Wertvoller als Silber und Gold? Rhodium als Wertanlage

Silber und Gold sind viel gefragte Rohstoffe seit Bücher über diese Edelmetalle den Markt überschwemmen und in Zeiten der Finanzkrise praktisch täglich Experten im Wirtschaftsteil zum Barrenkauf raten. Einen Barren Rhodium zu kaufen ist dagegen kein Zuckerschlecken. Viele Händler tippen sich an die Stirn, wenn sie nach diesem Edelmetall in kompakter Form gefragt werden. An Rhodium in Barrenform zur Krisenvorsorge kommen Privatkunden nur schwer heran. In Deutschland gibt es kaum Metallhändler, die das seltene Metall in ihrem Sortiment haben. Als Rohmaterial in Pulverform ist es für Privatinvestoren nicht zu bekommen, gilt als gefährlich. Derzeit kann in Deutschland nur die Degussa Goldhandel GmbH Rhodiumbarren besorgen – aus England.

Wer handelt mit Rhodium?

Eine Börse gibt es für den Rhodiumhandel nicht, lediglich einen OTC-Markt. „Selten einmal werden größere, bis dato in der Regel nicht-physische Investments getätigt oder geschlossen, die den Preis vorübergehend deutlich in eine Richtung beeinflussen können“, weiß Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Geschäftsführer bei Degussa. Das Gramm kostet laut Edelmetall-Service GmbH & Co. KG in Pulver- oder Barrenform 28,30 Euro – Ankaufspreis (Stand: März 2013). Industrierhodium ist knapp zehn Euro billiger im Schmelzankaufspreis. Wer privat Rhodium kauft, zahlt natürlich weitaus mehr. 100 Gramm kosten mit Gebühren, Steuern und Gewinnmarge der Händler in Deutschland derzeit rund 4.000 Euro. Auf der Webseite von Johnson Matthey können Privatanleger den Preis in Dollar je Unze verfolgen, auch in Chartform. „Der hier gezeigte Preis ist jedoch nicht der Preis für die schwer herzustellenden und damit vergleichsweise teuren Barren, sondern das Rohmaterial“, sagt Wrzesniok-Roßbach. Zudem fehlt dort die beim Barrenkauf anfallende Mehrwertsteuer.

Kein Metall für zockende Spekulanten

Doch wer nimmt dem Privatanleger das gekaufte Rhodium später wieder ab? „Die Barren sind ja erst kurz auf dem Markt, Rückverkäufe erfolgen gar nicht. Die Degussa kauft die Barren aber auf jeden Fall wieder zurück, der zukünftige Abschlag vom Kassakurs wird ein wenig von der Marktsituation abhängen und kann zwischen 1 und 7% betragen“, sagt Wrzesniok-Roßbach. Im Moment kann er allerdings nicht beantworten, ob etwaige Gewinne beim Verkauf steuerfrei wären. „Für kurzfristig orientierte Spekulanten sind die Barren aufgrund der hohen Herstellkosten und der MWST, die beim Kauf anfällt, eher nicht geeignet“, erläutert er. Dennoch dürfen geduldige Anleger Rhodiumbarren als solide Wertanlage betrachten. „Es ist immerhin ein extrem seltenes Metall; die 25 Tonnen, die pro Jahr gefördert werden, passen unter einen Küchentisch. Diese Menge muss reichen für mehrere zehn Millionen Autos weltweit pro Jahr und für zahlreiche andere Anwendungen in der Industrie“, meint der Fachmann.

Rhodium in Autos schwer zu ersetzen

Der Rhodiumpreis hängt stark von der Nachfrage der Autoindustrie ab. So ist es nicht verwunderlich, dass die Abwrackprämie den Preis für Rhodium gedrückt hat – schließlich hatten die Autobauer durch diese Maßnahme einfache Möglichkeiten, das recycelte Metall zu ergattern. Verwendet wird das Edelmetall bevorzugt als Katalysator, vorrangig in Automobilen. Aber auch als Legierungsbestandteil von Thermoelementen und Laborgeräten wie Mundspiegel, OP-Leuchten und Spiegelteleskopen findet das 80. häufigste und damit sehr seltene Element Verwendung. Es steckt in LCD-Bildschirmen; Uhrengehäuse, Schmuck und Füllfederhalter werden teils ebenfalls rhodiert. Und wer einen Ring aus Weißgold kauft, muss damit rechnen, einen galvanischen Überzug aus Rhodium am Finger zu tragen. Ein Vorteil für Anleger: In vielen Einsatzgebieten gibt es kaum Alternativen zu Rhodium. „In der Auto-, Glas,- und Chemieindustrie ist Rhodium zunächst nur schwer zu ersetzen. Ein Risiko für den Verbrauch wäre ein stark wachsender Anteil an Elektrofahrzeugen, die keinen Kat haben“, informiert Wrzesniok-Roßbach. „Hybridautos haben immer noch einen Kat, zählen also nicht“, fügt der Edelmetall-Experte fügt hinzu.

Wie Platin und Silber zählt Rhodium zu den Weißmetallen, sieht ihnen farblich also ähnlich, glänzt aber stärker silbrig-grau. Meist kommt es in der Natur gemeinsam mit Platin und Palladium vor. Vorkommen gibt es in Südafrika, im Ural und auf dem amerikanischen Kontinent. Das Edelmetall wird auch aus abgebrannten Brennelementen von Kernreaktoren gewonnen und wiederverwertet. Rhodium ist hitzebeständiger als Gold und Platin, leitet Wärme und Strom besonders gut. Wer ein paar Tausender für die teuren Rhodiumbarren übrig hat, dürfte mit einem langfristig wirksamen Kauf wenig falsch machen.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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