Das Geheimnis der Teekanne

Das Geheimnis der Teekanne

In einem Land fern unserer Zeit stand eine Teekanne auf dem Herd.
Treu erfüllte sie ihren Dienst, jeden Morgen neu.
Die Menschen füllten Wasser in sie und gaben verschiedenste Teeblätter hinzu.
Ihre Aufgabe bestand darin sich zu erwärmen und den köstlichen, heißen Tee auszugießen.

Die Teekanne erfüllte dies immer mit großer Freude.

Eines Tages sprach sie der Kochtopf an. Er war unzufrieden mit seinem Leben.
"Sag mir Teekanne, warum bist du immer so zufrieden und voller Freude in deinem Tun? Ich kann einfach mein Kochtopfdasein nicht mehr ertragen, denn ich glaube, dass ich mehr wert bin, zu etwas großem bestimmt bin, gar ein König oder ein Gott! Ich muß nur ausbrechen, es ist in mir! Ich muß diese Macht und Kraft in mir fühlen. Wenn ich mich nur tief genug in mich versenke werde ich das gewiß finden und dann über andere herrschen, denn ich bin mehr als es erscheint, mehr als ein armer Kochtopf!!!!"

Die Teekanne hörte zu, geduldig wie sie war. Sie lächelte den Kochtopf an und fühlte wie sich in ihrem Bauch das Wasser für den Tee erwärmte, so wie jeden Morgen.
Erfüllt von dieser Beständigkeit und Freude, begann sie zu sprechen:

"Mein lieber Kochtopf! Du kannst es gern versuchen, denn du bist frei alle Wege zu gehen, die du wünscht.
Ich habe schon viele gesehen die kamen und gingen. Sie suchten die Macht, ...waren unglücklich mit ihrem Leben, ihren Aufgaben.

Ich bin eine alte Teekanne. Nur das was ich erfahren habe, kann ich dir auch geben.

Wenn du dich in dein Innerstes versenkst, was siehst du dort Kochtopf?"

"Nun, ich sehe mich!", erwiderte er.

"Richtig", sagte die Teekanne. " Alles was Du in der Versenkung entdeckst, in deinem Inneren Wesen wird dich dir selbst offenbaren, das was du eigentlich bist! Ein unglücklicher, unzufriedener Kochtopf, den es nach mehr Macht gelüstet, der auszubrechen versucht.

Es gibt aber außer dir ein wenig mehr...dazu erforderst es nur, die Änderung der Ausrichtung deiner Suche. Hast du dich jemals gefragt, wer hat mich geschaffen? Wer hat sich eine Aufgabe für mich überlegt? Wer wollte mich haben, genauso wie ich bin, mit all meinen Fähigkeiten und Fehlern? Wer hat mich ins Dasein gerufen?"

"Nein", dass habe ich mich nie gefragt.", gab der Kochtopf zu.

Die Teekanne nahm duftende Teeblätter in ihrem Bauch auf und fühlte wie sie sich mit dem Wasser vermischten. Ihrem Hals entstieg ein köstlicher, salbungsvoller Duft. Mit diesem Duft hüllte sie den Kochtopf ein und dies erreichte sein Innerstes.

Er fühlte wie sich in ihm die aufgestaute Bitterkeit zu lösen begann und spürte die Güte die aus der Teekanne sprach.

Nach einem tiefen, duftenden Seufzer sprach die Teekanne weiter:

" Es gibt zwei Möglichkeiten des Innsichgehens. Die Erste hast du selbst genannt. Es ist die der Selbstfindung. Diese führt aber nicht dazu, dass du dich groß ändern kannst, denn die Veränderung geschieht in uns erst durch das Gegenüber. Wenn du mir deine Fragen nicht gestellt hättest, wärest du mit ihnen allein geblieben.

Die zweite Möglichkeit ist die Suche nach deinem Schöpfer in dir. Seiner Spur, der Antwort die ER dir hinterlassen hat, denn das hat er, seine Hand, sein Wille hat dich geschaffen. Diese Spur schenkt dir eine Kommunikation, ein Gegenüber und durch sie erschließt sich dir eine Weite, ein Weg aus der Ichbehaftung, wie immer sie auch sein mag, aus der Selbstliebe oder aus dem Selbsthaß.

Du wirst deine Bestimmung erkennen, dein Wesen, durch deinen Schöpfer!

Ich bin in mich gegangen und fand den Grund meines Wesens, "du bist eine Teekanne", dann sah ich weiter und fand eine Unterschrift unter dem Boden meines Bauches. Es war der Name meines Schöpfers. Dieser Name erfüllte mich mit Freude. Jemand liebt mich, er hat mich geschaffen, weil er mich genauso wollte wie ich bin. Er vertraute mir eine Aufgabe an und ließ mir die Zeit all dies zu entdecken. Er ließ mir die Freiheit mich auf die Suche zu machen und meine Tiefen und Höhen selbst zu erkunden. Er nahm mich an, hinterließ auf mir seinen Namen. Hat mich eingezeichnet in seine Hand. Ich gehöre zu meinem Schöpfer, bin sein Kind. Niemals allein, geliebt und niemals allein!

Ich erkannte, dass das kalte Wasser in meinem Bauch zu mehr bestimmt war, als mich nur zu schütteln wegen seiner Kälte, das die Bitterkeit der duftenden Teeblätter sich zu balsamischen Düften entwickeln kann und dass die Menschen Freude zeigen, wenn ich den heißen Tee durch meinen Hals in ihre Tassen gieße. All die Mühen meiner Arbeit und meines Seins konnte Freude erzeugen, in mir und anderen.

Die Entdeckung dieses Geheimnisses veränderte mein Denken. Ich muß kein König sein, kein Gott. Eine Teekanne bin ich und das genügt, denn ich weiß mich gewollt und geliebt!"

Der Kochtopf lauschte ihren Worten und weinte, er war sehr beschämt, denn in seiner Verbitterung war er so blind gewesen in seinem Innersten. Niemals hat er nach seinem Schöpfer gesucht in den Tiefen seines Selbst, außer nach seinem eigenen ICH!

Voller Freude umschlang er mit seinen Henkeln die Teekanne und dankte ihr ausgiebig. Sein Deckel klapperte vor lauter Glück und die Tränen rannen ihm an den Seiten wie Dunst herab.

"Teekanne, ich danke dir für dein Geheimnis, danke dass du es mit mir geteilt hast, nun werde ich mich sofort auf die Suche machen nach meinem Schöpfer, denn ich kann es kaum erwarten ihm zu begegnen, seinen Namen zu lesen und die Botschaft zu finden, die er für mich hinterlassen hat!
Teekanne, stell dir vor ich werde geliebt! Jemand wollte mich genauso wie ich bin! Nun mache ich mich auf den Weg, all das zu entdecken. Welche Freude ich anderen machen kann mit meinem Dienst als Kochtopf!"

Die Teekanne lächelte und vor Freude schwappte der Tee in ihrem Inneren hin und her.

Das ist gut, dachte sie, das ist gut.

"Sei im Frieden Kochtopf, sei im Frieden!"

Mirela Sevenich-Walter

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Bürgerreporter:in:

Mirela Sevenich-Walter aus Oberweser

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