An der Saale hellem Strande ... - Das Plötzkauer Schloss

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Weithin sichtbar, auf einem Felsvorsprung über den Saaleauen errichtet, thront das nach 1556 erbaute Renaissanceschloss, in dessen unteren Teilen sich romanische und gotische Bauteile nachweisen lassen. Die Rundburg besitzt einen 37 m hohem Bergfried, der Bestiegen werden kann.

Bereits im 11. Jahrhundert erhob sich etwa sechs Kilometer nördlich von Alsleben auf einem Felsvorsprung über der Saaleaue die Burg der Grafen von Plötzkau. Während der Auseinandersetzungen zwischen Askaniern und Welfen um die Herrschaft in Sachsen wurde die Burg 1139 vom Welfen Heinrich dem Stolzen zerstört.

Der Askanier Albrecht der Bär übernahm nur wenige Jahre später die Plötzkauer Besitzungen als Reichslehen.

Seit 1435 im Besitz der Linie Anhalt-Bernburg, baute Fürst Bernhard von 1566 bis 1573 die Burg unter Einbeziehung ihrer alten Substanz zu einem Schloss im Stil der Renaissance um. Es entstanden über 70 Gemächer, Säle und Stuben, darunter auch ein stark gesichertes "heimliches Gemach". Aus dieser Zeit stammt auch ein Sandsteinkamin, der noch heute den ehemaligen Fürstensaal ziert. Sein prunkvoller Aufsatz wird dem Torgauer Bildhauer Georg Schröter zugeschrieben und eine lateinische Inschrift besagt, dass das Bauwerk am 9. November 1567 vollendet wurde.

Die Schlossanlage wurde weder im Dreißigjährigen Krieg noch später zerstört. So ist sie heute ein anschauliches Beispiel eines typischen Schlossbaus an der Saale.

1983 wurden im verfüllten Burggraben neben Skelettteile auch zahlreiche Münzen aus dem 17. und 18. Jh. gefunden, die belegen, dass in Plötzkau zu dieser Zeit auch Münzen geprägt wurden. Im 18. Jh. als Residenz schließlich aufgegeben, wurde von 1741 an im Schloss eine Lackwarenfabrik betrieben und von 1841 bis 1874 diente es als "Straf- und Besserungsanstalt". Zu den Insassen gehörten "Landstreicher, Trunkenbolde und ähnliches arbeitsscheues Gesindel" sowie entlassene Zuchthäusler, die - wie es hieß - "durch Einsperrung und ständige Beschäftigung zu Tatkraft und ordentlicher Lebensweise" angehalten werden sollten. Heute nennt man das wohl Sicherungsverwahrung.

Derzeit nutzt der Schlossverein Plötzkau e.V. Teile der Schlossanlage, um Kinder und Jugendliche mit ihrer Heimatgeschichte vertraut zu machen.

Das Schlosscafé "Sassenbloume" lädt zum Verweilen ein und bietet viele Veranstaltungen an.

Anhalt-Plötzkau, das kleinste Fürstentum des Deutschen Reiches

1611 verkauft Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg das Amt Plötzkau für 100.000 Taler an seinen Bruder August. Dieser errichtet dort das souveräne reichsunmittelbare Fürstentum Anhalt-Plötzkau. August zog 1611 in den Ort und errichtete dort das souveräne reichsunmittelbare Fürstentum Anhalt-Plötzkau. Plötzkau wurde damit zur Residenz des Fürsten August und konnte sich mit Glorie fürstlicher Hofhaltung umgeben. Ganze Scharen von Bediensteten füllten den Ort.
Mit Lehensreitern und 20 Kriegsknechten erhält 1623 das Fürstentum eine eigene Armee. Das Ländchen umfasste ganze 40 Quadratkilometer und hatte 2.000 Bewohner. Es war damit nicht nur das kleinste Fürstentum in Anhalt, es war sogar das kleinste fürstentum im deutschen Reich.
Die Linie Anhalt-Köthen stirbt 1665 aus, die Herrschaft Köthen fällt laut Erbvertrag an den Fürsten von Plötzkau. Das Fürstentum Anhalt-Plötzkau erlosch nach nur 54-jährigen Bestehen.

Literarisch wurde Plötzkau und seinem Schloss durch Ernst Finster (geb. 1915 in Plötzkau) mit seiner Erzählung "Die Geschichte vom Heiner und der Bohnensuppe" ein Denkmal gesetzt.

Quellen:
"An der Saale hellem Strande...", Sagen und Geschichten des Bernburger Saalelandes, Fremdenverkehrsverband Bernburg und Anhalt e.V., Bernburg 1993
http://www.dome-schloesser.de/ploetzkau.html
http://www.schloss-ploetzkau.de/

Und was der Name "Sassenblome" mit dem Plötzkauer Schloss zu tun hat, finden Sie unter folgender Adresse: http://www.sassenbloume.de/

Bürgerreporter:in:

Jürgen Schindler aus Dessau

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