Lokales – Basiswissen für die Medienpraxis; Journalismus Bibliothek 5

Basiswissen für die Medienpraxis - Journalismus Bibliothek 5 "Lokales" | Foto: Buchcover (Herbert von Halem Verlag)
  • Basiswissen für die Medienpraxis - Journalismus Bibliothek 5 "Lokales"
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Martin Welker und Daniel Ernst fassen auf 224 Seiten den aktuellen Stand des Lokaljournalismus zusammen. Klar, dass auch Bürgerreportermedien wie myheimat.de kritisch beleuchtet werden. Schließlich ist Bürgerjournalismus ein Teil der Lösung der Printkrise – oder ein Teil des Problems? Auch über die Verwendung von PR-Material in Lokalredaktionen wird viel geschrieben und geforscht. Wer Zeitung liest und sich mit Medienrezeption und Medienwirtschaft etwas auskennt, weiß um die zahlreichen Probleme, mit denen insbesondere Lokalzeitungen, die den digitalen Wandel verschlafen haben, kämpfen. Auch um die aufgrund vieler Faktoren (z.B. Medienkonzentration, Sparzwänge) mittlerweile über weite Strecken dürftige Qualität lokaler Medien. Die Hintergründe werden dem Leser in Band 5 der Journalismus Bibliothek dargelegt, wenngleich die Autoren neutral ans Werk gehen und auch Positives hervorheben. Was sie im Rahmen eigener Beobachtung und des Konsums von wissenschaftlichen Arbeiten zum (Lokal-)Journalismus feststellen mussten: Lokaljournalisten sind in ihrer Zunft noch die größten Idealisten – können ihre leserfreundlichen Ziele aber am wenigsten realisieren (S. 162ff).

Wie in der Reihe aus dem Herbert von Halem Verlag üblich, gibt auch „Lokales“ einen gelungenen Überblick über den Lokaljournalismus, allerdings mit Schwächen. Eine nachvollziehbare Schwäche ist die Fokussierung auf Tageszeitungen, wobei Radio Regenbogen ein bisschen die Rundfunk-Fahne hochhält und auch Blogs erwähnt werden. Schließlich widmet sich Medienforschung im Lokalen meist der Zeitung, die zudem derzeit noch der größte Arbeitgeber auf diesem Sektor ist. Eine weitere Schwäche ist bei „nur“ zwei Autoren, die eigene Erfahrungen einbauen möchten, ebenfalls nachvollziehbar: Praxisbeispiele wie Redaktionsabläufe, exemplarische Artikel, Recherchewege und Hintergründe stammen hauptsächlich aus der Rhein-Neckar-Region.

Eine weiterer Kritikpunkt ist die mangelhafte finale Korrektur. Gerade in einem wissenschaftlichen Werk, sollten nicht ganze Nebensätze unter den Tisch fallen („So lautet eine zentrale Frage, die immer wieder gestellt wurde,“ S. 159). Teils etwas willkürlich ausgewählt erscheinen im Best Practice Teil die „innovativen Redaktionen“. Das Kapitel „Drei Fragen, drei Antworten“ heißt auch in Band 5 so, obwohl sowohl Peter Schiebel von der TZ München als auch Stefan Aigner von Regensburg Digital vier Fragen gestellt werden, bei Letzterem immerhin eine im Sinne von „nachhaken“ als Zwischenfrage deklariert. Eine mikroskopische Anpassung der Überschrift wäre wünschenswert gewesen. Hinzu kommen drei Porträts von Lokaljournalisten, die überregionale Bekanntheit erlangt haben, deren Biographie aber selbst in einer Kurzversion weit mehr hergibt als eine Seite: Erich Kästner, Michael Graeter und Roberto Saviano. Genau genommen darf Egon Erwin Kisch, der einen beträchtlichen Teil der Einführung trägt, als Vierter hinzugezählt werden. Trotz all dieser Kleinigkeit empfiehlt sich der Griff zur Lektüre für alle, die sich für die Funktionsweise lokaler Medien interessieren.

Rezension von Band 6 "Sport".
Rezension von Band 8 "Medien".
Mehr über die Journalismus Bibliothek aus dem Herbert von Halem Verlag.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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