Residenzschloss wird Leseparadies

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Im Leben eines Lesers gibt es jedes Jahr zwei Höhepunkte. Im Frühjahr die Buchmesse in Leipzig und im Herbst die Buchmesse in Frankfurt. Während man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, Frankfurt sei steif und dem Business verhaftet, ist die Buchmesse Leipzig viel lebhafter, ja fröhlicher.

Ganz anders hingegen sind die regionalen Buchmessen, die immer häufiger ihre Tore öffnen. Autoren und Verlage der Region können sich mit kleinen Ständen zu kleinem Preis einer interessierten Leserschaft vorstellen. So auch auf der Buchmesse im Residenzschloss Rastatt, die dieses Jahr vom 7. Bis 8. Oktober zum ersten Mal stattfand.

Bereits am Freitag begann der Aufbau der unterschiedlichen Messestände. Die später kommenden Aussteller konnten noch am Samstag bis 10 Uhr sich auf die Messe und die Präsentation vorbereiten, alles, ihren Wünschen entsprechend dekorieren. Mit der Fertigstellung des Messestandes machte sich eine Erwartungshaltung auf die kommenden Tage breit. Um zehn Uhr am Samstag gab es eine kleine Eröffnung, bei der man noch die Aussteller hätte auffordern können sich vorzustellen. Die Vertreter der Presse nahmen diese erste Buchmesse auch bald als besondere Veranstaltung wahr.

Am Samstag 7. Oktober, öffnete die Messe pünktlich um elf Uhr ihre Pforte für die Besucher. Der gemütliche kleine Gartensaal des Residenzschlosses, mit der überreichen Stukkatur, entpuppte sich als ein Treff für Verlage, Autoren und Besucher. Im Gegensatz zu den grossen Messen, ist der Eintritt frei und man kann direkt beim Verlag kaufen. Die Verlage, sind vom offenen Konzept begeistert, weil sie auf diese Weise eine direkte Rückmeldung des Publikums erhalten, was gefällt und was nicht. So erwächst zwischen den Kleinverlagen und Autoren auf der einen Seite und den Lesern auf der anderen Seite ein Vertrauensverhältnis. Viele Verlage konnten so bereits Stammkunden gewinnen. Ein weiterer Vorteil ist die Region. Hier können sich Autoren wie Hans Peter Faller profilieren. Sein Buch Ludwig, die Stadtmaus, an Rhein und Murg, ist gerade so ein Werk für Kinder. Die Abenteuer humorvoll und bei der Lesung des Autors natürlich ein voller Erfolg. Dieser Stadtmaus setzte die Edition am Pastorplatz ihren Kulturspatz entgegen. Nicht als Konkurrenz, sondern eher freundschaftlicher Wettkampf der Tiere. Die meisten der anwesenden Verlage spezialisierten sich auf Ungewöhnliches. Etwa die Bücher „Rastatt im Gedicht oder „Bühl, ein Gedicht“ sind Bücher, von denen der Buchhandel sagt, die „gehen“ nicht. Die Verlage, die sich dieser Bücher als Herausgeber annehmen, sehen oft jedoch das Gegenteil. Ähnlich verhält es sich mit dem Verlag Sapir im Stahl. Er hat eine Nische für Historische entdeckt und füllte sie für Rastatt auch mit einem entsprechenden Buch aus. Rastatt 1798 enthält alte Dokumente aus den Jahren 1798 und 1799, die den Französischen Gesandtenmord bei dem Friedens-Congress, in den Mittelpunkt stellen. Dem Herausgeber geht es nicht darum, einen Rückblick von heute auf die Vergangenheit zu werfen, sondern mit Dokumenten der Vergangenheit die heutige Sicht zu hinterfragen.
Der Tag im Schloss ist nicht nur durch die Führungen und die Messe abwechslungsreich. Wer wollte, konnte an den vielen kostenlosen Lesungen teilhaben. Jede Stunde zwischen 11 und 16 Uhr an beiden Veranstaltungstagen, lasen die Autoren aus ihren Werken. Lars Winter und Uwe K. Alexi hatten Krimis im Programm, Manni Lorbär las eine Detektivpersiflage.
In der Gartenhalle herrschte oft kein dichtes Gedränge und so konnte man sich Zeit nehmen und als Verleger geduldig Fragen beantworten oder als Besucher, seinen Wissensdurst stillen.

Und so ist die Buchmesse im Residenzschloss nicht nur eine kulturelle Ergänzung der Stadt zu ihrem sonstigen Angebot, sondern auch eine Einladung, Schloss und Bücher neu zu entdecken und Gemeinsamkeiten zu suchen. Dies aufzuzeigen gelang während der gleichzeitig stattfindenden Führungen durch das Schloss. Das gedruckte Buch fasziniert die Leser weiterhin, aller Medienunkerei zum Trotz. Dabei ist es nicht wichtig, wo der einzelne Leser seinen Schwerpunkt legt, denn Erzählungen oder Romane, Krimis oder Ratgeber, das Interesse des Publikums am Buch und seinen verwandten Medien ist ungebrochen faszinierend. Ein begeistertes Publikum, leidenschaftliche Autoren und zum größten Teil zufriedene Verleger prägten die erste Rastätter Buchmesse.

Bürgerreporter:in:

erik schreiber aus Bickenbach (HE)

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