Premiere des Zweiländermarathon in Pfronten

6. September 2009
Schulzentrum, Pfronten
Gleich geht's los - aufwärmen kurz vorm Statschuss.
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  • Gleich geht's los - aufwärmen kurz vorm Statschuss.
  • hochgeladen von Boris Braun

Waren es bei meinem ersten Marathonversuch 2008 in Berlin noch 40.000 Teilnehmer, blieb die Menge an Läufern ein Jahr später beim zweiten Anlauf mehr als überschaubar: Nur 40 Läufer meldeten sich zum Start für die berüchtigten 42,195 km. "So kommen wir wenigstens sicher unter die ersten 50", bemerkte mein Bruder folgerichtig.

So ging es also um halb sieben morgens am Sonntag, den 6. September 2009 mit dem Auto rauf ins Allgäu zum erstmals ausgetragenen Sparkassen Zweiländermarathon - Pfronten / Allgäu - Tannheimer Tal. Mein Bruder machte um diese Uhrzeit noch einen extrem unfitten Eindruck - eine Geburtstagsfeier am Vortag und insgesamt nur 4 Stunden Schlaf hatten ihre Spuren hinterlassen... Als die ersten Berge auftauchten und wir bei strahlendem Sonnenschein ins Allgäu reinfuhren, kam uns die Idee, jetzt ca. vier Stunden lang um die Wette zu rennen, plötzlich ziemlich bescheuert vor, und ein kühles Weißbier auf einer Alm schien definitiv die sinnvollere Alternative.

Aber bei der Ankunft war die Lustlosigkeit wie weggeblasen und wich der typischen Aufgeregtheit und dem Fieber, die vor jedem Lauf pünktlich eintreten: Kann man die mühsam antrainierte Leistung abrufen? Hat man sich richtig vorbereitet? Wir waren jetzt heiß auf den Startschuss.

Aus organisatorischen Gründen konnte die geplante Marathonstrecke durch das Vilstal, Tannheimertal und das Achtal nicht ausgeschildert werden, der 42,2 km Marathon wurde daher mit 2 Runden auf der Halbmarathon-Strecke ausgewiesen. Trotzdem war die Strecke wirklich ein läuferisches Erlebnis: Direkt in Pfronten ging es an der Vils entlang hinein ins Vilstal, mit einigen knackigen Steigungen, dann nach ungefähr 8km auf der anderen Seite zurück, wo die Strecke schon ein bisschen wie bei einem Cross-Run anmutete. Dann ging es steil hoch in den Ortsteil Weißbach, wo man eine wahnsinnig schöne Aussicht genießen konnte, um schließlich wieder in einem größeren Bogen zurück (und zum Glück größtenteils bergab) zum Ausgangspunkt zu gelangen.

Die ersten 21km liefen erwartungsgemäß wie am Schnürchen. Trotz hohem Tempo blieb für meinen Bruder und mich noch genügend Luft, um sich ausgiebig zu unterhalten: Der typische Runners High zwischen km 10 und 20, wo man das Gefühl hat, ohne Anstrengung zu laufen und einfach nur genießt. Zu Beginn der zweiten Runde wendete sich jedoch das Blatt: Plötzlich waren wir mehr oder weniger alleine auf der Strecke und dann forderte die kurze Nacht meines Bruders seinen Tribut und der Erschöpfungshammer schlug erbarmungslos zu. Um sich nicht leer zu laufen und aufgeben zu müssen, drosselte er die Geschwindigkeit, während ich versuchte, das eintrainierte Tempo zu halten. Unfassbar, wie lang die Strecke plötzlich wurde, wie elendig die Steigungen! Aber ich wollte unbedingt mein Ziel von deutlich unter vier Stunden erreichen. Da entdeckte ich endlich einen Läufer vor mir, an den ich mich heranarbeitete, um mich ihm dann zwischen km26 und 33 an die Fersen zu heften. Plötzlich lief es wieder und so entschloss ich mich, ihn zu überholen, in der Hoffnung, dass er sich nicht umgekehrt in meinen Windschatten hängen würde, um dann kurz vorm Ziel doch noch mal an mir vorbeizuziehen. Die Rechnung ging auf und ich konnte ihn abhängen. Die letzten 5km - irgendwie durchhalten! Weit vor mir sehe ich einen anderer Läufer - noch versuchen, an ihn ranzukommen? Aber es geht nichts mehr, das Tempo verlangsamt sich jetzt Kilometer um Kilometer um jeweils 5 Sekunden. Doch die Zeit muss noch ganz gut sein, also bloß nicht schlappmachen jetzt! Endlich der Zieleinlauf - 03:43:47, das gesteckte Traumziel erreicht und um 25min schneller als letztes Jahr!

15min später trabt dann mein Bruder lässig durchs Ziel - als erfahrener Marathoni mit Bestzeiten von knapp über dreieinhalb Stunden hakt er den Tag als Übungslauf ab, um sich im Auto gleich mal seine fehlende Mütze Schlaf zu holen ...

Webseite: http://www.zweilaendermarathon.de

Bürgerreporter:in:

Boris Braun aus Friedberg

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