Coronapolitik - die ersten Steine werden längst geworfen - zurecht? Ein Blick auf Neuseeland

Vermehrt Coronamüdigkeit und Unmut über die Coronapolitik allenthalben in der Bevölkerung. Das Vertrauen in die Politik schwindet. Und ein Ende der Pandemie - ist es in Sicht? Prognosen von Politikern schenkt man kaum mehr Vertrauen, wenn man sie überhaupt beachtet. Eine resignative Stimmung scheint sich übers Land zu legen. Man will den Wechsel von Lockdown und Lockerungen nicht mehr ertragen. Als befände man sich in einer unendlichen Geschichte. Was gegen die Unendlichkeit der Geschichte spricht, sind die gefundenen Impfstoffe. Der Unmut wäre sicherlich noch größer, hätte man diese nicht so schnell entwickelt.

Und das in einem Wahljahr. Gut, könnte man sagen, jetzt wird das Wahlvolk für einen Paradigmenwechsel sorgen. Aber für welchen? Und welche Parteien könnten ihn versprechen? Erdrutsche kann man weder bei den Bundestagswahlen noch bei den verschiedenen Landtagswahlen erwarten.

Dennoch wird in Zukunft, jedenfalls dann, wenn die Pandemie vorbei ist, wenn Bilanz gezogen werden kann, die Geschichte die Frage an die Politiker und andere Verantwortliche stellen: Wie zielführend, vernünftig und nachvollziehbar war eure Coronapolitik? Hättet ihr Fehler durch Weitsicht vermeiden können?

Aktuell scheinen Länder wie die VR China, Taiwan, Südkorea, Finnland und Neuseeland die besten Karten zu haben, Brasilien u.a. die schlechtesten. Schweden mit seinem Sonderweg dürfte aus dem Rennen um die besten Karten sein. Ganz vorne allerdings scheint Neuseeland zu liegen, ein demokratisches Land, das von Beginn der Pandemie keinen Gedanken an die Option Herdenimmunität verschwendet hat wie etwa Schweden. Jacinda Ardern, die neuseeländische Premierministerin, hat von Anfang an auf Ausmerzung des Virus gesetzt, unterstützt von Ashley Bloomfield, dem Direktor des dortigen Gesundheitswesens. Ein knallharter Lockdown zu Beginn der Pandemie und rigorose Schließung der Grenzen, wohl bis weit ins Jahr 2021 hinein, leichter umzusetzen als bei uns wegen Neuseelands Insellage. Nur Kiwis, Neuseeländer selbst, durften einreisen, wurden aber einer strengen Quarantäne unterzogen. Die Infektionszahlen stiegen zu keinem Zeitpunkt. Jacinda Ardern war währenddessen sehr präsent in den Medien, erklärte und ermutigte - und schuf, wenn man den Meldungen trauen darf, eine enorme Solidarisierung der ohnehin recht solidarischen Gesellschaft. Ardern hat die Menschen jederzeit mitgenommen auf ihren Wegen der Coronapolitik, die schnell und hart war. Sobald irgendwo das Virus auftrat, wurde rigoros gehandelt, nicht zuletzt mit Abriegelungen von Städten, so dass Neusseeland niemals die Kontrolle verlor. Infektionsketten konnten jederzeit verfolgt werden. Die Todeszahlen im Zusammenhang mit Corona blieben marginal, liegen gemäß Verlautbarungen immer noch bei unter 30. Hochgerechnet auf die Bevölkerungszahl, die in Neuseeland bei fünf Millionen liegt, entspräche das in Deutschland einer Todeszahl von unter 480. Zwischenzeitlich konnte Ardern Neuseeland für coronafrei erklären. Weitgehende Rückkehr zur Normalität war möglich, und die Wirtschaft hat vergleichsweise kaum Schaden genommen. Bei den Wahlen gegen Ende des Jahres 2020 quittierten die Neuseeländer Arderns Politik mit der absoluten Mehrheit ihrer New Zealand Labour Party.

Möglicherweise hatte Neuseeland auch Glück, das andere Staaten dieser Erde nicht hatten. Inzwischen hat man in Neuseeland auch mit den Impfungen begonnen, die zu einer gezielten Herdenimmunität führen können, ohne dabei viele Coronatote als Begleiterscheinung beklagen zu müssen. Womöglich kommt aber noch die große Zeit des Coronavirus in Neuseeland. Kann man's wissen? Arderns Coronapolitik eilte jedenfalls von Erfolg zu Erfolg, was das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierungspolitik nur gestärkt hat, während sich bei uns in Deutschland anscheinend Erfolge und Misserfolge die Klinke in die Hand geben. Dennoch dürften Vorverurteilungen fehl am Platze sein, gerade jetzt, da Einigkeit bei uns mehr denn je geboten ist.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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