Die Ballade im Originaltext zur Ausstellung der Schweine in der Alten Schranne

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der Autor ist der ehemalige Stadtarchivar von Nördlingen, Herr Dr. Gustav Wulz.

Das war der Graf von Wallerstein, er leerte manchen Humpen.
Doch schließlich konnt`s nicht anders sein: kein Mensch wollt ihm mehr pumpen.
Da sprach der Graf: "Schockschwerenot, soll ich vor Durst erschlaffen,
indes den Wein der liebe Gott zum Trinken hat erschaffen.
In Nördlingen hat man das Geld, das mir in meinem Beutel fehlt.
Man braucht es nur zu holen. Geraubt ist nicht gestohlen!"

Jedoch die Mauern, die sind hoch und dick und wohlbestückt.
Am Tor, da ist allein das Loch, wo es vielleicht mir glückt.
Der Torwart ist ein Erzfilou, der läßt um Geld sich dingen,
sperrt er bei Nacht das Tor nicht zu, so wird es mir gelingen.
Dann gnad euch Gott ihr Bürgerpack, ich greif euch tief in euren Sack,
mit euren schönen Gulden, da zahlt ihr meine Schulden.

Der Graf, der schickt zum Torwart ein den schlausten der Getreuen;
"Dein Schaden Torwart soll`s nicht sein, es wird dich nicht gereuen.
Lehn` heut Nacht dein Tor nur an, laß offen es ein wenig.
Graf Hans, der ist ein nobler Mann, der zahlt dich wie ein König".
Der Torwart, der ist gleich dabei, er war stets für die Lumperei,
und läßt um Geld sich kaufen, das will er dann versaufen.

Doch nah beim Tor, da haust ein Schwein, von Freiheitsdrang beseelt,
das sich um das Gefangensein in seinem Herzen quält.
Es findet nachts den Weg zur Gass`, zum offnen Tor es eilt,
woselbst es nun zu seinem Spaß des längeren verweilt.
Den Rüssel steckt es in den Spalt - das Tor gibt nach, ihm fehlt der Halt.

Die Sau will vor Ergötzen den Rücken sich dran wetzen.
Indes holt eines Webers Frau spät abends ihrem Manne
beim Gastgeber zum Goldnen Pfau vom Bier noch eine Kanne.
Da sieht sie in des Mondes Schein am Stadttor voller Grausen
das Hinterteil von einem Schwein, das andere war schon draußen.

Erkennt dadurch, das Tor ist auf, schreit "Mordio", man kommt zu Hauf
mit Spießen und mit Stangen. Der Torwart wird gefangen.
Im Loch, da wird der Bösewicht geklemmt mit Daumenschrauben,
worauf die Wahrheit aus ihm bricht - man kann es schier nicht glauben
- gesteht Bestechung und Verrat und alle andre Tücke
Er kriegt den Lohn für seine Tat - man haut ihn in vier Stücke.

Graf Hans steht vorm verschlossenen Tor und kommt sich überflüssig vor,
gibt seinem Pferd die Sporen. Dies Spiel hat er verloren.
In Nördlingen herrscht froher Mut, die Kirchenglocken klingen.
Ja, dieses Mal ging es noch gut, man läßt Te Deum singen.

Es wird ein Jahrtag angestellt mit einer großen Spende
wobei man eine Predigt hält, man preist das gute Ende,
man preist die brave Webersfrau, daneben auch die wack`re Sau
Und beiden noch zu Ehren kann man vom Turme hören:

"SO, G`SELL, SO"

Nördlingen hat Schwein gehabt. Die Geschichte, oder noch besser gesagt, das Märchen von der Rettung der Stadt Nördlingen durch die Sau, die kennt mittlerweile jedes Kind in Nördlingen, im ganzen Ries.
Am 7. Januar 1440 wurde Nördlingen beinahe "zur Sau" gemacht . . . so steht es geschrieben.

Bürgerreporter:in:

Heidi Kaellner aus Nördlingen

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