Kultur ist nicht alles, aber ohne Kultur ist alles nichts - 20 Jahre Stadthalle Neusäß

Das Stadthallenteam

Am 10. Juni 1988 wurde die Erhebung der aus 8 Ortsteilen bestehenden Gemeinde Neusäß zur Stadt mit einem Festakt in der Stadthalle Neusäß feierlich begangen und damit zugleich auch die Eröffnung der Stadthalle. Der riesige Festzug quer durch die junge Stadt, getragen von den örtlichen Vereinen und Institutionen hinterließ einen bleibenden Eindruck.
War die Stadthalle Neusäß anfangs nur als Mehrzweckhalle geplant, kristallisierte sich alsbald heraus, dass die Kultur in den Mittelpunkt rückte. Der Bühnenbereich samt Garderoben wurde nachträglich den gestiegenen Anforderungen angepasst. 1989 startete das Kulturprogramm mit 18 Veranstaltungen im Jahr, 1991 wurde das erste Theater-Abonnement angeboten. Der Bürgersaal mauserte sich zur Stadthalle mit regelmäßiger Bespielung durch Tourneetheater, Kabarett und Kindertheater und wurde zunehmend als Ort für Tagungen, Märkte, Messen und Firmenveranstaltungen genutzt. Die Stadthalle Neusäß fungierte als Vorreiter für manch andere Halle, die im Laufe der Zeit nachzog. Wo Neusäß anfangs konkurrenzlos dastand, finden sich heute eine Vielzahl von Mitstreitern, vom abraxas über das Reese-Theater, das Kurhaus, die Stadthallen in Gersthofen, Fischach, Stadtbergen, um nur einige zu nennen. Natürlich wird dadurch die Luft dünner, die Anzahl der Theatergänger vervielfacht sich nicht durch die Vermehrung der Veranstaltungsorte. Andererseits belebt Konkurrenz das Geschäft, zwingt die Veranstalter, ein eigenes Profil zu entwickeln, spezielle Schwerpunkte zu setzen, sich abzusetzen mit eigenen Akzenten.
1994 übernahm ich die Leitung der Stadthalle Neusäß im Bereich Kultur, als mein Vorgänger nach Gersthofen wechselte. Als Motto nicht nur für die kulturelle Arbeit wählte ich das Bonmot „Kultur ist nicht alles, aber ohne Kultur ist alles nichts“. Das gilt auch für die Zusammenarbeit der Mannschaft der Stadthalle. Nur im Team funktioniert die Umsetzung des breit gefächerten Programms. Auf Hochzeiten folgen oft am nächsten Tag Märkte, oder Theaterveranstaltungen mit Reihenbestuhlung und Sitzplatzerhöhungen. Da bedarf es eines lückenlosen Ineinandergreifens aller Gruppen, vom Putzgeschwader, das im Anschluss an eine lange Nacht oft in aller Herrgottsfrühe sauber macht, den Hallenhelfern, die Stühle und Podeste aufbauen, über die Haus- und Hallentechniker, die unter der Leitung von Herrn Igelspacher die technischen Voraussetzungen schaffen für die Folgeveranstaltung bis hin zu unserem Garderoben-, Einlass- und Kassenpersonal, das bei öffentlichen Veranstaltungen gefragt ist. Ohne Teamgeist ginge hier gar nichts, da jede Sparte auf die andere angewiesen ist. Probleme – und die gibt es immer in unserem Bereich, wo alles live geschieht auf der Bühne – lassen sich nur so bewältigen. Flexibilität und Serviceorientierung sind unsere besonderen Stärken und tragen zur Kundenbindung bei. Und das funktioniert bei uns vorbildlich, wie sich nicht zuletzt immer wieder an den Großveranstaltungen zeigt, die wir seit 2003 in der Dreifachturnhalle am Eichenwald abhalten. Dort begeisterte erst kürzlich einer der bekanntesten und schärfsten politischen Kabarettisten Deutschlands, Mathias Richling über 1000 Besucher mit seinen spitzzüngigen, in atemberaubender Geschwindigkeit vorgetragenen Analysen der politischen Szenerie.
Beim Eintreffen kurz vor der Veranstaltung wollte Richling die Bestuhlung näher an der Bühne haben. Also halfen alle zusammen und rückten 700 Stühle nach vorne. Und Richling war zufrieden.
Seit 1994 gäbe es auch genügend Anekdoten zu erzählen. Ein „Gewaltakt“ war u.a. die Millenniumsfeier zur Jahrtausendwende am Bismarckturm oder auch die So-Fi-Fete zur Sonnenfinsternis am Bismarckturm. Und natürlich die Feierlichkeiten zum 10-jährigen Jubiläum 1998, das aufwendigst gefeiert wurde, u.a. mit Abordnungen aus den Partnerstädten. Beim Festumzug taufte ein einstündiger Platzregen ca. 1600 Vereinsmitglieder und Festgäste. Anschließend wurde trotz aller Widerstände weiter im Freien im Lohwaldstadion gefeiert, mit triefnassem Equipment, aber von oben trocken. Das abschließende Feuerwerk, parallel zu Händels Feuerwerksmusik brachte dann einen wunderschönen, farbenprächtigen Genuss für alle Sinne, von dem die Neusäßer noch lange schwärmten. Aber nicht nur mit Großveranstaltungen außerhalb der Stadthalle gelang es uns zu punkten. Auch in der Stadthalle selbst wurde mit einer ganz besonderen Veranstaltung gefeiert. Sie wurde in einem Krafttakt zur Titanic umfunktioniert. Auf der Bühne wurde der berühmte Untergang in einem Theaterstück nachgespielt. Die Neusäßer spielten begeistert mit, lieferten historische Oldtimer, bildeten einen Titanic-Chor und fungierten als irische Auswanderer, Pianisten oder Can-Can-Truppe auf der Titanic. Die Zuschauer wurden dann durch das Schiffsinnere, die umgebaute Tiefgarage „gejagt“, vorbei an eingeschlossenen Schiffsbrüchigen, und trafen sich dann auf dem Rathausvorplatz zum historisch verbürgten Abgesang.
Im Kabarettbereich füllt unser Neusäßer „Eigengewächs“, der Geisterfahrer Silvano Tuiach regelmäßig die Stadthalle, gefolgt von den Augsburgern, Herrn und Frau Braun. Daneben konnten wir fast alle großen Namen der deutschsprachigen Szene nach Neusäß verpflichten. Bruno Jonas ist bei uns schon Stammgast, ebenso der Shooting-Star unter den bayerischen Necomern, Monika Gruber, deren Auftritt heuer im Oktober bereits Anfang des Jahres innerhalb weniger Wochen ausverkauft war. Auch Martina Schwarzmann war in diesem Jahr erstmals bei uns zu Gast. Sie kann ebenfalls auf einen kometenhaften Aufstieg in der Kabarettszene verweisen. Otfried Fischer, der überhaupt nur ganz selten Kabarettauftritte wahrnahm, konnte 1995 zu uns gelockt werden, ebenso die begehrte Biermösl Blosn 2006. Herbert & Schnipsi und Erwin Pelzig füllten die Halle am Eichenwald jeweils mit 1304 Zuschauern. Sogar der Hardliner unter den Politkabarettisten, Georg Schramm, fand erstmals den Weg nach Neusäß. Es war ein Traumauftritt, gerade in dem Augenblick, als er aus dem Scheibenwischer ausgestiegen war. Volker Pispers, ein weiterer Großer unter den politischen Kabarettisten, tritt seit 2004 regelmäßig bei uns auf. Die Sparte des Politkabaretts, in dem sich Neusäß einen guten Namen erworben hat, wird im Herbst um Claus von Wagner erweitert. Willy Astor, Günter Grünwald waren schon da, Fredl Fesl gab seinen letzten Auftritt in unserer Halle. Im Dezember kommen Herbert & Schnipsi nach Neusäß, im Februar 2009 Bruno Jonas und im Herbst 2009 Volker Pispers. Es ist also allerhand los in nächster Zeit in der Stadthalle. Auf der Wunschliste ganz oben steht schon seit Jahren ein Name, Urban Priol, der allerdings inzwischen fast unerreichbar ist angesichts seiner vielen Fernsehtermine. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, immer wieder neue Namen nach Neusäß zu holen. Das gilt ebenso für den Konzertbereich mit Konstantin-Wecker-Premieren oder einem Spitzenkonzert mit dem Ausnahmeklarinettisten Giora Feidman, aber auch für das Theater.
Das erste Abo-Stück, das ich nach Neusäß holte, war Shakespeares „Was ihr wollt“ in einer Inszenierung der Grande Dame des deutschen Theaters, Ellen Schwiers. Es war ein umjubelter Auftritt, dem noch viele weitere folgten. Der größte Triumph war wohl ihre Inszenierung „Der Widerspenstigen Zähmung“, in der ihre Tochter, Katerina Jacob als Widerspenstige Kate die Zuschauer eroberte, eine Glanzrolle, die ihr ganz und gar auf den Leib geschrieben war. Sternstunden am Theaterhimmel erlebten wir auch mit diversen Stücken des französischen Erfolgsautors E.E.Schmitt, der u.a. ein schwieriges Thema, das Sterben eines Kindes in einen bewegenden und fesselnden Theaterabend verwandelte auch und dank der überragenden Doris Kunstmann als Oma Rosa. Das ging zu Herzen und vermittelte trotz aller Trauer Hoffnung und Zuversicht. Im Bereich des Theater ziehen wir immer öfter neben Tourneetheatern feste Ensembles heran, ein Garant für gleichbleibend gute Qualität und hohe Ansprüche. Diesen auch von unseren Abonnenten honorierten Qualitätsmaßstäben verpflichtet ist die Auswahl unserer neuen Abonnements 2008/2009, die jetzt in den Verkauf gehen. Von Klassikern von Hofmannsthals „Jedermann“ in einer Inszenierung von Ellen Schwiers, über Büchners „Dantons Tod“, Schnitzler und Tabori bis zu den Gegenwartsautoren Neil LaBute und Plenzdorf reicht das Theater-Abo. Im Musik-Abo steht neben einer „beswingten“ Komödie, dem „Buchbinder Wanninger“, erstmals ein Variéte und wiederum eine musikalische Eigenproduktion der Marke Höfle unter dem Motto „Wiener Schmäh mit Wiener Küche“.
Vermehrt setzen wir seit Jahren auf Eigenproduktionen, die wir zusammen mit örtlichen Kunstschaffenden erarbeiten. Im Mai gibt es vor dem Muttertag die Wiederholung der Erfolgsproduktion „Opera Basta“. Unter der Leitung von Hans-Ulrich Höfle verzauberten Sänger, Tänzer, Jongleure und Musiker im letzten Musik-Abo das faszinierte Publikum mit bekannten Opernmelodien. Im Jahr zuvor hatte er mit einem Mozartfest unsere Abonnenten begeistert. Die Gäste sitzen an unseren neuen runden Tischen, die festlich eingedeckt sind, und genießen neben den kulturellen auch kulinarische Genüsse der Qualitätsmarke Luxenhofer. Im Mai gibt es passend zu den Pasta natürlich Spargel – ein ideales Geschenk zum Muttertag also – ein Genuss für alle Sinne.
Auf dem Sektor Kindermusiktheater kooperieren wir mit der kreativen Ballettschule Tingreen Jagob. Nach dem afrikanischen Tanzmärchen Barabadumba landeten wir mit dem Kindermusical „Das Dschungelbuch“ einen Volltreffer. Es ging von uns aus sogar auf eine kleine Tournee. Momentan wird „Peterchens Mondfahrt“ erarbeite, das in der Adventszeit zu sehen ist. Viel zu tun also für das engagierte Team der Stadthalle Neusäß:

Bildunterschrift (falls Sie es unterbringen : Von links vorne: Elena Diwert, Veronika Ringmann, Gülten Birlik, Dhammi Süß (unser Reinigungsteam – es fehlt Gudrun Mezni) daneben. Voja Markovic (Technik)
dahinter: Christian Kannler (Technik) Karlheinz Luxenhofer (Gastronom), Margit Endres, Sibylla Gebhard, Anneli Bronner (Verwaltung), Amtsleiter Roland Fuchs, davor der technische Leiter Peter Igelspacher und Reinhard Huwer (Technik).

Programm zum Zwanzigjährigen Jubiläum der Stadt Neusäß 29. bis 31. Mai 2008

Do. 29. Mai
- Bayernrundfahrt mit Beiträgen der Vereine und der Stadtkapelle Neusäß tagsüber auf der Hauptstraße
- nach der Bayerrundfahrt gilt als Motto „20 Jahre Stadt Neusäß - von Neusäßern für Neusäßer auf der Bühne im Ägidiuspark (Stadtfestzone in der Remboldstraße)
- abends Blasmusikabend: Konzert der Stadtkapelle Neusäß

Fr. 30. Mai
- Kabarettabend mit dem „Kabarett Geisterfahrer“ Silvano Tuiach und dem Musikkabarett „Helfed se mir“ von Hans-Ulrich Höfle
- Für die Jugend: Tiefgaragenparty in der Stadthalle: Organisation: Jugendkulturhaus Stereoton

Sa. 31. Mai
- Klassikabend: Konzert mit dem Kammerorchester Neusäß und weiteren lokalen Musikschaffenden, u.a. Siglinde Damisch-Kusterer und Schülern, Organisation: Hans-Ulrich Höfle
- Für die Jugend: Tiefgaragenparty in der Stadthalle:
Organisation: Jugendkulturhaus Stereoton

Bürgerreporter:in:

Kulturbüro Neusäß aus Neusäß

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