Mundo Maya – Palenque, Calakmul und Uxmal

Palenque
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Tag 9, Montag, 14. März 2016: Palenque
Die im Dschungel gelegene Maya-Stätte Palenque ist bisweilen noch ohne allzu offensichtliche Restaurationen in gutem Zustand. Einige Stufen des Priestertempels der Oberschicht kann man noch erklimmen und dort den Ausblick genießen sowie in Stein gehauene Darstellungen der Mayas begutachten. Die Gänge in den Gebäuden laufen oben wie bei einem Dreieck zusammen, Fledermäuse tummeln sich in den kühlen „Höhlen“. Dachgänge sind teils ansatzweise erhalten. Diese sollten der Architektur von Palenque zu mehr Ansehen verhelfen. Mini-Wasserfälle und ein kleiner Fluss runden das Urwald-Erlebnis ab, baden darf man im glasklaren Wasser inzwischen nicht mehr. Vor und in Palenque verkaufen unter anderem Lacandonen – das sind Indigenas, die lange unbehelligt im Dschungel lebten – Pfeil und Bogen, Maya-Sternzeichen-Kalender als Anhänger, Traumfänger und Wandbehänge mit Motiven der Anlage. Es geht recht kommerziell zu, die Händlerdichte lässt sich fast mit Chichen Itza vergleichen.

Am späten Nachmittag erreichen wir das Hotel Puerta Calakmul am Eingang des Nationalparks Calakmul. Bevor es Calakmul Chicken (Hühnerbrust mit Honig-Knoblauch-Sauce) gibt, beobachten wir vom Rand der Schlucht, wie abertausende von Fledermäusen in spiralförmigen Flugbahnen aus einer Höhle in den Himmel emporsteigen und gemeinschaftlich in Gruppen ausschwärmen. Hin und wieder nutzt ein Blindgänger den Meter Platz zwischen den Füßen der Touristen am Rand des Abgrunds, um aus der Reihe zu tanzen und quasi die Überholspur zu nehmen.

Tag 10, Dienstag, 15. März 2016: Calakmul
Mitten in der Nacht, gegen 4 Uhr, werden wir von Brüllaffen geweckt. Auch beim Frühstück begleiten sie uns akustisch und fressen sich in den Bäumen neben dem Speisesaal satt. Dann fahren wir 62 Kilometer vom Eingang des Calakmul Nationalparks zu einer der größten Maya-Stätten, in ihrer Macht, Pracht und der Einwohnerzahl im Einzugsgebiet vergleichbar mit Tikal. Auf der mit Schlaglöchern gespickten Piste stellt sich uns ein Ozelot-Truthahn in den Weg. Das Männchen hat einen blauen Kopf, der mit gelben pockenartigen Gebilden versehen ist – was bei diesem Vogel so üblich ist. Dafür ist das Gefieder umso schöner. Gerade ist Brutzeit. Offenbar möchte er uns fern von seiner Familie wissen, daher geleitet er unser Transportfahrzeug als Ein-Hahn-Eskorte an der Spitze direkt ein paar Hundert Meter weiter nach Calakmul. Wir begegnen außerdem einem Baumhörnchen, Brüllaffen, einem „Wegadler“ (so die wörtliche Übersetzung des Namens des gesichteten Adlers) und Hocofasanen.

Noch längst sind nicht alle der rund 5000 Gebäude und Strukturen von Calakmul freigelegt. Wir steigen auf zwei der drei höchsten freigelegten Kolossalbauten der Anlage (eine ist 45 Meter hoch) und überblicken den Dschungel bis nach Guatemala und Belize hinein, ohne eine Ahnung zu haben, wo inmitten der Bäume die jeweiligen Nachbarländer beginnen. Bei der Namensgebung der einzelnen Strukturen und Gebäude haben es sich die Archäologen bislang einfach gemacht, ohne zu spekulieren: Sie nummerieren die unterschiedlichen Bautypen einfach durch. Das Tolle an Calakmul, abgesehen von der Bewegungsfreiheit und dem endlosen Urwald-Ausblick in alle Himmelsrichtungen: Keine Händler, kaum Touristen, und der Weg wird mit einem Blätter-Besen gefegt.

Unser Tagesziel ist das Tucan Siho Playa – eine sehr schöne Hotelanlage direkt am Meer, das mit eher dreckigem Wasser und einer toten Möwe am Strand nicht gerade zum Baden einlädt. Daher plantschen wir im Pool und genießen den Sonnenuntergang, in der Hoffnung, die Pelikane im Flug und beim Fischfang in der untergehenden Abendsonne festzuhalten. Interessant zu beobachten: Ein Mädchen wird in einem teuer aussehenden Kleid von einem professionellen Fotografen samt Assistenten im Kreis der Familie in unterschiedlichsten Posen abgelichtet. Nach jedem eingefangenen Motiv werden ihre Haare nachfrisiert. Offenbar feiert die junge, aufwändig geschminkte Dame, die vor der Kamera möglichst als begehrenswerte Frau wahrgenommen werden möchte und keinesfalls lächelt, ihre Quinze. Der 15. Geburtstag eines Mädchens gilt in Lateinamerika nämlich als Eintritt in die Welt der Frauen und stellt den wichtigsten Tag im Leben eines Mädchens dar. Für Kleid, Fotografen, Geschenke und die Feier mit hunderten von Gästen verschulden sich viele Eltern über Jahre oder gar Jahrzehnte. Am Strand von Siho Playa ist nur die Familie bis zu den Großeltern beim Fotoshooting vor traumhafter Kulisse anwesend. Das leckere Dinner-Menü besteht aus Ceviche, Knoblauchbaguette, Spaghetti, Spinatsuppe, Fischfilet (bei mir stattdessen mit Knoblauch marinierte Hähnchenbrust), einem Dessert nach Wahl (Torte, Obstsalat oder Flan), Kaffee oder Tee. Danach ziehen wir uns, von Geckos vor der Zimmertür und in den Flurlampen vor Mücken geschützt, ins Bett zurück.

Tag 11, Mittwoch, 16. März 2016: Uxmal
Santa Elena, ein Dorf kurz vor Uxmal: Bei einem alten Maya-Ehepaar begutachten wir, wie die Hausherrin Tortillas aus Mais backt und probieren davon. Die „Küche“ befindet sich übrigens in einem separaten Häuschen, das wie die anderen Hütten auch mit Palmblättern gedeckt ist, die wegen der Feuerstelle jedoch kohlrabenschwarz sind. Don Hernán (78) zeigt uns, wie man sich richtig in eine Hängematte legt, wie man aus Sisal (Henequen) in Windeseile Schnüre mit enormer Tragkraft flechtet und wie seine Familie – auf dem Gelände leben 13 Mitglieder – beim Außenaltar dem Maisgott Chaac huldigt. Im Garten des rüstigen Seniors mit dem fotogenen Gesicht wachsen Chilis, Erdnüsse, Hibiskus, ein Tamarindenbaum, Orangen, Sisal, Baumwolle und weitere Nutzpflanzen. Dazu hält die Familie Schweine.

Anschließend steht die Besichtigung der Maya-Stätte Uxmal mit der prägnanten ovalen Pyramide des Wahrsagers auf dem Programm. Hier wurde und wird bereits viel restauriert, wobei der Ausgrabungsleiter nach Angabe unserer Reiseleiterin Wert darauf legt, dass seine Arbeiter die selben Methoden anwenden, wie die präkolumbischen Maya und auf moderne Hilfsmittel verzichten. Ein besonderes Zuckerl in Uxmal, wo Händler nur direkt vor der Anlage anzutreffen sind und keinen Zugang zur Ausgrabungsstätte haben, sind die vielen Leguane, die sich teils stolz zwischen den Ruinen in der Sonne präsentieren und wie von der Tarantel gestochen los rennen, wenn ein Fotograf ihnen zu nah kommt.

Gegenüber der Maya-Stätte erweitern wir unsere Kenntnisse über Schokolade im Choco Story Museum. Dort treffen wir auch eingesperrte Spinnenaffen, Jaguare und Weißschwanz-Wild an. Das hübsch angelegte „Museum“ gestaltet die Besichtigung durch kühle Hütten mit unterschiedlichen Themengebieten rund um den Kakao sowie einer Botanik mit noch jungen und im März (noch) kaum Früchte tragenden Pflanzen und Bäume innen und außen abwechslungsreich. Außerdem wohnen wir dort einer Maya-Zeremonie mit Schwerpunkt Kakao bei, genehmigen uns ein Heißgetränk und naschen von der Schokolade im Verkaufsraum. Chocolate Semi-Amargo, eine Zartbitter-Schokolade mit 56% Kakao-Anteil schmeckt mir ausgezeichnet, hat bei der unsäglichen Schwüle und Temperaturen weit jenseits der 30 Grad allerdings keine Transport-Überlebenschance. Tagesziel ist Mérida, wo wir abends nach dem Essen im Pancho's mit Maya-Kaffee als optischem Absacker-Leckerbissen im überbewerteten 5-Sterne-Hotel Gran Real Yucatan mit unmotiviertem Personal und nicht funktionierender Klimaanlage gegen die Schwüle der Nacht ankämpfen.

Den Abschluss der Gruppen-Rundreise mit Chamäleon bilden Mérida, Chichen Itza und Tulum. Dort war ich ja schon im Dezember 2012. Einen Mehrwert bieten allerdings die Pelikane am Strand von Akumal, die ihre Beutezüge von ihren Beobachtungsposten auf je einem eigenen Boot starten, eine Kurve in der Luft machen, um dann schräg ins Wasser zu stürzen. Dabei springt immer wieder mal ein Fisch bei heraus. Die Nähe der badenden Zweibeiner, die bisweilen nur einen Meter entfernt sind, stört die herrlichen Flieger offenbar überhaupt nicht. Die Reise geht privat weiter – in Guadalajara, Heimat der Charros, Mariachis, Rundpyramiden und des Tequila mit Abstecher nach Guanajuato. Was ich dort erlebt habe und was Mexiko-Reisende im Bundesstaat Jalisco gesehen und getan haben sollten, steht in meinem Guadalajara-Eintrag.

Chronologie meiner Mexiko-Reise 2016:
Etappe 1: Mexico City mit Teotihuacan
Etappe 2: Danza del Volador: El Tajin und Coatepec
Etappe 3: Xico: Mit der Machete durch den Bergnebelwald, Kaffee und ein Kleidermuseum
Etappe 4: Am Catemaco-See auf den Spuren von Apokalypto und Medicine Man
Etappe 5: Villahermosa: Olmeken, Nasenbären und Kakao

Reise-Bausteine Mexiko in Eigenregie:
* Guadalajara
* Guanajuato
* Noch mehr Mayas: Yucatan-Trip 2012
* Mehr zum Verkehr in Mexiko mit Schwerpunkt auf Guadalajara

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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