Energiewende: Salz als Lösung?

Artikel in der "Welt" vom 10. 12. 12, S. 22
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An deutschen Küsten drehen sich die Windräder und erzeugen Strom. Manchmal ist es zu viel Strom, und die Räder müssen still gelegt werden. Manchmal herrscht kein Wind, und wieder stehen die Räder still. Da noch niemand wirklich effektive Speicher für Elektrizität erfunden hat, suchen Wissenschaftler und Techniker nach Ausweichmöglichkeiten, um überschüssige Energie zu speichern und in Flautenzeiten ins Netz zu speisen. Noch ein Problem: Die Netze weisen eine zu geringe Kapazität auf, um den Strom dahin zu bringen, wo er gebraucht wird.
Einige bereits existierende Lösungen: Dezentrale Blockheizkraftwerke, meist mit Wärmekopplung; Anwerfen von Reserve-Kraftwerken, betrieben mit Kohle oder Gas; Pumpspeicherwerke, sehr von der Topographie abhängig; einige weitere Lösungsansätze, die hier nicht weiter angeführt werden können, bis auf diesen:
Nutzung von Überkapazitäten an den Küsten, um Wasser (reichlich vorhanden) durch Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Wasserstoff selbst ist schon ein benutzter Energieträger, aber erst die Verbindung mit Kohlenstoff (reichlich vorhanden) und der Synthese zu Methan könnte einen Durchbruch darstellen, denn dies Gas kann direkt durch die bestehenden Rohrleitungen zu den Endverbrauchern gebracht werden. Erdgas besteht zum überwiegenden Teil aus Methan, und je höher dessen Anteil, desto energiereicher wird das Gas.
Zu viel Gas in der Leitung? Gas kann problemlos gespeichert werden, und dies geschieht seit langer Zeit, z. B. in Kavernen (künstlich angelegte Hohlräume) im Salz, z. B. in Ronnenberg-Empelde. Hier wird Gas mit relativ niedrigem Methangehalt (L-Gas) aus Niedersachsen und den Nordseefeldern eingelagert und gespeichert. Das russische Erdgas (H-Gas) hat einen höheren Methangehalt, transportiert also mehr Energie zum Direktverbrauch oder zum Betrieb von Turbinen zur Stromerzeugung.
Salz hat aber noch eine weitere Eigenschaft, die weitgehend unbekannt ist: es kann Wärme, auch über längere Zeiträume, praktisch verlustfrei speichern.
An Salz herrscht - gerade in Niedersachsen - kein Mangel, im Gegenteil, es ist im Überfluss vorhanden.
An der Universität Lüneburg, so berichtete am 10. 12. 2012 die "Welt", haben Wissenschaftler herausgefunden, dass ein bestimmtes Salz die besten Ergebnisse zeitigte, nämlich Magnesiumchlorid-Hexahydrat. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Es handelt sich um Magnesiumchlorid mit einem hohen Kristallwasseranteil (6 Moleküle auf 1 Molekül Magnesiumchlorid), als Mineral trägt es die Bezeichnung Bischofit.
Wärme, die bei der Elektrizitätsherstellung immer anfällt, kann so gespeichert und wieder, also zusätzlich, in Elektrizität umgewandelt werden.
Wer sich näher informieren will, der besuche das Niedersächsische Museum für Kali- und Salzbergbau in Empelde, und lasse sich mehr erzählen über diese "Thermische Batterie". Natürlich kann auch Bischofit in Augenschein genommen werden oder was Magnesiumchlorid noch an Eigenheiten aufzuweisen hat.

Bürgerreporter:in:

Peter-Michael Köhler aus Ronnenberg

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