Kirchturm war Bestandteil der Stadtmauer

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In Neustadt (Kreis Marburg-Biedenkopf) sehen wir zwischen Marktstraße und Ritterstraße die der Heiligen Dreifaltigkeit geweihte katholische Pfarrkirche. Sie wurde in mehreren Bauphasen errichtet.

Bei Ausschachtungsarbeiten im Jahre 2002 wurde der Grundriss der ersten Kirche aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts in großen Bereichen freigelegt. Ein sichtbares Überbleibsel dieser ersten Kirche ist der wehrhafte Turm der katholischen Stadtpfarrkirche. In die Zeit um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert fällt auch die eigentliche Entwicklung Neustadts zur Stadt, als die Menschen aus der Umgebung hinter der Stadtmauer Schutz suchten. Zu diesem ersten Verteidigungsring zählte wohl auch der Kirchturm.

Bei den Arbeiten im Jahre 2002 fand man auch Brandspuren, die vermuten lassen, dass die frühgotische Vorgängerkirche durch ein Feuer zerstört wurde.

Die heutige Kirche ist eine spätgotische Hallenkirche, mit deren Bau im Jahre 1502 begonnen wurde. Das Gotteshaus wurde zwar am 8. September 1504 geweiht, die Bauarbeiten dauerten jedoch wahrscheinlich bis zum Jahre 1517 an.

Auch der 30-jährige Krieg hatte in Neustadt seine Spuren hinterlassen und so wurden auch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert umfangreiche Bauarbeiten an der Kirche durchgeführt, z. Bsp. am Dachstuhl und auch am Turm.

Im Kircheninneren ist es vor allem der Hochaltar, der sofort ins Auge fällt. In der Zeit von 1711 bis 1713 wurde das heute noch original erhaltene barocke Kunstwerk von dem Bildhauer Isaak Ferber und dem Schreiner Johannes Steiner aus Hadamar erbaut. An der Südwand vor dem Hochaltar befindet sich die ebenfalls aus der Zeit zwischen 1711 und 1712 stammende Kanzel und auf der gegenüberliegenden Seite sehen wir eine Marienfigur aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Vor der Kreuzigungsgruppe an der Westwand steht ein spätgotischer Taufstein und an der Emporenbrüstung sind Apostelfiguren auf Konsolen zu sehen. An den Seitenwänden finden wir schöne Plastiken aus dem 18. bzw. 19. Jahrhunderts, Kreuzwegstationen, die in den Kirchenwänden eingelassen sind, und zwei Grabsteine aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert.

Bei meinem abschließenden Gang um die Kirche ist mir besonders eine in einen Stein gemeißelte Sonnenuhr sowie eine Jahreszahl aufgefallen. In einem "Kirchenführer" über die Pfarrkirche Hl. Dreifaltikeit, stand zu lesen, dass dieser Stein auf den Baubeginn hinweist und es sich hierbei möglicherweise um den Grundstein handelt.

Im Altarraum der Kirche ist auch das "Friedenslicht aus Bethlehem" zu sehen. Die Flamme wurde in der Geburtsgrotte Jesu Christi in Bethelehm entzündet. Bereits seit 1994 beteiligen sich auch deutsche Pfadfinder an der Aktion, die auf eine Initiative des ORF Linz zurückgeht, der bis heute das Licht in Bethlehem abholt.

Neustadt und vor allem auch die Pfarrkirche sind sicher nicht nur während der Kirmes oder dem Straßenmalerfestival einen Besuch wert.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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