Volksmusik zum Frühjahr

Die jungen Laushamer Musikanten langen zu und greifen durch
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  • hochgeladen von Joachim Meyer

Die Stimmung im Saal bei Volksmusik unterscheidet sich von der Stimmung bei einem Konzert mit klassischer Musik deutlich. Der Kontakt zwischen Publikum, Musikanten und Sprecher entwickelt sich greifbarer; es geht lockerer zu und trotzdem fehlt es nicht an musikalischer Konzentration.

Aber zur Musik des Abends: Da fällt gleich das Sopranino auf, diese kleine hohe Blockflöte, die im Volksmusikensemble Kling im Walzer aufleuchtet: mit kernig festem Ton, der von einer herrlich weichen Aura ins Ohr des Hörers getragen wird. Ganz geschickt hat Wolfgang Kling unter diesem Engelsgesang das Portativ arrangiert. Diese winzig kleine Orgel, die sich aus vergangenen Jahrhunderten in die Volksmusik dieses Abends gerettet hat, kann man auf historischen Bildern in der Alten Pinakothek in München bewundern. Langsam wird dem Hörenden klar: das Ensemble hat auf abwechslungsreiche Besetzung geachtet. Da beginnen zwei Gitarren ganz mild; doch bald fühlt sich das Publikum irregeleitet; es kracht kurz durch einen Schlag des Gitarristen auf den Corpus seines Instrumentes; und dann folgt auch noch ein heftig chromatischer Aufstieg. Diese Halbtonschritte sind doch in der Volksmusik tabu! Wissen die das nicht! Offenbar ist denen das wurscht. Das Publikum klatscht und nimmt diese Modernisierung hin. Jetzt schaltet die Gruppe wieder auf "normal" um und schleicht sich mit einer ländlich idyllischen Musi - gespielt von Querflöte, Klarinette und Fagott - heran.

Da haben sich die Klings getäuscht, das können die Laushamer Musikanten auch, dieses "Instrumenten wechseln". So heftig ziehen Anna und Benedikt an ihren Steirischen Harmonikas, dass der Marsch leibhaftig wird. Jeder Dirigent eines Sinfonieorchesters wäre neidisch geworden, wenn er gehört hätte, wie die beiden Laushamer diesen Marsch in mitreißende Musik verwandeln und dabei mit allen Schattierungen von krass bis gelassen spielen. Im Angesicht seiner kleinsten Schwester Katharina die Zither spielt, zupft der große Benedikt vorsichtig am Kontrabass und begleitet so die ganze Familie. Mit sattem sicheren Klang erhebt sich Lucias Violine aus der Gruppe. Wenn zwei Klarinetten so stimmig in der Terz aufeinander zugehen, dann ist das Josef und Anna zu verdanken. Aus dem Applaus des Publikums konnte jeder ablesen, wie virtuos Cäcilia ihr Harfen-Solo erklingen ließ.

Und wo bleibt der Gesang? Der Ingolstädter Hausg'sang hat schon längst das Podium verlassen und die Lichter sind ausgeschaltet. Aber dieser ruhige, volle Frauengesang klingt noch weiter. Wie machen die das nur? Sie öffnen nur wenig den Mund - manchmal vorsichtig lächelnd - und anstrengungslos berichtet der Holledauer Text über den Frühling, die wahre Liab oder die Musi, die selbstgemachte. Eine kleine kompositorische Feinheit lässt beim gesungenen Zwiefachen (mit dem Metrum Eins, Zwei / Eins, Zwei, Drei) aufhorchen: bei Eins, Zwei singen zwei Frauenstimmen; bei Eins, Zwei, Drei singen drei Stimmen. Der Komponist und Volksmusikpfleger von Pfaffenhofen, Günther Hausner, fügt seine Harmonien mit der Gitarre dazu und spielt schöne Überleitungen. Und jetzt kommt noch ein Glanzpunkt: Claudia Fabian fasst das große Akkordeon sicher an und heraus kommt eine unglaublich feinfühlige Begleitung, so dass es den drei Sängerinnen sicher ganz warm ums Herz wird.

So, mit Gustl Baudisch werden wir ganz schnell wieder nüchtern; das muss sein in dieser komplizierten Welt. Gustl bringt es beim Klassentreffen auf den Punkt, erinnert sich an einen Pfarrer mit schlechtem Gedächtnis und beschreibt genau, wie es mit der Zeit bestellt ist (die ist nach seiner Erfahrung begrenzt), berührt die Ewigkeit und die Gesundheit und verabschiedet - sich bedankend - das Publikum. Sprache und Musik als verbindende Fäden zwischen den Menschen ertragen leicht die Entfernung.

Bürgerreporter:in:

Hartwig Simon aus Schrobenhausen

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