Vom Handorfer Surfteich in „die perfekte Welle“ - Schnuppersurfen am 11.6.2017 12°° nicht verpassen!

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„What’s all about Windsurfing?“

würde man in der internationalen Surfersprache, dem „Beach English“ sagen: „Worum geht’s im Windsurfen?“, das möchte ich im Folgenden kurz erklären

Warum sollte man heutzutage noch Windsurfen lernen wird so mancher fragen. Ist doch ein „alter Hut“, ist doch zu schwierig zu lernen, da fällt man immer ins Wasser und die anderen lachen, zu viel Schlepperei…
All dies und viele andere Aussagen hört man da, wenn man sich mit „Nicht-Windsurfern“ über dieses Thema unterhält.

Die Antwort darauf ist jedoch ganz simpel: Windsurfen, „die Mutter aller Funsportarten“, wie es in den Fachmagazinen heißt, ist einfach genial und macht Spaß! Den Wind in den Händen halten und mit dem ganzen Körper die Kräfte darin spüren während man über das Wasser „flitzt“, das muss man selbst erleben, das lässt sich eigentlich nicht mit Worten beschreiben!

Wer mal die ersten Grundlagen verinnerlicht hat, dann bei „Gleitwind (ab 4 Windstärken = ca. 25km/h aufwärts) das Segel in den Händen hält und plötzlich spürt wie das Brett sich vorne aus dem Wasser hebt und immer schneller wird, man noch ein bis zwei Schritte nach hinten geht, das Brett noch schneller wird und quasi über das Wasser „schwebt“, also „gleitet“ wie wir Surfer sagen, der wird erfahrungsgemäß restlos begeistert sein und dieses Gefühl immer wieder erleben wollen!

Einige der o. g. negativen Argumente stimmen jedoch durchaus: Man wird in jedem Fall x-mal ins Wasser fallen, denn Windsurfen ist wirklich nicht ganz leicht zu lernen, es wird auch ein paar blaue Flecke und Blasen an den Händen/Füßen geben und man muss sein Material ans Wasser „schleppen“, das ist eben kein Sport für „Weicheier“!

Bei Gewichten von 6-8kg bei heutigen Brettern, noch dazu wenn der Wind beim Tragen hilft (auf die richtige Technik kommt es dabei an), ist aber die Schlepperei keine wirkliche Herausforderung. Der Spaß an diesem außergewöhnlichen Sport wiegt das alles wieder auf und die anfänglichen Blessuren passieren später nur noch selten!

Eines sollte einem jedoch klar sein, neben dem Windsurfen sollte man noch andere Fitness- und/oder Fun-(Brett-) Sportarten betreiben, da man es eben nur bei richtig Wind und auf dem Wasser machen kann, andererseits aber bei jeder „Session“ die optimale Fitness und Koordination haben sollte, um schnell Fortschritte zu machen bzw. die guten Tage möglichst lange ausnützen zu können.

Mich persönlich hat das Windsurfen bereits als Student zu seinen Hochzeiten in den 80ern fasziniert als ich die Fernsehberichte und Videos von Hawaii sah. Aber mit dem Studentenbudget war das neben meinem damaligen Leistungssport „Degenfechten“ und dem Freizeitsport „Skifahren“ (im Urlaub) finanziell nicht drin. Nach einigen Berufsjahren und der Beendigung des Wettkampfsport, bin ich dann erst im „zarten Alter“ von 30 Jahren in den Windsurfsport, einen sog. „Freesport“ eingestiegen, bei dem es mehr um den Spaß an der Sache, als um den Wettkampf geht. Man macht es vor allen, weil es Spaß macht und entspannt, weniger, um sich mit anderen zu messen, was man allerdings auch z. B. bei Regatten/Contests haben kann, wenn man es will.
Ungeachtet des Spaßfaktors bzw. Freizeitsportes war für mich als „Adrenalinjunkie“ jedoch klar, dass ich diesen Sport unbedingt noch bis auf ein hohes Level erlernen und betreiben wollte, nicht nur im „Flachwasser“ hin und her heizen, sondern „in der Welle“ springen und diese abreiten wollte, wie man es aus den Videos kannte. Das benötigt einige „Trainingszeit und -fleiß“ und man muss sich auf Reisen an die angesagten Spots begeben, was man natürlich gerne macht, weil es immer wieder spannend ist. Nach einigen Jahren fleißigen Übens im „Flachwasser“ auf Seen und gemäßigten Meeresrevieren, war ich dann mit etwa 37 „Lenzen“ reif für „echte Brandungsreviere und die perfekte Welle“, die ich noch lange genießen möchte. Natürlich sind das für berufstätige Freizeitsurfer neben vielen normalen Surftagen, nur abgezählte Tage im Jahr, sog. „Big Days“, die wirklich genial sind, so dass man unbedingt jede Gelegenheit auch auf dem See vor der Haustür nutzen sollte, um in diesem Sport fit zu bleiben und sich weiter zu verbessern.

Beim Windsurfen hört man nie auf zu lernen, bekommt immer „mehr Gefühl“ für das Material und „versteht“ die Bewegungsabläufe immer besser. Aber gerade das fasziniert die „echten Surfer“. Wenn man nach vielen Trainingsjahren, wie es mir mal in Big Bay/Kapstadt passiert ist, von einer Surfsession an den Strand zurückkommt und wird von einem Fremden gefragt, „wie lange machen sie das schon, das sieht bei ihnen so leicht aus“ oder andere Surfer an den Homespots sagen anerkennend, „es macht Spaß bei dir zu zuschauen“ und wollen Tipps, dann weiß man, dass man „in den Videos angekommen ist“. Ich gebe dann gerne Tipps, soweit ich es erklären kann, denn manches macht man irgendwann „nach Gefühl“ und ein Spruch von Surflegende Robby Naish charakterisiert es ohnehin am besten: „Windsurfen lernt man nur durch noch mehr Windsurfen!“

Also so viel Wasserzeit wie möglich, Lehrvideos, die „Fachliteratur“ und gute Tipps von Erfahrenen sind entscheidend. In der heutigen Windsurfszene gibt es viele „Cracks“ ohne Allüren, die bereitwillig Auskunft geben, denn auch sie sind am Anfang x-mal ins Wasser gefallen und die anderen haben gelacht. Nass werden, zumindest am Anfang oder immer, wenn man ans Limit geht, gehört dazu! Und was die o. g. Blessuren angeht, wirklich ernsthafte Verletzungen, selbst in der Brandung, sind beim Windsurfen im Vergleich zum derzeit so populären Kitesurfen eher die Ausnahme!

Windsurfen lernen/Faszination Windsurfen

Man sollte schwimmen können und über eine gewisse „Grundfitness“ sowie Geschicklichkeit verfügen.

Ein Anfänger ist erst mal froh, wenn er bei leichter Brise (2-3Bft., die ideale Windstärke für die ersten Versuche) nicht vom Brett fällt und wieder da ankommt, wo er gestartet ist, ansonsten muß er „Höhe (zu Fuß) laufen“. Daher fängt man zunächst mit einem relativ großen Brett und relativ kleinem Segel an, was Anfängern erleichtert das Gleichgewicht zu halten und die Kraft des Windes zu erspüren, ohne gleich vom Brett gefegt zu werden.

Zunächst lernt man den „Schotstart“, das Segel „aufholen“ und losfahren in „Verdrängerfahrt“, die „Segelsteuerung“, das steuern des Brettes durch nach vorne bzw. hinten „kippen des Segel, die „Wende“, den Richtungswechsel in den Wind nach Luv, bald den „Beachstart“, der Start vom Strand weg durch steigenlassen des Segels und aufsteigen auf das Brett, was das mühevolle „aufholen“ des Segels erspart. Die ersten Halsen-Versuche, der Richtungswechsel mit dem Wind nach Lee, folgen. Hat man diese „Basics“ erst einmal verinnerlicht geht es mit dem eigentlichen Surfen erst richtig los. Jetzt kann man sich auch schon bei 4-5Bft. aufs Wasser wagen, das sind Windgeschwindigkeiten von 20-38km/h.

Jetzt beginnt die eigentliche Faszination des Windsurfens, die viele, die es das erstemal erleben, auf Dauer mit diesem Sport verbindet, sie mit dem „Surfvirus“ infiziert. Der magische Moment ist „das erstemal im Gleiten“, durch die Kraft des Windes fängt die Brettspitze an, sich aus dem Wasser zu heben, der Windsurfer kann sich langsam auf das hintere Drittel seines Brettes stellen, geht in die „Fußschlaufen“ um sicheren Halt zu haben, hakt sich in sein Trapez ein, um Kraft in den Armen zu sparen und nimmt sein Segel „dicht“, so daß das Windsurfbrett nun wie ein Motorboot in voller Fahrt über das Wasser fliegt, wir sagen gleitet!
Selbst Hobbysurfer erreichen jetzt schnell Geschwindigkeiten von 30- 50 km/h, was auf dem Wasser schon sehr rasant ist, da man hier Geschwindigkeit ganz anders empfindet, als z. B. in einem modernen Auto. Mit 50km/h mit der Kraft des Windes bei voll angespannter Muskulatur mit dem Windsurfbrett über das Wasser „zu fliegen“, entspricht „gefühlt“ ohne weiteres im Auto mit weit über 200km/h auf der Autobahn zu fahren. Alle, die das“ erstemal im Gleiten“ waren kommen danach mit einem breiten Grinsen vom Wasser.

Im Gleiten zu sein eröffnet ein völlig anderes Gefühl des Surfens, das Segel dient jetzt nur noch als Motor, die Brettsteuerung geschieht alleine durch Strecken und Beugen der Fußgelenke und gegebenfalls Gewichtsverlagerung wie beim Wellenreiten oder Snowboarden.

Jetzt gilt es zwei Schlüsselmanöver des Windsurfsports zu erlernen: Der Wasserstart und die Powerhalse!

Bei sog. „Gleitwind“ >= 4 Bft kann man sich, ist man ins Wasser gestürzt, das Segel aufholen ersparen. Mit der richtigen Technik lupft man im Wasser liegend das Segel etwas an, so dass der Wind darunter geraten kann und lässt sich von ihm aufs Brett hinauf ziehen, eigentlich wie beim „Beachstart“, nur dass man nicht im knietiefen Wasser steht sondern im tiefen Wasser liegt. Kann man es einmal, ist es wie aufs Fahrrad aufsteigen. Jetzt kann man auch bei viel Wind und unruhiger See ohne Angst aufs Wasser, also z. B. aufs „offene Meer“.

Nun gilt es das „Königsmanöver“ des Windsurfens zu Knacken, die Powerhalse, ein sehr komplexer Bewegungsablauf, an dem man auch noch nach Jahren, in denen man ihn bereits einigermaßen beherrscht, lange feilen und ihn auch angepasst an die verschiedenen Bedingungen, z. B. Regatta, Wellensurfen, etc., perfektionieren kann. Kann man Sie, gehört man bereits in den elitären Kreis der richtig guten Surfer!

Was aber macht die Powerhalse so faszinierend und auch zugleich so schwierig: Aus voller Gleitfahrt hängt man sich aus dem Trapez aus, nimmt den hinteren Fuß aus der Fußschlaufe und setzt ihn etwas nach vorne und nach innen über die Brettmitte, um die Kurveninnenkante zu belasten, man geht in die Knie und legt das Segel nach vorne in die Kurve. Hierbei wird man sogar, wenn man das Segel „dichthält“, nochmals schneller. Man legt sich also nach vorne in die Kurve wie ein Snowboarder oder Wellenreiter beim sog. Frontside bzw. Bottom Turn.
Der Knackpunkt ist nun aber, dass nach etwa 90° der Kurve der Wind (also unser Motor) komplett von hinten kommt und im nächsten Moment dann von der „falschen Seite“, nämlich von vorn! Würde man jetzt nichts mit dem Segel machen, haut einen das Segel rückwärts ins Wasser!
Daher muss man während der Kurvenfahrt rechtzeitig das Segel „hinten öffnen“, dann hinten loslassen, so dass es um 180° umschlägt und jetzt die Stellung der Füße von hinten nach vorne und umgekehrt wechseln, so dass man am Schluss auf der anderen Seite steht. Das alles muss mit viel Gefühl erfolgen, um das Brett nicht zu verkanten und nicht aus dem Gleiten zu kommen, also „einzuparken“, wie wir Surfer sagen.

Eine durchglittene Powerhalse (180° Kurve nach Lee) und anschließender Gleitfahrt in die entgegengesetzte Richtung, entlockt auch völligen Surflaien ein „wow“, während das missglückte Manöver doch recht „uncool“ aussieht. Da muss man aber durch, wenn man ein „richtiger Surfer“ werden will. Egal, Spaß macht den meisten einfach das hin- und her „heizen“ und nach der mißglückten Powerhalse erfolgt der Wasserstart, der so schnell perfektioniert wird!

Die ganz „Angenagten“ fangen, wenn die Powerhalse Routine geworden ist, erst richtig an: Sie feilen an „Freestyletricks“, erlernen das „Waveriding“ mit Sprüngen und Wellenabreiten im Meer oder versuchen ihren persönlichen Geschwindigkeitsrekord beim sog. „Speedsurfen“ zu verbessern, der Weltrekord liegt hier bereits bei über 50ktn/h, das sind fast 100km/h! Bei diesen Geschwindigkeiten kann selbst Wasser sehr hart sein. Um Spaß zu haben muss man aber nicht an diese Extreme gehen!

Windsurfen und Reisen

„Just for fun“ habe ich seit etwa 10 Jahren Surf-Reiseberichte über einige meiner Trips nach Kapstadt, Fuerteventura, Namibia, Brasilien und Marokko vor allem für die „daily dose of windsurfing“ verfasst, wobei meine Frau dann die „Surf-Action“ mit der Kamera festhält, denn die Bilder dürfen in so einem Bericht natürlich nicht fehlen. Die sehr schönen Bilder die meine Frau an sog. „Big Days“ von mir geschossen hat, sollen Lust auf „Meer“ machen, vor allem die Adrenalinjunkies ansprechen und zeigen, dass man auch als „Späteinsteiger“ und aus dem Binnenland kommend noch ein richtiger „Wavesailor“, wie man korrekt im Englischen benannt wird, werden kann. Schon des Öfteren wurde ich von einem meiner z. T. internationalen Surfkumpels, die man über die Jahre so kennengelernt hat und immer wieder irgendwo an einem der angesagten Spots wiedertrifft, angesprochen: „Hey Alex, wann schreibst du wieder einen Bericht? Ich lese die so gerne.“

Aber ganz egal, ob man nun, wie ich als Wellenjäger, auf der Suche nach der perfekten Welle ist, Speedjunkie wie unser Speedsurfprofi Manfred Merle, Obertrickser wie unser Freestyler Matthias Luedecke oder einfach „Freerider“, wie die meisten von uns. Spaßhaben kann man auch im „Flachwasser“ auf unserem Teich in Handorf beim surf-club-Peine,

Hauptsache man kommt „ins Gleiten“, denn „darum geht’s im Windsurfen!“

Vielleicht schlummern im Peiner Landkreis noch unerkannte Surfertalente, die es zu entdecken gilt.

Weitere Infos zum Verein unter:

www.surf-club-peine.de
www.myheimat.de

und zum Windsurfen allgemein unter
www.dailydose.de
www.stehsegelrevue.de
www.surf-magazin.de

Um mit den Worten von Surflegende Robby Naish abzuschließen: „See you on the wat

er“.

Alexander Gley

Bürgerreporter:in:

Alexander Gley aus Peine

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