68 Die Gehrdener Grabungen, ein Glücksfall für Ronnenberg

Jümmer vorwärts, Heimatbund Niedersachsen e.V.
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Zu den Berichten der HAZ „In Gehrden lebte ein Germanenboss“ und der Calenberger Zeitung „In Kontakt mit den Römern“ und „Blicke in die Vergangenheit“ und entsprechenden Rundfunkmeldungen vom 22.9.2011

Die nunmehr zehnjährigen Gehrdener Aktivitäten begleite ich mit großem Respekt. Es ist schon erstaunlich, welche spektakulären Funde da gemacht wurden. Und die Prospektionen unserer Nachbarin machen deutlich: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, auch bei leeren Kassen. Diese Stadt will es wissen!

Für Ronnenberg gewinnen mit diesen Grabungen zwei bisher von Historikern bagatellisierte Hypothesen wieder an Gewicht:
1. Der historische Hintergrund des Königsfeldes, der bislang nicht erforscht wurde und aktuell die Frage nach einem möglichen Zusammenhang mit dem Gehrdener Grabungsgelände in unmittelbarer Nähe.
2. Die frühe Infrastruktur im Zusammenhang mit dem Hellweg vor dem Santforde, die die frühgeschichtliche Besiedlung des gesamten Calenberger Landes berührt.
Getrennte Forschungsansätze einzelner Kummunen tragen gewiss nicht zur Lösung dieser Fragen bei. So gesehen ist es schwer verständlich, wenn Grabungsfelder vor Gemeindegrenzen halt machen. Auf diese Misere habe ich Frau Bartelt wiederholt angesprochen.
Das betrifft insbesondere die hiesige Situation. Der unmittelbare Nachbar Ronnenberg, ein exponierter, älterer Ort liegt direkt am Schnittpunkt dieses Hellweges mit einem weiteren Handelsweg, der vom Norden nach Süden führte. Hier in Ronnenberg, in der Nähe des Gehrdener Büntefeldes, häufen sich Flurnamen wie „Königsfeld“, „Uffm Könings“, „Vor dem Könnings“ pp, die Ronnenberger Überlieferung weiß von einem merowingischen Königshof an dieser Stelle und eine Fundstreuung (A. Moser, Katalog Nr. 2258) und zufällige Bodenbefunde (Grundmauern, Brunnen?) deuten auf eine frühere Bebauung.
Da stellen sich doch provokante Fragen wie diese:
Gehörte die handwerklich und agrarisch geprägte frühgeschichtliche Büntewegsiedlung etwa als Vorwerk zu diesem Königshof und war der Ur-Gehrdener aus der Merowingerzeit in Wahrheit ein Ur-Ronnenberger?
Womöglich lebte der Angehörige der germanischen Elite als fränkischer Statthalter auf diesem Königshof in Ronnenberg, der mit dem alten Freihof identisch sein könnte. (G. Meyer, Flurnamen) Der ist 1076 als villa Runiberc, später als Curie Vrygthof belegt. Ein nahe gelegener Richtplatz auf dem Gehrdener Galgenkamp stützt diese These und hebt die Bedeutung als Gerichtsplatz hervor. Hat der "Big Man" (HAZ) etwa von hier aus auch die von U. Bartels angedeutete Straßenkontrolle gesteuert?
Tatsächlich ist eine von der Archäologin in Erwägung gezogene Straßenstation von Wissenschaftlern des Landesmuseums 1934-1936 in der Ronnenberger Feldmark unmittelbar am Hellweg vor dem Santforde in Höhe des Königsfeldes als mehrperiodischer Siedlungsplatz lokalisiert und bestens datiert. Die Reste liegen im Velster Feld in der Nähe eines Teiches mit dem Namen „Königsee“. Die Befunde, u.a. ein Bohlenständerhaus mit Küche (2. Jh. n. Chr.), ein Steinturm (frühes MA) mit diversen Fundstücken, auch Glasringe und Bernstein, sind ähnlich sensationell einzuordnen, s. Katalog A. Moser, NLD, Ziffer 2248. Susanne Schmidt datiert in den Materialheften zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens, Band 30, NLD ununterbrochene Kontinuität ab Chr. Geb. bis Mittelalter.
S. hierzu auch meine Broschüre „Von Runibergun bis Ronnenberg“ Seite 35 und die Artikel Nr 63 und 67 auf dieser Website als Vorabdruck meiner in Arbeit befindlichen Titel.

Karl-Fr. Seemann
22.9.2011

NS
Vorabdruck eines Textbausteines der in Arbeit befindlichen Ortschronik.

Bürgerreporter:in:

Karl-Fr. Seemann aus Ronnenberg

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