An höchster Stelle . . .

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Ich hatte ja keine Ahnung was da ganz oben über den Dächern von unserem Städtle so alles an Arbeit anfällt - ich meine den Beruf eines Türmers. Es sieht so nach Hobby aus, nach Freizeitgestaltng, nach Ruhe und Stille - immer diese herrliche Aussicht, die netten Menschen mit den staunenden und leuchtenden Augen wenn sie den Blick genießen . . .

Es ist schon ein besonderes Gefühl, da oben am Fenster in der Türmerstube . . . und wenn dann die Glocken läuten, ja dann spürt man das Beben und Zittern der alten Mauern.

Seit Wochen steige ich täglich die 350 Treppen hoch auf den Daniel und kam mir schon toll vor. Unsere Türmer machen das zweimal täglich hoch und runter, und das schon seit vielen Jahren. Der Dienst beginnt um 9 Uhr am Vormittag durchgehend bis 18 Uhr. Um 22 Uhr steht er wieder oben am Fenster und schickt den Ruf "so G`sell so" hinunter in die Stadt, und das jede halbe Stunde bis 24 Uhr. Dann steigt er wieder in die Tiefe und geht heim zu seiner Familie.

Einsam ist ein Türmer nie. Viele Touristen, viele Schulklassen aus allen Ländern und viele Einheimische stürmen täglich den Turm. Fragen über Fragen beantwortet er - aber nicht nur über den Turm, nein auch über den Meteoriteneinschlag vor 15 Millionen Jahren, über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten in unserer Stadt, über den Besuch der Astronauten in Nördlingen, über den Geopark Ries usw... er muss buchstäblich beinahe alles wissen über das Ries und seine Ausflugsziele, wie z.B. die Burgruine Niederhaus. Er muss erzählen können und gleichzeitig die entsprechenden Kontakte für bestimmte Führungen vermitteln. Die Schüler hören ihm gerne zu bei den Geschichten und Legenden in und um Nördlingen - und er erzählt sie mit Spannung und Überzeugung aus vollem Türmerherzen, denn er liebt seine Stadt - und das spürt man.

Kummerkasten, ja auch das ist ein Türmer. Er hat ein Gespür dafür, dass mancher Besucher den Turm besteigt um dem Himmel etwas näher zu sein - um manche, für ihn scheinbar ausweglosen Probleme dort oben zu bewältigen. Und der Türmer hat offene Ohren, ein offenes Herz und die richtigen Worte für diese Menschen. Manche Gespräche, so erzählt mir ein Türmer, beginnen morgens beim Aufstieg im Turm - und gehen abends beim gemeinsamen Abstieg zu Ende, aber mit dem Gefühl der Erleichterung diesem Menschen ein wenig geholfen zu haben.

Ja und dann ist da noch der Wetterdienst. Die Flugwetterwarte möchte mehrmals am Tag Bescheid wissen - über die Sichtweite, über die Windstärke, über die Außentemperatur usw. . .

Der ganze Turm ist Video überwacht wegen der Sicherheit. Ein Auge des Türmers beobachtet die Treppen und Nischen über den Bildschirm, damit jeder Besucher gesund nach oben und auch wieder gesund unten ankommt.

Der Beruf eines Türmers ist sehr verantwortungsvoll und sehr vielseitig. Er ist sozusagen das höchste Amt über Nördlingen.

Ach ja, da war ja das Stabenfest. Ich hätte es nicht glauben wollen, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte. Das Telefon läutete rund um die Uhr am Vormittag: "Findet heute das Stabenfest statt?" Die Behörde Stadt hat an diesem Tag frei - das höchste Amt über der Stadt ist immer besetzt. . . . "so G`sell so" . . .

Bürgerreporter:in:

Heidi Kaellner aus Nördlingen

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