Landestrosts Elisabeth: Historische Lese-Performance über eine schillernde Frauenfigur des 16. Jahrhunderts

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Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg war, so darf man anmerken, eine resolute Frau. Beatrice Frey hat sie so überzeugend dargestellt, dass ein lebendiger Hauch der Geschichte durch die dunkel-feuchten Kasematten des Schlosses wehte. Dort, wo sie in temperamentvoller Darbietung die Vita Elisabeths präsentierte, gipfelnd in der Darstellung zu der von ihr befohlenen "peynlichen Befragung" ihrer Nebenbuhlerin Anna von Rumschottel, von der auch einige als angebliche Helferinnen enttarnte Frauen nach den Inquisitionsverfahren und deren folgenden Folterqualen auf den Scheiterhaufen starben.
Das Ganze dargeboten in einer beeindruckend improvisatorisch anmutenden, aber dennoch professionellen Form. Da wurden zum Beispiel flugs zwei Herren aus den Besucherreihen aus "Elisabeths" Hand zu "Beleuchtern" befohlen, bestückt mit Taschenlampen, die der gesamten Szenerie den nötigen dramatischen Effekt ermöglichten.

Nach dieser Einführung in das Leben der Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg wurde die Veranstaltung nach kurzer, einstimmender Ansprache von Andreas Schlager, der weiterführend den Sohn Elisabeths, Erich II. in der nun folgenden Performance darstellte, im Saal geboten.
Es folgt die abwechslungsreiche Darstellung des steten Kampfes zwischen Mutter und Sohn, der mehr als Kriegsherr und Lebemann Geschichte schrieb.
1546 sollte Erich II. mit erreichen seiner Volljährigkeit die Regierungsgeschäfte übernehmen, nicht jedoch ohne von seiner Mutter mit den wichtigsten Ratschlägen in Form eines "Regierungshandbuches" ausgestattet zu werden.
Dieses sollte, neben vielen Briefen, Leitfaden für seine Regierungszeit sein, die er fast vierzig Jahre lang bestimmte.

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Hierzu noch in kurzer Ausflug in die Geschichte:
Nach seinem Regierungsantritt schloss Elisabeth mit Graf Poppo XII. zu Henneberg (1513-1574) die Ehe, wobei sie die Regentschaft über ihre Leibzucht Münden nicht abgab. Mit großer Sorge verfolgte sie die Hinwendung ihres Sohnes zum katholischen Glauben. Er kehrte nach seinem Machtantritt zum alten Glauben zurück und kämpfte auf der Seite Karls V. gegen den evangelischen Schmalkaldischen Bund.

Weiterhin erging es Elisabeth nicht besonders gut. 1553, wurde sie durch Herzog Heinrich, der in Wolfenbüttel regierte, aus Münden vertrieben und verbrachte danach entbehrungsreiche Jahre in Hannover.
1555 siedelte sie zu ihrem Gemahl Poppo ins thüringische Ilmenau in der Grafschaft Henneberg über, wo sie ein letztes Mal die Feder zur Hand nahm und ein Trostbuch für Witwen verfasste, das diese in ihrer Trauer begleiten sollte. Die Quellen berichten, dass Elisabeth ein Jahr später, 1558, vollkommen entkräftet und mit gebrochenem Herzen in Ilmenau verstarb.

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Das Wechselspiel zwischen Mutter und Sohn, mehr ein gelungen gespieltes Bühnenereignis als pure Lesung, verlief abwechslungsreich und ohne oft manchen Lesungen anhaftenden Leerläufen. Es wurde zudem atmosphärisch abgerundet durch die musikalisch gemalten Kulissen von Juri Kudlatsch am Flügel, was die Lebendigkeit der gesamten Darbietung "beflügelte".

Alles in allem ein gelungener Abend, eine wirkungs- und eindrucksvoll inszenierte, so genannte Lese-Perfomance, dargeboten in dem adäquaten Rahmen des Schlosses Landestrost.

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Zu Elisabeths Sohn Erich II. noch eine ergänzende Bescheibung:
Erich machte sich einen Namen als Söldnerführer, Hexenjäger, Lebemann und Bauherr.
Nach dem frühen Tod Herzog Erich I. im Jahre 1540 übernahm Herzogin Elisabeth für sechs Jahre die Regentschaft des welfischen Kleinstaates. Elisabeth förderte die Reformation im Lande und modernisierte die Verwaltung. Sie weilte oft auf ihrem Jagdschloss Nienover.
Ihren Sohn Erich dagegen zog es in die weite Welt, vor allem an den kaiserlichen Hof in Wien, wo er kurz nach seinem Regierungsantritt zum Leidwesen seiner Mutter zum katholischen Glauben übertrat. Erich versuchte die Gegenreformation in seinem Lande durchzusetzen, scheiterte damit aber am Widerstand der Städte. Der erste protestantische Pfarrer Uslars, Jost Bauernfeindt, der den Zorn des Herzogs erregt hatte, musste aus der Stadt fliehen. 1555 musste Erich die lutherische Lehre in seinem Land bestätigen. Als nur mäßig erfolgreicher Obrist in kaiserlichen Diensten kämpfte er in Holland, Spanien, Frankreich und Italien und vernachlässigte sein Fürstentum.
Seine aufwändige Hofhaltung und seine gewaltigen Bauprojekte ruinierten die Finanzen des Landes und führten zu ständigen Konflikten des Herzogs mit den Landständen und seiner Ehefrau Sidonie.
Herzog Erich von Braunschweig-Calenberg starb im November 1584 in Pavia, wahrscheinlich an den Folgen einer Syphiliserkrankung. Da er keine Nachkommen hinterließ, fiel sein Fürstentum an Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel.
(Quelle: HNA Regiowiki)

Bürgerreporter:in:

W L aus Garbsen

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