Eine Reise in eine "vergessene" Landschaft

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Die kleinste der brandenburgischen „Schweizen" wird die „märkische Schweiz" genannt, deren Zentrum der malerische Ort Buckow ist, doch es könnte durchaus sein, dass die Leserinnen und Leser, die Wichtigeres zu tun haben, als sich mit abgelegenen deutschen Landschaften zu befassen, nicht einmal ahnen, dass es diese Gegend überhaupt gibt.
Der Landstrich drängt sich nicht auf und kann das auch nicht, weil er weit abseits der Hauptverkehrswege zwischen Berlin und Frankfurt-Oder zu finden ist. Man muss schon "dorthin wollen wollen“ und das Wollen stellt sich meist erst dann ein, wenn man durch irgendetwas oder irgendwen auf diese Landschaft aufmerksam gemacht worden ist.
Hat man sich aber durchgerungen, ungefähr 70 km östlich von Berlin auf dem Weg nach Polen die Autobahn in Richtung Norden zu verlassen, wird man bald belohnt für seinen Schlenker weg vom brausenden Verkehr der Autobahn hinein in die Ruhe einer „vergessenen“ Gegend, die immer dann ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt, wenn die Oder das Oderbruch zu fluten droht. Es ist eine weiche Landschaft, die geprägt ist von Hügeln - die augenzwinkernd "Berge" genannt werden - weiten Kiefern- und Laubwäldern mit eingestreuten landwirtschaftlichen Flächen und kleinen Seen, die sich scheinbar unendlich und nahtlos aneinander reihen und die in die Landschaft gehören wie die Rüben in das Calenberger Land.
Die Landstraßen sind im besten Zustand und sie sind sicher auf den Trassen der alten Handelswege erbaut worden, denn sie werden meist von mächtigen Eichen oder auch Ahorn- und Lindenbäumen beschattet. Der Schatten war für die Postkutschenpferde und Reisenden der damaligen Zeit äußerst wichtig. Heute, bei dem schnellen Autoverkehr ist "das Flackern", das der Wechsel von Schatten und Sonnenschein erzeugt, eher hinderlich und gefährlich. Deshalb ist es ratsam, langsam zu fahren. Es sind fast immer mächtige Bäume, die nur von zwei Personen aneinander gefasst umringt werden können und die Meisten von ihnen haben sicher mindestens vierhundert Jahre auf "dem Stamm." Das darf nicht übersehen werden, stehen sie doch teilweise weniger als 10 Meter auseinander und wehe dem Fahrzeug, das gegen einen dieser Giganten prallt. Die abgeplatzte Rinde an manchem von ihnen spricht eine deutliche Sprache.
Die uralten, kleinen, feldsteingepflasterten Straßen, die die Ortschaften und kleinen Weiler miteinander verbinden, liebe ich - aber mein Auto verabscheut sie. Man hat die Wahl zwischen ganz langsam fahren und jeden einzelnen Stein zu spüren oder "zu rasen." Rasen deshalb, weil man irgendwann dabei "abhebt" und über die Steine fliegt. Das ist dann so laut, als starte ein Düsenflugzeug, aber es ist zweckmäßig. Ein Zwischending gibt es nicht, doch beim Fliegen sieht man die Landschaft nicht - deretwegen man die Reise angetreten hat. Also flog ich nicht über die kopfgroßen Rundsteine, fiel dafür in jedes Schlagloch und entdeckte gleich am ersten Tag meines Aufenthaltes - abseits der großen Verkehrsadern im Schneckentempo die Sträßchen entlang kriechend - manche kleine fotografische Kostbarkeit. Beim Ergründen dieses Landstriches verlangsamte sich allmählich mein Pulsschlag und die Wiederentdeckung der Gemächlichkeit für jeden Reisenden in der märkischen Schweiz - und einem weiten Bereich drum herum!! - ist nur noch eine Frage der Zeit.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Nieschalk aus Nordstemmen

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