Rössing, Abschied vom Sommer

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Abschied vom Sommer 2010

Machen wir uns nichts vor: Der Sommer geht zur Neige. Nicht dem Kalender nach. Bei ihm endet er am 21. September und beginnt Mitte Juni. Nein, er verkommt zusehends, verliert an Kraft und Glanz und Farbe und der erste Frost gibt ihm irgendwann den Rest. Das weiß jedes Kind, aber unser Wunschdenken geht in die andere Richtung. Schön war er – und oft zu heiß.

Für Kinder endet der Sommer dann, wenn die Freibäder schließen und die Schulferien zu Ende sind. Für andere, wenn es „komisch“ aussieht, im T-Shirt ohne Jacke einkaufen zu gehen. Für mich, wenn ich mir auch nachmittags nasse Füße im Gras hole. Oder, wenn mir auf dem Weg zum Briefkasten Spinnenweben durch’s Gesicht ziehen. Spätestens aber dann, wenn ich zum ersten Mal das Feuer im Kamin anzünde. Der September ist der Anfang vom Ende. Noch nicht ganz Herbst, aber auf keinen Fall mehr richtig Sommer.

September. Die Erlebnisse des Sommers entgleiten uns langsam, weil sie Erinnerung geworden sind. Aber noch sind die Gefühle und Düfte des Sommers frisch und fast noch Gegenwart. Die Fragen der Kinder sind noch lebendig und auch die nicht immer überzeugenden Antworten. Auch die Hitze im Juni und Juli und die dann folgende Sintflut. Fußballfreunde erinnern sich an die großartige Fußballweltmeisterschaft. An das Zusammensitzen mit Freunden in der Wärme der abendlichen Dämmerung am Grill bei einem guten Glas Wein. An die Diskussionen über Politik und Verwandtschaften und sonstige Nichtigkeiten, die mit zunehmenden Genuß des roten Tropfens immer weniger treffend, dafür aber umso lauter geführt wurden.

Romantiker - und nicht nur sie - haben noch den Duft der Rosen am Gartenhäuschen und den Geruch frischen Heus der benachbarten Wiese in der Nase. Oder den betörenden Kiefernduft beim Aufstieg auf einen Zweitausender in den Alpen. Liebhaber des Meeres - besonders junge Verliebte – träumen sich zurück an ihren Strandspaziergang. Wie sie sich übermütig naß spritzten und gleich darauf eng aneinander gelehnt den flammenden Sonnenuntergang bewunderten, während ihnen das warme Wasser um die Füße spielte. Sie spürten nichts, nur sich selbst und standen ganz im Bann des Himmelsschauspiels

Naß wurde es, als mein Enkel und ich auf der Leine im Schlauchboot von einem Gewitter überrascht wurden. Eine unvergeßliche Sommertour war es, mit Bratwürstchen abends am kleinen Feuer. Mit Fragen des Kindes in der Dunkelheit nach Sternen, Planeten und dem, was „dahinter liegt“. Und dann das ruhige Atmen des 7 jährigen, den plötzlich der Schlaf übermannte. Ein Erlebnis, das so nie wieder kommen wird.

September ist die Zeit, in der man einsieht, man hatte sich für den Sommer zuviel vorgenommen. Es wird nichts mehr aus den Vorsätzen und Plänen für dieses Jahr! Der Sommer ist einfach zu kurz – und zu schön - um ihn mit Arbeit zu überfrachten. Das verschieben wir auf den November!

Er ist auch die Zeit des Vorausschauens. Der wahre Herbst mit seinen kalten Nordwestwinden, den kurzen Tagen und langen, nassen Nächten und einer Menge Arbeit steht vor der Tür. Bald verfärben sich die Blätter und verstopfen die Dachrinne. Dann ist er da, der „goldene Oktober“, der selten hält, was man ihm andichtet. Freuen wir uns trotzdem auf buntes Laub und knisterndes Kaminfeuer. Und wenn das Laub im Oktober weniger bunt wie gewohnt fallen sollte, freuen wir uns eben auf Advent, auf Nicolaus und Weihnachten. Nicht nur der Sommer hat seine schönen Seiten!

© Wolfgang Nieschalk, 12/2010, 31171 Nordstemmen.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Nieschalk aus Nordstemmen

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