Dinosaurier in der Weihnachtskrippe

Es ist der Weihnachtsmorgen und die letzten Vorbereitungen stehen an.
In meinem Weihnachtsgripperl, in dem die heiligen drei Könige berauscht vom Weihrauch und der Mhyrre zum Christkind wanken, sitzt nun in Pose geschmissen meine kleine schwarze Katze Mogli.
Inmitten der Krippe wirkt sie wie ein überdimensional großer Dinosaurier im schwarzen Pelz.
Vor ihr eine Herde Schafe, die nicht größer sind als ihre Katzenpfoten, das Kamel der drei Heiligen reicht ihr gerade bis zur Hüfte.
Nun kann ich froh sein, dass ich bislang kinderlos geblieben bin, denn sonst würden sich in meiner Weihnachtskrippe womöglich noch zwischen all den Tieren, meiner lebendigen Miezekatze auch noch wahrhaftige Plastikdinosaurier finden, die mit ihrem Atem das Christkind wärmten und Engel auf ihren Rücken ritten oder auch ein Teddybär, der das Christkind samt aller Statisten fast erdrückt.
Es herrscht auch auf diese Weise schon mehr als genügend Chaos unter den Tieren meiner Krippe. Es ist gut, wie´s ist.
Unter Moglis wachsamen Auge nehme ich mich nun der Geschenke meiner Lieben an, indem ich sie in Geschenkpapier mit silbernen Sternen schlage und mit einer Schleife ziere.
Wachsam achtet Mogli drauf, dass auch Päckchen in Katzengröße eingepackt werden und als das Geschenk vom Hund dran ist, ich kurz zur Türe geh, blickt bei meiner Rückkehr ein schwarzer Katzenkopf aus dem Hundepaket hervor.
Katze befreien, oder dem Hund ein Miauendes Paket überreichen?
Ich stellte mir das Prozedere leibhaftig vor und beschloss, die Katze zu befreien.
Noch als ich den Blick beim anbringen der Kerzen an meinem Christbaum aus dem Fenster schweifen ließ, und dieser am gegenüberliegenden Haus endete, erblickte ich ein typisch weihnachtliches Familienbild.
Er, versuchte vergeblich die Christbaumkerzen anzubringen an dem schönen groß gewachsenen Baum.
Doch sie – man sah es an der Gestik deutlich – war der Überzeugung, sie kann es sehr viel besser und dirigierte die Kerze am Baum einen Zentimeter weiter hinter. Die nächste ein Zweiglein linkser, die nächste rechtser, zu hoch, zu tief, nichts war recht und die Kleinen bewarfen Baum und Vater mit Lametta.
Ein Grinsen hab ich mir schon verkneifen müssen.
Jetzt lebte ich allein und hatte nur Probleme mit der Krippe.
Der Vater im Fenster gegenüber vollkommen fertig, als die Frau ihm die Christbaumkugeln reicht.
Doch ehe die erste Platz am Baume fand verstrich eine geschlagne viertel Stunde.
Erst, als ich die Spitze auf meinen Christbaum steckte, fand auch Kugel Nummer eins am Christbaum gegenüber platz. Und anhand der Kisten im Hintergrund und dem Gefuchtel von der Alten, war ganz leicht zu ahnen, was noch alles am Baume hängen sollt.
Was habe ich den armen Mann bedauert und es wunderte mich nicht, als von der Wirtschaft am Ende unsrer Straße lautes Gelächter dringt.
Da, in dem Moment schmeißt auch der Nachbarsmann die letzten Kugeln hin und seine Haltung lässt erahnen, dass er seine Meinung etwas lauter verlauten lässt.
Aus der Küche dringt zarter schwarzer Rauch.
Warum kann man in Familien keine Einigung darüber finden, wer den Braten macht und wer den Baum?
Die Kneipe füllt sich, es wird lauter.
Und als die Landschaft dunkler wird, die Straßenbeleuchtung langsam erhellt, schwanken die leid geplagten Männer in Richtung ihres Heimes und werden schon von ihren Frauen abgefangen.
Vom Alkohol schon leicht benebelt, schwankt man nun gemeinsam friedlich in die Kirche.
Den Schein heißt es bewahren. Und als der Pfarrer die Oblatten verteilt sagt mancher, es wär ihm lieber Wein.
Was der Weihnachtstag noch nicht geschafft hat, das schafft nun der Weihrauch, der den Verstand komplett benebelt und so schaffen sie es, dass sie am Abend brav die Klappe halten, den Frauen das Reden überlassen und somit für den weihnachtlichen Frieden sorgen.
Der nächste Weihnachtsabend kommt bestimmt im nächsten Jahr. Und mancher betet heut schon drum, dass der Wirt genügend Wein hat und besorgt sich noch in diesem Jahr Ohropax, damit er nichts von dem Gezeter hört um die Kerzen an dem Weihnachtsbaum.
Da lob ich mir, dass ich den Luxus hab vom Teilzeitmann und nur miauende Dinosaurier im schwarzen Pelz, die sich als Weihnachtsgeschenk verpacken lassen.
Überrascht stell ich nun fest, dass die Schafe in meiner Krippe auf übersichtliche Zahl gesunken ist.
Und ein Blick ins Hundekörbchen hat verraten, dass Assira ihre eigne Krippe baut.
Inmitten des großen Hundekörbchens liegt ihr Hundespielzeugbär mit den abgenagten Beinen, der wohl das Christkind ist und die kleinen Plastikschafe rings herum eher wie Flöhe wirken, ganz entgegen der Dinosaurierkatze in meiner Weihnachtskrippe.
Wie vielseitig die Weihnachtsgeschichte doch ist.
Würde jede Familie einen Blick in ihre Krippe werfen, fände jede Familie ihre eigene Geschichte rund um Weihnachten. Mit pelzigen schwarzen Dinosauriern, die die Thematik wandeln und Riesen auf vier Pfoten, die die Schafe in ihr Körbchen retten.

(C) Beatrice Voglrieder

Bürgerreporter:in:

Beatrice Voglrieder aus Raisting

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