Daniel der Große, der Erhabene mit dem Kuppelhelm und einer Laterne auf dem Haupt

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das stolze Wahrzeichen, der Mittelpunkt, das Zentrum der Stadt aus dem Mittelalter – Nördlingen im Ries.

Von den fünf Stadttoren laufen die Straßen gradlinig auf den Daniel zu und umkreisen ihn. Er ruht in der Mitte wie ein Diamant aus Suevitgestein. Schon aus weiter Ferne ist der Zeigefinger aus Schwabenstein zu erkennen. So ist der Daniel zum Wahrzeichen der idyllischen Stadt aus dem Mittelalter geworden.

Von außen kennt ihn jeder, er ist ja nicht zu übersehen mit seinen 89,9 Meter Höhe – aber von innen. Mal ehrlich, wie oft sind Sie schon die 350 Stufen in die Höhe geklettert? Wer von Ihnen kennt das Innenleben dieses mächtigen Kirchturmes, das alte Uhrwerk, das grobe hölzerne Tretrad, den Aufzug von anno dazumal? Haben Sie die vier Glocken auf den hölzernen Jochen im Glockenstuhl aus Stahl schon einmal bestaunt?

Jetzt führe ich Sie hinauf in dieses mächtige Gebäude aus altem Urgestein – gehen Sie mit mir hinein in dieses einmalige Erlebnis. Der Aufstieg beginnt mit der Wendeltreppe aus Stein, vorbei am Dachboden . . .

Die Grundsteinlegung war 1454 und das Ende der Bauzeit im Jahr 1490.
3,50 Meter dicke Mauern und 12 Meter Länge im Quadrat, so wurde der Baukörper des Westfrontalturms der St. Georgskirche angelegt. Er verjüngt sich nach oben und ist durch kleine Fenster unterbrochen.

An den Ecken stützen mächtig gotische Strebepfeiler bis hinauf zum ersten Turmkranz und enden in starren Steinüberhöhungen. Diese sind mit Fialen gekrönt - aus Stein gemeißelte spitze Türmchen. Mit diesen vier Stockwerken war man 1472 so ungefähr auf 49 Meter Höhe.

Auf diese quadratische Plattform wurden dann noch drei Stockwerke in achteckiger Bauweise aufgesetzt. So wurde der Turm am Ende sieben Stockwerke hoch.

Ursprünglich führten 365 Stufen auf den oberen Umgang. Wegen umgebauter Treppen sind es heute nur noch 350 Treppen.

Nach 36 Jahren Bauzeit, am Abend des Martinstags, am 11. November 1490 wurde der Schlußstein am oberen Gesims gesetzt und mit einem Notdach aus Holz vorläufig beendet.

Mehrmals schlug der Blitz ein. Nach mehreren Bränden, dann endlich 1539, bekam der Turm seine endgültige Kappe, einen laternenähnlichen Kuppelhelm. Vermutlich auch von diesem Zeitpunkt an hieß der Turm "Daniel" nach dem Bibelspruch Daniel 2 V.48 "und der Herr erhöhte Daniel und machte ihn zum Fürsten über das Land.“

So um 1481 nannte man den Turm "Wendelstein". Es wird viel darüber geschrieben und man sagt wegen der steinernen Wendeltreppe im unteren Teil des Turmes.

Schon seit 1464 ist der Turm durch einen Türmer bewohnt. Bis heute hat sich diese Tradition des Wächterrufes vom Daniel bewahrt. Jeden Abend ab 22 Uhr bis 24 Uhr jede halbe Stunde erklingt der Ruf in alle Himmelsrichtungen über Nördlingen - "So G`sell So . . ."

Jetzt hab ich Sie in Gedanken mit hinauf genommen, Stufe für Stufe, vorbei an den VIER Glocken . . .

. . . die große Glocke, die Marienglocke mit dem herrlichen tiefen Ton, sie stammt aus Stargard aus der Marienkirche. Man nennt sie auch die Zwölf Apostel Glocke nach der auf ihr angebrachten Darstellung der 12 Jünger Jesu. Für mich ist es die "Pommern Glocke", meine Heimatglocke, die Glocke meiner Erinnerungen. Seit 1952 jubiliert sie im Nördlinger Daniel.

. . . von 1496 stammt die älteste, die Hosianna Glocke, von einem Augsburger Glockengießer gefertigt - sie hat alle Kriege überlebt.

. . . 1961 kamen noch zwei kleinere Glocken dazu, die Gebetsglocken.
ALLE VIER Glocken hängen an Holzjochen im Stahlglockenstuhl.

Jetzt sind wir oben, ganz oben angekommen und stehen auf dem oberen Umgang, dem begehbaren Turmkranz.

Was für eine Aussicht. Der Blick geht weit hinaus in die durch den Meteoriteneinschlag vor 14,7 Millionen Jahren entstandene Rieslandschaft. 99 Kirchtürme soll man von hier aus sehen und zählen können.

Uns zu Füßen liegt eine Stadt wie aus dem Baukasten. Haus an Haus schmiegt sich in den engen Gassen dicht nebeneinander. Kleine Hinterhöfe, geschmückt durch bunte Blumenvielfalt, alte Gärten mit mächtigen Kastanienbäumen, Dachterrassen, Schornsteine . . . und immer wieder die Eger, der Fluß durch die Wassertürme und die Gerbergassen.

Egal aus welcher Himmelsrichtung man ins Ries kommt, man sieht schon von fern den Daniel, den Hüter und Wächter über Nördlingen.

Jetzt bin ich am Ende meiner Geschichte vom Daniel, dem Zeigefinger in den Himmel. Sie haben mir zugehört - vielen Dank dafür.

Von außen kennt ihn jeder – aber von innen? Hier habe ich ein paar Bilder für Sie

Bürgerreporter:in:

Heidi Kaellner aus Nördlingen

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