Am Peiner Sundern wurde einst Zoll kassiert

Landkarte von 1645 mit Grenzverlauf
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Vielen Peinern, die sich in diesen Tagen mit dem eigenen Auto an die Gefilde des Mittelmeeres wagen, ist der Begriff „Maut“ kein Fremdwort. Wer sich jedoch mit einem Bad in Eixer See begnügt, zahlt bekanntlich nichts! Vor rund 250 Jahren hätte jedoch die kurze Fahrt stadtauswärts vorbei am Herzberg und über die alte Brücke am Sundern eine nicht unerhebliche Gebühr gekostet, denn hier befand sich in alten Zeiten eine Straßen-Grenze mit Zollschranke an der Wegzoll kassiert wurde! Diese lag am Grenzübergang zwischen dem welfischen Gebiet des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, zu dem einst die heutigen Peiner Ortsteile Stederdorf und Eixe gehörten und dem Hochstift Hildesheim, zu dem Vöhrum und natürlich die Stadt gehörten mit der Burg Peine als Grenzfeste. Bis in das 19. Jahrhundert verlief dort die konkrete Grenze zwischen der Gografschaft Edemissen im Amt Meinersen und dem Amt Peine. Der Volksmund unterschied die Bewohner geographisch nach „Heidjern“ und „Stiftern“. Schon um 800 soll hier bereits eine Grenze zwischen 2 Gauen bestanden haben.
1885 änderte sich die Lage grundlegend als der Landkreis Peine im Zuge der Preußischen Kreisreform entstand. Damals wurden das Amt Peine und die alte Gografschaft Edemissen zu einer neuen Verwaltungseinheit zusammengelegt.

Zaster für fürstliche Laster!

Nach dem Dreißigjährigem Krieg existierten eine Vielzahl von Kleinstaaten in Deutschland mit hunderten von Zollstationen, an denen der Fuhrverkehr kontrolliert und Zölle abkassiert wurden. Landesfremde Produkte wurden mit Import-Steuern belegt, die dort zu entrichten waren. Viele Landesherren lebten im Gegensatz zu ihren Untertanen im Luxus und finanzierten mit diesen Einnahmen u.a. oftmals ihren ausschweifenden Lebensstil, sehr zum Ärger besonders der Fuhrleute, die bisweilen versuchten die Zoll-Schranken auf sogenannten „Schleichwegen“ zu umfahren.
Wegzoll (amtlich später auch „Chausee-Geld“ genannt) musste meist an strategischen Stellen wie Brücken oder Toren entrichtet werden, noch vorhandene historische Zollhäuser ähneln sich häufig; liegen oft außerhalb größerer Ansiedlungen. In Europa geht der „Brauch“ des Wegzolls auf die germanischen Stämme zurück, die bereits Abgaben von Reisenden verlangten, wenn sie bestimmte Passagen wie Furten oder Täler durchqueren wollten. Modern kann man diesbezüglich von einem erpressten Schutzgeld sprechen, denn eine wirkliche Leistung wurde ja nicht erbracht. Die archäologisch erforschten, nahegelegenen eisenzeitlichen Siedlungen am Südhang des Luhberges (alt: „Sundernberg“) könnten schon in frühgeschichtlicher Zeit einen solchen Kontrollpunkt gebildet haben.

Sundernbrücke vor dem Abbruch gerettet!

Als in den 1970er Jahren erwogen wurde die enge, historische Steinbogen-Brücke von 1775 am Sundern abzureißen, setzte sich der verstorbene Heimatpfleger Fritz Rehbein aus Telgte für den Erhalt der Anlage ein und bewahrte uns so die älteste, befahrbare Brücke im Peiner Raum. Radabweiser und Fassung der Brücke sind aus Sandstein, der wohl aus dem Steinbruch des Fissenberges bei Abbensen stammt; die Füllung des Bogens dürfte Muschelkalk aus dem Bolzberg in Gadenstedt sein. Auch die letzten historischen Meilen- und Grenzsteine (Foto: Leider in bedrohlicher Schräglage: Der Grenzstein P-M direkt am Sundern zwischen dem Amt Peine und dem Amt Meinersen) wurden damals endlich erfasst und unter Schutz gestellt.
Das beliebte Ausflugslokal „Zum Sundern“ ist im Prinzip der Wachthaus-Neubau von 1740 (das Vorläufer-Gebäude von 1703 wurde bald zerstört).
Das Restaurant wird heutzutage von Andreas Bohle und seiner Gattin betrieben und ist überregional bekannt für seine gute Küche. Bohle beklagt allerdings den inzwischen verwahrlosten Zustand der Brückenanlage und sieht „dringenden Handlungsbedarf seitens der Stadtverwaltung, damit das denkmalgeschützte Ensemble nicht weiter leidet!“

Stichwort „Sundern“ :

Sondern oder Sundern bedeutet ein aus der allgemeinen Nutznießung ausgesondertes und dem Privatgebrauch übergebenes Grundstück. Sondern/Sundern standen seit dem Frühmittelalter als Herrschaftsbesitz im Gegensatz zu dem gemeinschaftlich genutzten Flächen (wie z. B. Wälder). 1596 errichtete die Stadt Peine schon ein nördliches Vorwerk, den „Sonderhof“ nahe der späteren Grenzstation gelegen, der 1611 zu einem Krug ausgebaut wurde. Zahlreiche heutige Ortsnamen, vor allem in Nordrhein-Westfalen, leiten sich aus dieser alten Flurbezeichnung ab und deuten noch immer auf die einstige Nutzung hin.

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