Wenn alles schlecht läuft, dann ist Berlin wie Kassel

Zwei Beamte treffen auf einen Buerger
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Wenn alles schlecht läuft, dann ist Berlin wie Kassel

Franz Arnold und Ernst Bach waren das Autorenduo in deutschen Theater des fr[hen 20. Jahrhunderts und einiger Stücke zählen zu den Evergreens. Regisseur Maik Priebe hat sich nun des eher unbekannten "Weekend im Paradies" angenommen. Die Premiere am 25.April im Theater Nordhausen zeigte eine routinierte Inszenierung, die trotz des angegrauten Humors gefällt. Getragen wird sie von der großartigen Leistung des Hauptdarstellers Matthias Winde.

Warum bringt man eine Komödie aus dem Berlin der 1920-er Jahre auf die Bühne? Ist die Verfallsdauer nicht überschritten? Nein, ist sie nicht und außerdem macht es manchmal einfach nur Spaß.
Seit zwölf Jahren tut Regierungsrat Dittchen seinen Dienst bescheiden, pünktlich und unauffällig. Bei der Beförderung wurde am wieder übergangen, die Jugend ist an ihm vorbeigezogen. Seine Frau Hedwig wird angesichts des Stillstands sicher enttäuscht sein. Wünscht sie sich doch sehr den Titel "Frau Oberregierungsrat". Also steckt ein wenig "Von dem Fischer un siine Fru" in diesem Schwank, nur dass hier das Happy End garantiert ist.

Eigeninitiative ist gefragt

Ministerialrat Breitenbach klärt seinen Untergebenen auf. Er zeigt zu wenig Ehrgeiz und Initiative, er ist zu pünktlich, zu unauffällig, er zu wenig Aufsehen aus seiner Person und wird wahrgenommen. Deswegen wird es auch nichts mit der Beförderung. Offensichtlich sind die Unterschiede zwischen der Arbeitswelt von 1928 und von 2014 doch nicht so groß wie gedacht. Nun zeigt Dittchen Initiative, er will Genugtuung. Sein Projekt lautet: Trockenlegung des Sündenpfuhls Hotel Zum Paradies am Schnakensee. Also steckt ein "Michael Kohlhaas" in diesem Schwank, nur dass hier das Happy End garantiert ist.
Das muntere Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel in dieser Knall-Tür-auf-Entzücken-Entsetzten-Empörung-Tür-zu-Knall-Schwank darf nicht fehlen und natürlich gibt es immer mehr Fettnäpfchen, die umgangen werden müssen, je länger das Treiben dauert. Igendwann findet sich das gesamte Ministerium zum Stelldichein im Hotel "Zum Paradies" ein, inklusive der Abgeordneten Adele Haubenschild, die dem unsittlichen Treiben der Berliner Jugend ein Ende bereiten will und somit die natürliche Verbündete von Dittchen ist. Verena Blankenburg interpretiert die Selbstgerechte als Fels, der nicht wankt und zum Schluss nicht einmal als moralische Siegerin hervorgeht. Ihr Aufeinandertreffen in der Drehtür des Hotels ist schon Slapstick vom Feinsten und durchaus chaplinesk.
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Bürgerreporter:in:

Thomas Kügler aus Bad Sachsa

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