Bücher Logistik heute und damals.

Mit so einem Messerschmitt Kabinenroller kam der Buchhändler in unser Dorf
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Mit einem Messerschmitt Kabinenroller fuhr er und aus Sarstedt kam er.
Der Buchhändler der unserer Volksschule auf dem Dorf die Bücher brachte, die hinter ihm auf dem Rücksitz lagen.
In unserer Dorfschule war auch unsere Volksbibliothek untergebracht. Unter der Leitung unseres Dorfschullehrers war eine Leihbibliothek organisiert. Über ihn bekam man auch die Schulbücher.
Kon-Tiki von Thor Heyerdahl war damals mein Lieblingsbuch sowie Reisbücher aus Afrika. Heute gibt es die Schulbücherei nicht mehr im Dorf.
Als ich dann später nach Sarstedt zur Schule ging, gab es dort zwei Buchhändler zur Auswahl. Um Kosten zu sparen wurde zunächst aber versucht, die Bücher von jemand der eine Klasse über einem war, gebraucht zu kaufen. Nur den Diercke Weltatlas von Westermann musste jeder selber kaufen, weil man den über die ganze Schulzeit benutzte. Wurde für ein Fach im neuen Schuljahr der Lehrer gewechselt, kamen meist auch neue Bücher dran. Die musste man dann im Buchladen bestellen und nach ca. einen guten Woche bis 14 Tage konnte man sie beim Buchhändler bezahlen und abholen. Das machte dann immer ein Riesenloch im Etat meiner Eltern.
Später als Student musste man für Fachbücher z.B. vom Springer-Verlag ein halbes Vermögen hinblättern. Hatte man es einmal nach der Vorlesung liegengelassen, kam es vor, dass es auf nimmer wiedersehen verschwunden war. Bestimmte Professoren hatten auch ihre bestimmten Bücher und so musste man in den Fachbuchhandlungen so manche Mark lassen. War der Professor „Mitherausgeber“ d.h. er hatte an dem Buch mitgeschrieben, gab er manchmal Scheine heraus, mit denen man preiswerter einkaufen konnte. Eine Woche Wartezeit war da auch normal.
Heute ist alles „Just in Time“. Es gibt den “Über Nacht Express“. Durch ein Netzwerk mit über 1.000 Buchhändlern deutschlandweit wird neben dem Postversand einen ganz besonderen Liefer-Service angeboten. Die Bücher oder Landkarten werden direkt zur Abholung in eine Buchhandlung in Ihrer Nähe geliefert. Bestellt man bis 15 Uhr über Internet oder beim Buchhändler, so kann die Ware im Regelfall bereits innerhalb von 24h am Vormittag des nächsten Werktages, auch samstags in der ausgewählten Buchhandlung abgeholt werden. Bestimmte „Hitparaden Artikel der Literatur“ hat der Händler natürlich meist vorrätig. Aber zum Beispiel: „Die Vogelwelt von Auschwitz“ von Arno Surminski muss natürlich erst bestellt werden.
Die heimliche Bücherhauptstadt in Deutschland, aus der geliefert wird, heißt Bad Hersfeld. In der "logistischen Mitte" Deutschlands, ist ein hochmodernes Distributionszentrum entstanden. Über 500 MitarbeiterInnen sind bei Libri dabei bei über 14 Millionen Büchern das richtige mit neuster Technologie auszusuchen und in speziellen verschlossenen Wannen ohne jeden Verpackungsmüll umweltgerecht zu versenden. Diese Bücherwannen gehen wie ein Pfandflaschensystem wieder zurück nach Bad Hersfeld um weiterhin benutzt zu werden.
Als Auslieferungsfahrer heisst das früh aufstehen. Der 40t Sattelschlepper fährt manchmal schon ab Mitternacht in Bad Hersfeld los. Ab 3 Uhr früh wird er dann z. B. in Hannover erwartet. Kommt er später kann es Probleme geben. Die Sprinterfahrer sind ein eingespieltes Team. Wie ein einstudiertes Ballet weiss jeder was zu tun ist. Ruck Zuck ist der große Trailer entladen, die Touren sortiert und aufgeteilt. Dann geht es der Sonne entgegen zur Buchhandlung, die meistens in irgendeiner Fußgängerzone liegt. Sollte aber wie passiert, auf der A7 eine Vollsperrung sein, die Ladung nicht komplett und „in time“ ankommen, dann gibt es Probleme. Die Sprinter liefern die erste Sendung aus und für die Unzufriedenen Kunden (oder Händler) muss dann noch eine zweite Tour mit Nachlieferungen organisiert werden. Nach 10 Uhr sind aber die Fußgängerzonen für den Anlieferungsverkehr gesperrt. Man riskiert ein Strafmandat oder schleppt schwere Bücherkisten zu Fuß.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Mücke aus Pattensen

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