Unterhaltung mit einer Künstlerin bei der Arbeit

11. Mai 2012
14:00 Uhr
Freibad Empelde, 30952 Ronnenberg
Mit der Trennscheibe wird auch das Holz geglättet.
9Bilder

Erst eher zufällig, dann später mit Neugier traf ich auf die Künstlerin Ulrike Meinholz aus Hannover bei der Arbeit an einer Skulptur, die am 11. Mai 2012 vor dem Freibad in Empelde aufgestellt werden soll.
"Abtauchen" soll die Figur heißen; so ist jedenfalls offiziell verkündet worden, aber es steckt doch etwas mehr hinter diesem doppeldeutigen Namen. Eine Nixe ist aus dem Eichenstamm entstanden, die kopfüber in die Fluten springt. "Abtauchen" bedeutet ja auch, sich zu verstecken, unauffindbar zu sein. Die Künstlerin hat in ihrer Phantasie während der Arbeit - das sei ihre Methode - sich eine Quellnymphe vorgestellt und gelacht, als ich sofort den Namen "Egeria" vorschlug, die bekannte römische Mythenfigur, die in jedem zweiten Kreuzworträtsel vorkomme.
Nein, meinte sie, das habe eine andere Bewandnis. In der Nähe sei eine eisenhaltige Quelle (die mir unbekannt ist) und die Verbindung liege in dem Eisenteil, das sich im Holz fand, als sie den Stamm mit der Kettensäge bearbeitete. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Grantatsplitter aus dem Zweiten Weltkrieg handelte. Dieser Splitter wurde von ihr mit einer Trennscheibe mühsam herausoperiert, die entstandene Einkerbung als Wasserwirbel in die Struktur integriert. Ebenso, wie ein Ast an der Vorderseite durch konzentrische Kreise betont wurde.
Ulrike Meinholz hat in Hannover (Eilenriede, Landschaftskunstpfad, v. Alten-Park) schon Skulpturen angefertigt und auch hierbei sei sie oft auf Unerwartetes und Nachdenkliches gestoßen. Als Kinder einmal eine ihrer Figuren als Zielscheibe benutzten und es ihr "weh" tat, merkte sie, dass sie ja dem Baum mit ihrer Kettensäge noch viel ärgeres Leid zugefügt hatte. Übrigens sollte man Bäume direkt oberhalb der Wurzel absägen: In jedem Baum stecke ein Faun (ein römischer Waldgeist), der bei einem höheren Schnitt nicht mehr herauskönne und gefangen sei. Künstler seien eben "sensibel", wie sie meinte.
Eigentlich trifft das auf Ulrike Meinholz in besonderem Maße zu, denn ihre Liebe gehört der Musik, die sie als Percussion-Künstlerin schon weit in die Welt gebracht hat. Da drehte sich das Gespräch natürlich um Rhythmen, vor allem nicht-europäischer Völker und die Notationsschwierigkeiten von Musik. Es würde zu weit führen, hierauf und einige andere Themen noch näher ein zu gehen.
Es sei nur noch verraten, dass die "Rind" betitelte Bank am Landschaftskunstpfad Empelde - Benthe, die oft als "Büffel" in Beschreibungen auftaucht, in "Wirklichkeit" eine Kuh sei und auf den Namen Ludmilla höre.

Bürgerreporter:in:

Peter-Michael Köhler aus Ronnenberg

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