Als der Mönch noch auf der Nonne lag – Frühe Ton-Dachziegel schützten vor schweren Feuersbrünsten

Dachziegelherstellung im Mittelalter
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Immer wieder tauchen bei Erdarbeiten in der Peiner Altstadt (selten nur auf dem „platten Lande“) in den Schuttschichten der Jahrhunderte Reste von spätmittelalterlichen Dachziegeln auf, sogenannte Mönch- und Nonne Ziegel. Das deutsche Wort Ziegel leitet sich vom lateinischen „tegula“ ab, denn schon die alte Römer verwendeten flache Dachziegel aus gebranntem Ton.
Die klassischen Dachziegel des späten Mittelalters ähnelten konischen, längs aufgetrennten Tonröhren. Die Dacheindeckungen wurden abwechselnd mit konkaven (Nonne) und konvexen (Mönch) Halbröhrenziegeln ausgeführt. Diese besonderen Ziegel, die man auch Klosterziegel nennt, haben ihren leicht frivolen Namen der abwechselnden Eindeckungstechnik zu verdanken, bei der die „Nonne“ unten lag und der „Mönch“ oben. Ein ausgeprägter Sporn gab dabei den nötigen Halt für den aufwärts folgenden Ziegel.
Für ihre Herstellung waren die Ziegelbrenner zuständig. Die Farben der Stücke variieren von rot über braun bis gelb. In unserer Gegend ist seit 1378 u.a. eine Dachziegelei in Hildesheim nachgewiesen. Bei Erdarbeiten im Peiner Gröpern sicherte der Archäologe Thomas Budde vor wenigen Jahren einen „unbenutzten“ solchen Ziegel und schließt seither darauf, dass man sie vermutlich auch in Peine produziert hat.

Wohlstand im alten Wedtlenstedt?

Jedoch waren Ziegeldächer im Mittelalter eher die Ausnahme. Lediglich Prachtbauten wie Burgen, Kirchen und Klöster leisteten sich das eher teure Material. Bei Schachtarbeiten im Jahre 1986 nahe der Ortskirche in Wedtlenstedt fanden sich erstaunlich große Mengen fragmentierter Hohlziegel vergesellschaftet mit mittelalterlicher Keramik. Sie dürften zu einem Kirchenvorgängerbau gehört haben.
Bis um die Mitte des 16. Jahrhunderts war Peine weitgehend noch „strohgedeckt“; drei schlimme Stadtbrände waren die Folge. Dann wurden seitens der Obrigkeit Ziegel-Bedachungen einfach vorgeschrieben. Schiefer oder Holzschindel kamen in manchen Regionen auch vermehrt als Dacheindeckung zum Einsatz. Um nicht ganz „alt auszusehen“ färbte man in solchen Gegenden Holzschindeln sogar rot, was natürlich keinen wirklichen Schutz vor Funkenflug bot. Die erste Peiner Stadtkirche auf dem historischen Stadtfriedhof (alter Marktplatz) war gleichfalls schiefergedeckt; sie ist so auf der Peiner Hochzeitsschüssel dargestellt. Was aber auch für einige Gebäude der Peiner Burg gilt, wie viele Schieferreste belegen, die sich bei der Freilegung der Mauerreste im heutigen Burgpark fanden.

Strenge Vorschriften nach Stadtbränden in Peine

Neben dem passiven Brandschutz wurde den Bürgern auch Feuerlöschgerät vorgeschrieben. Die sogenannten „Feuer-Geschworenen“ wachten in Peine streng darüber, dass jedes Haus ausreichend Brandhaken und lederne Löscheimer bereit hielt! Manche Stadträte „belohnten“ Neueindeckungen mit Ziegeln sogar mit Prämien, was recht modern anmutet. Zwar stellten die Maßnahmen eine erhebliche Verbesserung des Brandschutzes dar, aber noch immer dominierte hölzernes Fachwerk die alten Städte, so dass man seitens der Obrigkeit sogar mancherorts das Verputzen der Fassaden zur Vorschrift erhob. Was die Haltbarkeit angeht, so standen die mittelalterlichen Ziegel heutigen Produkten in nichts nach. Dächer mit Mönch- und Nonne Bedachung sind an einigen geschichtsträchtigen Bauwerken noch heutzutage zu bestaunen.

Bürgerreporter:in:

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