Mitgliederinnen

Ausschnitt (Beleg-Scan) aus der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" Nr. 69 v. 22.03.2016, S. 16.
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In einem Leserbrief bietet uns die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (Nr. 69, Dienstag, 22.03.2016, S. 16) wieder etwas zum Lachen. Als Reaktion auf einen Bericht über eine etwas missglückte Parteiversammlung heißt es da: "in der Überforderung der sich zur Verfügung gestellten ehrenamtlich[en] Parteimitglieder_innen".

Wie weit die "Gender-Korrektheit" doch trägt! Fing sie nicht einst in den USA an, wo Feministinnen mit den Einheitsbezeichnungen für Männliches und Weibliches nicht mehr zufrieden waren? Da es im Englischen nur einen Einheitsartikel ("the") gibt, also nicht von vornherein zwischen männlich und weiblich unterschieden werden kann, bediente man sich schon in der Vergangenheit ab und an Hilfskonstruktionen, wenn man das natürliche Geschlecht unbedingt kenntlich machen musste oder wollte: tomcat etwa für den Kater (sonst allgemein nur cat) oder doctress für die Ärztin sowie Bildungen wie she-devil für eine teuflische Frau, die wir im Deutschen kurzerhand Hexe nennen können.

Da aber bei uns alles nachgeäfft werden muss, auch die politische Korrektheit, einschließlich ihrer Untergliederung, der Geschlechtskorrektheit, war Kreativität gefragt. Liegt es nicht auf der Hand, dass es gilt, die "Ungerechtigkeit" unserer Muttersprache mit Stumpf und Stiel auszurotten? Was soll die Unterscheidung zwischen männlich der und weiblich die? Verlangt die Gleichberechtigung der Geschlechter nicht nach irgendeiner Art von Ausgleich, zumal die männlichen Formen - vor allem die mit der Endung -er - deutlich bevorzugt wurden?

Seltsam, dass im Eifer des Kreuzzuges für mehr Geschlechter-Gerechtigkeit teilweise nicht mehr daran gedacht wurde, dass es neben dem natürlichen Geschlecht auch noch ein grammatisches Geschlecht gibt. Nicht alle die-Wörter sind von der Natur her weiblich (die Straße) und nicht alle der-Wörter von ihrer Natur her männlich (der Tisch), selbst dann nicht, wenn sie sich auf natürliche Personen beziehen (die Mannschaft, der Frauenklub).

In unserem Fallbeispiel aus der Zeitung wird nun aber etwas ganz Unmögliches versucht. Ein sächliches (fachlich: neutrales) Wort, noch dazu in der Mehrzahl, soll "verweiblicht" werden. Heißt es nicht in der Einzahl das Mitglied? Könnte man davon krampfhafterweise die Mitgliedin und der Mitglied ableiten? Müsste man bei dem Begriff auch in der Mehrzahl Geschlechtsunterschiede machen? Sicher nicht, wenn man auch nur ein wenig nachdenken und das dumpfe Nachäffen einstellen würde.

Übrigens steht unter dem Leserbrief der Verfassername Merkel. Ich könnte wetten, "Muddi" ist es nicht gewesen.

Bürgerreporter:in:

Peter Perrey aus Neustadt am Rübenberge

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