Schon vor über 100 Jahren versorgte Ernst Kemnitz die Peiner mit „scharfen" Sachen!

Einst ein eigenständiger Beruf
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Wenn „Mann“ heutzutage, ob leicht verschämt, oder etwas lüstern, flüchtig in die Schaufenster des Peiner Wäsche-Geschäftes Kemnitz in der Breiten Straße 56 blickt, könnte er angesichts der angebotenen modernen Miederwaren und schicken Damen-Dessous vermuten, hier liegt der traditionelle Schwerpunkt des alten Peiner Unternehmens – Doch mit ganz anderen „scharfen Sachen“ versorgte Firmen-Gründer Ernst Kemnitz die Peiner Bevölkerung schon vor über 100 Jahren; als Messerschmied fertigte und vertrieb er sogenannte „Schneidwaren“.

Anfänge im Rosenhagen

Das Adressbuch der Stadt Peine von 1906 führt den Handwerker noch unter der Hausnummer 32 im Rosenhagen, doch schon bald darauf gründete der Messerschmied das bekannte Unternehmen in der Breiten Straße, ist dort aber noch für 1913 als solcher im betreffenden Adressbuch verzeichnet. Seit dem Mittelalter gibt es das spezielle Handwerk des Messerschmiedes, die Anfertigung von Messern und Klingen gehörten zu seinen Aufgaben. Kürzlich tauchten von einer alten Hofstelle in Groß Lafferde stammend, etwa 100 Jahre alte Produkte aus der Fertigung von Ernst Kemnitz bei einem Trödel-Ankauf auf. Es handelt sich um 4 altertümliche Messer, die mit dem Hersteller-Schriftzug „ERNST KEMNITZ PEINE“ gestempelt sind.
Die grausame Tatsache, dass moderne Kriege vermehrt Invaliden zur Folge haben, verschonte auch die Region Peine nicht. Kemnitz nahm sich der Problematik der Versorgung von Amputierten an und fertigte früh schon insbesondere Bein-Prothesen, die ursprünglich nur aus Holz waren und mit Leder-Polsterung ausgestattet den Versehrten angepasst wurden. Wäsche und Miederwaren sowie auch Hilfs-Mittel, wie Rollstühle und Gehhilfen, Schuheinlagen und Sanitätsbedarf ergänzten ebenfalls bald das Warensortiment des Ladengeschäfts mit der zum Windmühlenwall gelegenen Hinterhof-Werkstatt. Über 2 Generationen blieb das florierende Unternehmen in Familienbesitz, Schwiegertochter Hannelore Kemnitz und später auch ihre Töchter Karin und Sabine standen gemeinsam dem Betrieb im Stammhaus voran. Vor gut 25 Jahren platzte das Unternehmen jedoch schon aus allen Nähten, damals bereits unter der Leitung des heutigen Inhabers Hartmut Böer. Der Orthopädie-Mechaniker-Meister hatte zunächst nur eine Filiale in Bahnhofsnähe eröffnet, um letztlich aber schon kurze Zeit später den Neubau in der Peiner Horst zu errichten. Weitere Expansionen mit Sanitätshäusern im Peiner Umland folgten und verbreiteten bald den Namen Kemnitz nun auch überregional. Aus der einstigen Messerschmiede wurde ein vielfältiges Unternehmen mit modernster Ausstattung und einer breiten Produktpalette rund um das Thema Gesundheit.

Alte Handwerkskunst ist wieder gefragt

Das Handwerk des Messerschmiedes jedoch galt schon als fast ausgestorben, bis sich, insbesondere auch durch das vermehrte Aufkommen von Mittelalter-Märkten mit ihren historischen Handwerker-Ständen, vor wenigen Jahrzehnten doch letztlich etliche ambitionierte Hobby-Schmiede der alten traditionellen Herstellungskunst annahmen und diesem Trend folgend Messer wieder gänzlich manuell herstellten und die handgeschmiedeten Stücke Liebhabern und Fans anbieten.

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