Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte

Foto vom Buch

Auszüge aus einer Buchbeschreibung von Jenny Bodenbender:
Rundum zufrieden war der Löwe mit sich und der Welt. Er konnte brüllen und Zähne zeigen. Und mehr brauchte man als der König der Tiere nicht. Das dachte er zumindest so lange, bis er die schöne Löwin sah, die in einem Buch vertieft unter einem Baum ruhte. „Der Löwe ging los und wollte sie küssen.“ Doch plötzlich wird ihm etwas klar: „Eine Löwin, die liest, ist eine Dame. Und einer Dame schreibt man Briefe. Bevor man sie küsst.“ Genau hier liegt das Problem, denn leider kann der Löwe weder lesen noch schreiben.
Aber Lesen- und Schreibenlernen, das weiß jeder aus Erfahrung, ist mit viel Mühe und Arbeit verbunden. So denkt auch der wunderbar herrschsüchtige und patriarchale König der Tiere. Warum soll also nicht einer seiner schreibkundigen Untertanen diese Aufgabe übernehmen und den Liebesbrief an die Angebetete schreiben?
Doch das Unternehmen gestaltet sich schwieriger als erwartet. Keines der anderen Tiere kann wirklich in die Rolle des Löwen schlüpfen und wahrhaft königliche Einladungen schreiben. nachdem er Affe, das Nilpferd, der Mistkäfer und das Krokodil, das den Brief mit samt der Giraffe verschlingt, nicht wirklich weiterhelfen können. Welche Löwendame will schon nach Algen tauchen, im Dung graben oder auf einen Rest Giraffe eingeladen werden?
Für sein Cover hat sich Martin Baltscheit, Autor und Illustrator, etwas Originelles einfallen lassen: Ganz der Thematik entsprechend bietet sich das Buch als Briefsendung dar, ausgestattet mit Briefmarken, Poststempel und Absender erscheint sogar der Buchtitel in Form einer Adresse. Auch die Cover-Innenseiten sind voller Briefmarken, die auf einzelne Episoden der Geschichte anspielen.
Innerhalb des Buches wechseln sich Text- und Bildseiten nahezu durchgehend ab. Die frech-witzigen Bilder ergänzen und erweitern den Text, indem sie die Geschehnisse und Figuren nicht nur darstellen, sondern darüber hinaus karikieren. Der bekannte Illustrator schafft es so, die Komik seiner Geschichte pointiert ins Bild zu setzen.
Kindern fällt es leicht, anhand der ausdrucksstarken Acrylbilder die Gefühlslage des Löwen nachzuvollziehen. Mit viel Wortwitz gestaltet Baltscheit seine Geschichte vom analphabetischen Löwen. Durch das immer wiederkehrende Erzählmuster des Aufsuchens eines geeigneten Briefeschreibers und dem darauffolgenden Misslingen ist die Geschichte in ihrer Komik gerade auch für jüngere Kinder leicht verständlich. Martin Baltscheit schafft es, den Leser durch seine lustigen Zeichnungen sowie den kindgerechten und witzigen Ton des Buches gleichermaßen als Illustrator und Autor zu überzeugen. An keiner Stelle kommt das Gefühl auf, Baltscheit erhebe hier seinen pädagogischen Zeigefinger, um an die Wichtigkeit der Kulturtechnik Nummer Eins zu erinnern. Im Gegenteil, mit viel Witz und Ironie wird in erster Linie eine Liebesgeschichte erzählt. Verbunden wird diese indirekt und für Kinder kaum sichtbar mit einem lesepädagogischen Aspekt. Denn letztlich muss der Löwe einsehen, dass es doch besser ist, sich selbst ausdrücken zu können und sich in seiner Individualität zu zeigen, als die Arbeit an andere zu verteilen. Und wenn man damit auch noch der Dame seines Herzens näher kommen kann ...

(aus www.lesebar.uni-koeln.de)
Das Buch von Martin Baltscheid ist erschienen im Bajazzo-Verlag

Bürgerreporter:in:

Jürgen Woltersdorf aus Peine

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