Sonderausstellung in Neustadt

Plakat zur Aussetllung
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Als Neustadt vermessen wurde

Eine Sonderausstellung vom 26.03. bis 15.10 (Oktober) 2017 zeigt, mit welchen technischen Mitteln die Stadt Neustadt am Rübenberge vermessen wurde.

Alles begann jedoch recht simpel mit dem räumlichen Sehen.
Friedel Hogrefe, Vermessungsingenieur a.D., gab zur Einführung einen Schnelldurchlauf durch die Geschichte der Vermessung.

Der Begriff des Messens ist uralt. Jeder Mensch hat zwei Augen und kann damit auf mehrere hundert Meter stereoskopisch sehen. Der Mensch ist in der Lage eine Entfernungen abzuschätzen und das machte man sich mit der optischen Technik zunutze Luftbilder mit stereoskopischen Geräten Luftbilder auswerten zu können.

Doch der eigentliche Messvorgang erlangte seine Bedeutung, als die Menschen durch Ackerbau sesshaft wurden. Im Vorderen Orient wurde durch die Schaffung von dauerhaftem Wohnraum. Es war die Geburt von Lehmziegeln und einem einheitlichen Maß, das eine immer wiederkehrende Größe der Ziegel garantierte. Die Ziegellänge ist seit etwa 4000 Jahren die Basislänge aller Maße. Ein Ziegel war eine (Ur-)Elle lang oder 49,6 und 51,4 Zentimeter.
Der ‚Turmbau zu Babel‘ wurde mit Ziegeln verwirklicht, ist ein Meisterstück der Baukunst und wäre ohne einheitliches Maß unmöglich gewesen.

Etwa 300 v.Chr. an einem Sommertag, verbrieft war es der 21. Juni, wurde in Syene (heute: Assuan) entdeckte Erathostenes beim Wasser holen, dass der Brunnen keinen Schatten warf. In Alexandria sah er am gleichen Tag zur gleichen Stunde in einen Brunnen und entdeckte einen Schatten im südlichen Rand. Der Brunnen in Syene stand auf dem nördlichen Wendekreis. Mit Hilfe der von Heron (griechischer Mathematiker) entwickelten Dreiecksformel zur Berechnung einer Fläche aus drei Seiten, konnte Erathostenes mittels der Formel: Schattenwinkel zu 360 Grad wie Kameltagesreise zu Syene zu X den Erdumfang der Erdkugel berechnen. Er lag damit nur wenige Kilometer neben den tatsächlichen Maß.

In der Zeit vom 7. bis 10. Jhd. und nach dem Untergang des Römischen Weltreiches, übernahmen die Araber die Wissenschaft der Griechen. Die Wissenschaft profitierte von den arabischen Zahlen und die Vermessung ebenso. Es gab die Zahl Null, was für die Mathematisch technische Entwicklung von Bedeutung war. Der Begriff „Theodolit“ ist ein Kunstwort, das aus dem Arabischen abgeleitet wird, und so viel wie „Messen von Winkeln“ bedeutet; Alhidade heißt „Zeiger“ und bezeichnet die Ableseeinrichtung an Vermessungsgeräten.

Der deutsche Stauferkaiser Friedrich II., der sich um 1200 auf geheißen des Papstes den Kreuzzug und die Rückeroberung Jerusalems erfolgreich beendete, brachte er arabische Gelehrte mit. Die hatten Informationen über Medizin, griechische Mythologie, Kunst und Mathematik und Messtechnik im Gepäck.

Diverse unterschiedliche Maßeinheiten wurden benutzt, die von dem unabhängigen Maß (verabschiedet von der französischen Nationalversammlung am 10.12.1789 als „Mètre des archives“ als Gesetz festgelegt) abgelöst wurden. Ein 1 - Meter langer Endstab wurde die verbindliche Längeneinheit in Frankreich. In Deutschland wurde das Metersystem im Norddeutschen Bund am 17.8.1868 und im November 1870 wurde es im ganzen Deutschen Reich eingeführt.
Carl Friedrich Gauß brachte diese Maßeinheit mit nach Deutschland, der die trigonometrische Vermessung (erstmals im Emsland) einführte. In Deutschland wurde das Metersystem im Norddeutschen Bund am 17.8.1868 und im November 1870 wurde es im ganzen Deutschen Reich eingeführt – bis heute Grundlage aller vermessungstechnischen Berechnungen. 1875 wurde das Metermaß Internationale Einheit.

Mit diesem Vorwissen betrachten wir die kartentechnische Situation in unserem niedersächsischen und Neustädter Gebiet.
Eine Kartenherstellung ist niemals ein Selbstzweck, sondern ergibt sich aus gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und militärischen Erfordernissen.
Nach den Niederlagen gegen Napoleon folgte mit den Stein - Hardenbergschen Reformen in Norddeutschland ein Gesellschaftswandel, der für die ländliche Bevölkerung die Bauernbefreiung brachte, insb. die Aufhebung der Leibeigenschaft in Preußen 1809; in Mecklenburg 1836.

Aufgrund der Auflösungen wurde die Einteilung von Land an die neuen bäuerlichen Besitzer vermessen. Der Ausbau eines Wege- und Gewässernetzes, das einen funktionierenden Wasserabfluss und die Zufahrten zu den Grundstücken ermöglichte und parallel dazu Flurstückseinteilung für die Ackerbewirtschaftung selbst wurde eingeteilt und kartografisch wie vermessungstechnisch in Karten festgehalten. Das Kataster war geboren.

In den 1920er Jahren wurde durch die ausschließlich militärische Nutzung von Kartengrundlagen ein Kartenwerk für die Bürger geschaffen. Eine Karteneinheit, die Deutsche Grundkarte – kurz: DGK 5 im Maßstab 1:5000 wurde erfunden. Sie war mit der Darstellung von Flurstücksgrenzen, Bürgersteigen oder Erkerabbildung der groben Darstellung der Militärkarten im Detail überlegen. Häuser wurden einzeln und Standgetreu abgebildet. Bei allen Karten mit kleinerem Maßstab und größerer Zahl, wurden die Standorte weniger präzise. Aus 10 Häusern an einer Straße, wurden z.B. 6 Häuser. Mit der größer abgebildeten Oberfläche eines Gebietes, wurde die Darstellung kleiner und ungenauer.

Aus den digitalisierten Ausgangsdaten der ehem. DGK 5 wurde die Grundlage des GPS. Mit der Digitalisierung wurde die Fortführung der Karte überflüssig. Die Fortführungen aller Maßstabstreuen Kartenvorlagen werden heute digital vom Luftbild übernommen. Es erfolgt die Fortführung in ‚Echtzeit‘. Mit Hilfe von strereoskopischen / photogrammetrischen Geräten vermessungstechnisch - rechnerisch digital Serienreihen von Luftbildern mittels Radialtriangulation orientiert und als 3 D Koordinaten ausgewertet.
Die 3D-Abbildung gehört die Zukunft und das Landesvermessungsamt arbeitet am Ausbau dieser bildhaften Kartendarstellung.

Zusammenfassung von der kartographisch ausgebildeten Francis Bee

Wer sich für alle Einzelheiten aus dem Vortag des Vermessungsingenieurs Friedel Hogrefe interessiert, der sende mir bitte unter PN seine Mailadresse zu.

Die Veröffentlichung der Museumsbilder und Kürzung des Textes erfolgt nach Erlaubnis des Heimatmuseumsvorsitzenden Hans-Erich Hergt und Friedel Hogrefe.
Die Fotos sind von Francis Bee hergestellt worden.

Bürgerreporter:in:

Francis Bee aus Hannover-Südstadt

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