpunkt 53,8 °. Das Maximum der Finsternis war um 14:10:10 Uhr. Sie dauerte damit genau 142 Minuten. Als Bezugspunkte wählte ich die Koordinaten von Lübeck: 10,7° E; 53,9° N.

Warum diese „Vorrede“? Erst nach 54 Jahren war ich durch den Gebrauch des Internets, in der Lage, diese exakten Zeitangaben zu machen. (http://eclipse.astronomie.info/sofi/sofi.txt/LUEBE...)

Es war ein warmer Sommertag. Mit dem Eintreten der „Verdunkelung“ durch das Verschwinden der Sonne wurde das Vieh, besonders die Kühe, ganz unruhig. Die Vögel flatterten ganz aufgeregt herum. Ein kräftiger Wind kam auf. Es wurde eigenartig schummerig und kühl. Ganz unheimlich wurde uns, denn auf dieses Erlebnis der Natur waren wir nicht eingestellt. Zeitung und Radio – schon gar nicht Fernsehen – hatten wir in den Nachkriegsmonaten nicht. Das Radio mußten wir an die Besatzungsmacht abgeben. Alles kam ganz überraschend, ohne das wir darauf vorbereitet waren oder darauf vorbereiten konnten.

Wir e r l e b t e n oder noch besser d u r c h l e b t e n dieses Naturschauspiel, das im wahrsten Sinne des Wortes ü b e r uns kam.

Ganz tief hat es sich in mein Gedächtnis eingeprägt. Ob sich noch mehr Menschen an die Sonnenfinsternis (die in Nordeuropa als totale Finsternis in Erscheinung trat) von „FÜNFUNDVIERZIG“ erinnern können? Ob ich hier auf eine Nachricht warten kann?

Und nun zur partiellen SoFi am 20.03.2015 - es wurde das Licht immer fahler, Farben wurden undeutlicher, dann wurde es spürbar kühler und starker Nebel hüllte Lütten Klein völlig ein.

Ein notwendiger und nun möglicher Nachtrag:
Viele Jahre habe ich darauf gewartet, es möge sich jemand in Deutschland melden, der wie ich die Sonnenfinsternis im Juli 1945 erlebt hat. Heute am 25. März 2015 bekam ich einen Brief aus 30890 Barsinghausen, von Frau Dorothea Erhardt, die mir schrieb: "Wie habe ich mich gefreut , als ich gestern Ihre Schilderung der Sonnenfinsternis im Juli 1945 gefunden habe. Ich habe diesen Tag ähnlich wie Sie erlebt. Ich war in unserem Garten, als ich bemerkte, dass es dunkler wurde und unsere Hühner aufhören zu picken und alle in ihren Stall zum Schlafen gingen. Da es mir kalt wurde, der Himmel aber wolkenlos war, sah ich, dass sich der Mond vor die Sonne geschoben hatte. Diese Sonnenfinsternis hat sich bei mir eingeprägt. Als die Medien die bevorstehende Sonnenfinsternis ankündigten, habe ich immer gesagt: So etwas habe ich schon einmal kurz nach dem Krieg erlebt, aber es war Sommer!"
Ich freue mich, dass ichnun durch Ihre Beschreibung das genaue Datum im Computer gefunden habe und danke Ihnen
herzlich."

Ich kann dazu nur schreiben, Geduld muß man haben und sich über das Internet freuen. Ohne diesen Vermittler, wäre es wohl kaum gelungen, diese Erfahrung austauschen zu können. Bleiben wir beiden ALTEN nun immer noch die Einzigen, die es erlebt haben?

Bürgerreporter:in:

Hans Jürgen Grebin aus Rostock

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