Schätze aus dem Peiner Kreismuseum

Vecheldes „Ferdinand“ als kostbares Gemälde

Ein Braunschweiger Herzog, der europäische Geschichte gestaltet hat und zudem seine Sommerresidenz in Vechelde hatte, wird in besonderer Weise im Peiner Kreismuseum gewürdigt. Gleich im Foyer begrüßt er als kostbares Ölgemälde, welches Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722-1789) zugeschrieben wird, den Besucher.
Das um 1760 zu datierende Gemälde zeigt Herzog Ferdinand. Er trägt darauf einen rötlichen, reich verzierten Überrock sowie eine in gleicher Farbe gehaltene Hose. Trotz der zivilen Kleidung ist sein militärischer Rang durch Kürass, hohe Armeestiefel und den Kommandostab in seiner rechten Hand deutlich herausgehoben. Eine im Hintergrund nur schemenhaft angedeutete Schlacht unterstreicht den militärischen Charakter des Bildes.
Der am 12. Januar 1721 in Braunschweig geborene Welfe war der fünfte Sohn von Herzog Ferdinand Albrecht II. (1680-1735) und seiner Gemahlin, der Prinzessin Antoinette Amalie. Schon frühzeitig erhielt Ferdinand die für den Adel typische Kavaliersausbildung. 1736 trat er als Offizier in eine braunschweigische Grenadierkompanie ein und erlernte das militärische Handwerk. Auf Wunsch des Braunschweiger Herzog Karls trat er bald als Oberst in die Dienste Friedrich II. von Preußen. 1740 überfielen preußische Truppen Österreich und zwangen die junge Maria Theresia, Schlesien an Preußen abzutreten. Ferdinand diente in diesen Kriegen als Ordonanzoffizier und Regimentskommandeur. Sein königlicher Schwager zeichnete ihn wegen seiner Tapferkeit mit dem preußischen schwarzen Adlerorden aus und ernannte ihn 1745 zum Kommandeur des angesehenen 1. Bataillons der Garde in Potsdam. 1755 erhielt der bereits zum Generalleutnant beförderte Ferdinand das Amt des Gouverneurs von Magdeburg.
Im Januar 1756 schloss England, das sich wegen seiner Kolonien in Rivalität zu Frankreich befand, ein Verteidigungsbündnis mit Preußen. Frankreich ging daraufhin einen Beistandsvertrag mit Österreich, Russland und Schweden ein. Preußen wiederum, von dieser Koalition eingekreist, begann daraufhin den Krieg mit einem Überfall auf das mit den Österreichern in Bündnisverhandlungen stehende Sachsen. Als Divisionskommandeur war Ferdinand zunächst an der schnellen Eroberung Sachsens beteiligt. Zur selben Zeit hatte eine französische Armee die zum Schutz von Norddeutschland aufgestellten Truppen bei Hastenbeck geschlagen und das Land weitgehend erobert.

Ferdinand der erfolgreiche Feldherr

Notgedrungen erbat sich Georg II. vom Preußenkönig den Herzog Ferdinand als neuen Kommandeur in Deutschland aus. In kurzer Zeit reorganisierte dieser die Armee und vertrieb im Frühjahr 1758 die Franzosen aus ganz Norddeutschland, überschritt den Rhein und schlug ein überlegenes französisches Heer bei Krefeld. Ein Jahr später, am 1. August 1759, errang der Herzog bei Minden den wichtigsten Erfolg in seiner militärischen Laufbahn. Seinen knapp 50.000 Mann standen 80.000 Franzosen gegenüber, die er dennoch besiegte! Als Dank erhielt Ferdinand den Hosenbandorden und 20.000 Pfund Sterling. Von diesem Geld erwarb er 1764 seinen Sommersitz in Vechelde. Auch in den folgenden Jahren verteidigte der Herzog in weiteren Schlachten Norddeutschland gegen die Angriffe Frankreichs und seiner Verbündeten. Nach Kriegsende kehrte Ferdinand in den preußischen Militärdienst zurück, zerstritt sich aber 1766 mit dem König Friedrich II., und trat unter Protest aus der preußischen Armee aus.

Lebensabend in Braunschweig und Vechelde

Von da an lebte er zurückgezogen in seinem Palais in Braunschweig oder in seinem Sommersitz in Vechelde. Mit zunehmendem Alter machten sich Scharlatane seine Gutgläubigkeit und grenzenlose Wohltätigkeit zunutze, um ihn finanziell auszuplündern. Obwohl er vom Hof in Braunschweig schon lange belächelt wurde, liebte ihn die einfache Landbevölkerung sehr. Am 3. Juli 1792 starb er an einer Lungenlähmung. Gemäß seiner Verfügung wurde Ferdinand zunächst bei seinem Schloss in Vechelde beigesetzt. Als in seine Gruft Grundwasser eindrang und der Sarg die meiste Zeit im Wasser stand, ließ ihn sein Neffe in den Braunschweiger Dom überführen.

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