Ich, ein Durchschnittsbürger, mutiere zum Exoten - und das beim Discounter! Oder: Welche Objektivität besitzt die Coronakrise?

Es gibt natürlich auch Aldi, Lidl & Co.

Allmählich mutiere ich zu einem Exoten bei meinem Haus-und-Hof-Discounter. Ich will nicht hoffen, dass mir schon bald die Absicht eines Überfalls unterstellt wird. Und warum? Weil ich im Discounter immer noch Maske trage. Ich muss immer intensiver suchen, um einen weiteren Maskenträger zu entdecken.
Die Unbekümmertheit der maskenfreien Menschen in ihrer inzwischen überwältigenden Mehrheit signalisiert mir: Was bist du für ein Gestriger, Corona ist doch längst vorbei!
Ja gut, würde ich erwidern, in den Medien, aber auch in der öffentlichen Aufmerksamkeit spielt Corona momentan tatsächlich keine Rolle mehr. Ich habe auch keine Angst vor Corona, bin übrigens dreimal geimpft. Aber ist Corona deshalb weg? Ich befrage immer wieder die aktuellen RKI-Zahlen und stelle fest: Für Entwarnung kein Anlass. Für den heutigen Tag wird Folgendes gemeldet:

Sieben-Tage-Inzidenz: 447,3 (Vortag: 331,8); (Vorwoche: 199,9)
Neuinfektionen heute: 105.840
Infektionen gesamt: 26.915.085
Neue Todesfälle: 107
Todesfälle gesamt: 139.914
Impfquote (Erstimpfung): 77,6 Prozent
Impfquote (vollständig): 75,9 Prozent
Impfquote Booster-Impfungen: 59,8 Prozent
Hospitalisierungsrate: Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen wurde in Deutschland am Dienstag mit 2,69 angegeben. Am Wochenende und an Feiertagen wird dieser Wert nicht aktualisiert. Der bisherige Höchstwert der Hospitalisierungsrate hatte um die Weihnachtszeit 2020 bei rund 15 gelegen.

Ein bis zwei Jahre zuvor hätten bei solchen Zahlen alle Alarmsirenen geheult, dabei befinden wir uns noch nicht einmal in der besonders kritischen kalten Jahreszeit. 
Die Aufmerksamkeit leidet wohl einfach unter Abnutzungs- und Ermüdungserscheinungen, eine Aufmerksamkeit, von der man sich fragt, ob sie den objektiven Gegebenheiten angemessen war oder heute ist, zumal wir uns zwischen extremen Wahrnehmungen befinden. Tägliche Tote im dreistelligen Bereich regen jedenfalls niemanden mehr auf.

Ich erinnere mich, als Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, der übrigens eine bundesweit vorbildliche Coronastrategie gefahren hat, zu Beginn der Pandemie geäußert hat, es würden durch Corona Menschen sterben, die wahrscheinlich ohnehin nicht mehr lange zu leben hätten, wie er öffentlich dafür praktisch gesteinigt wurde. Und was ist heute? Dreistellige tägliche Todeszahlen interessieren anscheinend keinen mehr, ich wiederhole mich.

Ich lasse in meinem Haus-und-Hof-Discounter weiterhin einfach mal die Maske auf, da das Virus nicht ausgerottet ist, sich womöglich sogar noch so manche tückische Varianten einfallen lässt. Außerdem stört mich die Maske nicht.

Im Übrigen: Der Ukrainekrieg nutzt sich im öffentlichen Bewusstsein auch schon ab, vom Klimawandel gar nicht zu reden. Ach, so sind sie, die Menschen.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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