Madagaskar Rundreise 6/8: Regenwald, Rum, Kattas & Vanille

Katta im Isalo Nationalpark
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Das sechste Kapitel meines Reiseberichts aus Madagaskar fasst vier Tage zusammen. Genau genommen beginnt dieser Abschnitt mit der Ankunft in Ranomafana am Abend des sechsten Tages und endet nach Aufenthalten in Fianarantsoa und im Isalo Nationalpark sowie Zwischenstopps in Ambalavao und Eindrücken von Ilakaka hinter Autoscheiben in Tulear.

Im Centrest-Hotel in Ranomafana angekommen, schwirren viele Moskitos durch unsere Zimmer, in deren Ausstattung die Netze fehlen! Ein Zimmerwechsel beschert uns Abhilfe und gleichzeitig ein Komfort-Update.

Tag 7: Auf unserer zweieinhalbstündigen Wanderung durch den Regenwald zeigt sich bis auf den Goldenen Lemur, für den der Nationalpark Ranomafana eingerichtet wurde, sowie ein Plattschwanzgecko, ein Frosch und eine Spinne nichts Aktives. Schlafende Bambuslemuren weit oben im Baum dürfen wir noch auf unserer Liste abhaken, aber die putzigen Kerlchen hatten wir ja schon ganz nah und wach im Vakona Forest. Wer kann es den Tieren verdenken, dass sie sich angesichts des anhaltenden Regens in einem trockenen Unterschlupf verstecken?

Nasse Wäsche und verhängnisvoller Ingwer?

Unsere Koffer sind zwar in eine Plane eingehüllt auf dem Wagendach befestigt, doch weil der ein oder andere seine nassen Klamotten nach dem Regenwald-Spaziergang wechseln will, ist offenbar zumindest mein Gepäckstück ein bisschen dem prasselndem Regen ausgesetzt. Bei Ankunft im Ausbildungshotel La Rizière in Fianarantsoa ist praktisch mein kompletter Kofferinhalt durchnässt. Alle Hosen und Unterhosen hat es erwischt. Ich bitte die Hotelangestellten, sie zu trocknen, aber sie bügeln sie nur – die Wäsche bleibt feucht. Gut, dass ich auf dem Zimmer eine Unterhose geföhnt habe und anziehen kann. Das Essen im La Rizière schmeckt zwar, doch Papa und ich verbringen die Nacht mit Erbrechen und Durchfall abwechselnd auf dem Klo. Vermutlich lag es am Ingwer im bestellten Rum, denn das war die einzige Zutat, die ausschließlich wir beide konsumiert hatten. Die makabre Fußnote in dieser Geschichte: Am nächsten Morgen besichtigen wir die wirklich ordentliche und saubere Küche im La Rizière. Man will schließlich wissen, wo zubereitet wurde, was dich zerlegt hat.

Tag 8: Im Bus lege ich mich auf die Rückbank. Ins Fotoatelier komme ich nicht mit. Dank Lorpedium überstehe ich den Tag aber und schaue mir in Ambalavao die Herstellung des Antemoro-Papiers an. Im Anja-Reservat warten Chamäleons und Kattas auf uns. In einem Dorf auf dem Weg nach Ranohira „wächst“ der Mais auf den Bäumen – in Wahrheit wird er hier wie auf den Balkonen für die nächste Aussaat aufbewahrt.

Tag 9: Wir unternehmen eine halbtägige Wanderung durch den landschaftlich traumhaften Isalo Nationalpark. Kattas und Braune Lemuren tollen in den Bäumen herum und wagen sich sehr nah an den Picknick-Platz heran. Dort verfolgen wir mit den Augen auch eine Baumschlange. Schwer zu fotografieren sind der Sifaka hoch oben in den Wipfeln sowie der Paradiesvogel, der offenbar nichts vom Landesmotto „Mora Mora“ („Langsam, langsam“) hält. Der Nachmittag dient der Erholung am Pool und auf der Verande des Luxuszeltes in der Satrana Lodge. Knifflige Entscheidung: Darf es heute die Dusche im Badezimmer oder die vor neugierigen Blicken geschützte Außendusche sein?

Bonbons für Baobabs und Saphire für Glücksritter

Tag 10: Wir sind gerade einmal 20 Kilometer von Isalo entfernt und schon bestreiten die Menschen ihren Lebensunterhalt komplett anders. In Ilakaka sehen wir, wie im „Fluss“ nach Saphiren und Gold geschürft wird. Parallel werden darin Kleidung und Autos gewaschen. Im nächsten Saphir-Dorf stürmen Kinder zum Bus, wie so oft vor Rotz triefend. Ein Kleinkind hebt etwas vom Boden auf und isst es. Nächster Halt: Baobab. Sofort scharen sich gierige Kinder um Rado, der die Meute mit Bonbons ablenkt und sich hungriger Mäuler erwehren muss, während seine Reisegäste ein paar Schritte ins Feld stapfen, um die mächtigen Affenbrotbäume zu fotografieren. Auch die Eltern belagern Rado und unseren Bus, wollen Geld oder Kleidung haben. Ein Junge präsentiert einen winzigen Vogel auf seinem Arm. Mahafaly heißt diese Volksgruppe, was „die Glücklichen“ bedeutet, aufgrund der enormen Armut aber nicht stimmt. Da wirken „die Zebudiebe“ (Bara) in Satrana fröhlicher. Bizarre Totentradition: Je reicher der Tote, desto opulenter das Grab, welches an das Leben des Toten erinnert und mit Zebuhörnern geschmückt ist. Auf dem Grab steht meist das Vermögen des Toten eingraviert, das schnellstmöglich von den Angehörigen verprasst wird. Doch bevor der Tote überhaupt seine letzte Ruhestätte aufsuchen darf, wird er – konserviert mittels Formalin - wochenlang im Haus der Familie gelagert.

Auf dem Weg nach Tulear werfen wir im Fahren einen Blick auf die lokale Rum-Herstellung. Die Informationen, die Rado dabei zum Besten gibt, legen nahe, dass uns in Fianarantsoa womöglich wirklich der Rum zur Strecke gebracht hatte. In Tulear unternehmen wir einen Rundgang durch das Arboretum. Hier kommen Pflanzenfreunde auf ihre Kosten: Wüstenblume, Krakenbaum, Elefantenfuß, Kaktusfeige, einer von sechs auf Madagaskar endemischen Baobab-Arten, die Madagaskar-Palme und die Madagaskar-Vanille zählen zu den botanischen Sehenswürdigkeiten des Arboretums. Interessant: Die Magadaskar-Vanille riecht und schmeckt nicht. Die Vanille, für die Madagaskar bekannt ist, stammt ursprünglich aus Mexiko und wird auf der Insel kultiviert. Strahlen- und Spinnenschildkröten tapsen durch ihr großzügiges Freigehege. Wir werfen einen Blick in den Ausstellungsraum der Anlage, in dem unter anderem ein Elefantenvogelei ungeschützt vor Dieben liegt.

Weitere Reiselektüre:
Hier geht es zu den einzelnen Kapiteln meines chronologischen Madagaskar-Reiseberichts:
1/8: Antananarivo & Kinderspielzeug
2/8: Chamäleons & Lemuren
3/8: Lehmziegel & Reisfelder gehören zusammen
4/8: Bonbons, Edelsteine und Kunst aus Zebuhorn in Antsirabe
5/8: Schulbesuch, Prozession & Übernachtung im Gemeindehaus
7/8: Strandurlaub und quirlige Kinder auf Anakao
8/8: Ambohimanga und letzte Eindrücke von Madagaskar

Weitere Reiseberichte aus Afrika:
Botswana: Okavango-Reise
Namibia: Rundreise aus Sicht einer Leopardin (Übersicht der 14 Kapitel)
Tansania: Auf Safari in der Serengeti

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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