Nach Overtime-Krimi tatsächlich das Finale erreicht

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Das Halbfinale um den Aufstieg in die Football-Regionalliga Süd gegen die Erlangen Sharks am letzten Wochenende war das bisherige Highlight im Amateursport in der Region. Jetzt ist das Finale erreicht. Die komplette, von einer Schar Ehrenamtlicher bewältigte Organisation wirkte sehr professionell. Und auf dem Platz boten die Neu-Ulm Spartans großen Sport, ein richtiges Spektakel mit jeder Menge Thrill. Sparta war insgesamt fulminant. Endstand: 31 : 24 (7:12 / 14:6 / 0:0 / 3:6 / OT 7:0). Zum Finale am 27. September kommen erneut die Burghausen Crusaders nach Neu-Ulm.

Es war ein total enges Semifinal-Spiel. Das lag wohl daran, dass die Sharks - wie von Headcoach Daniel Koch vorher schon analysiert und prognostiziert, ein sehr unkonventionelles System spielen. Die werfen kaum Pässe, wollen den Raumgewinn durch das Laufspiel. Viele, auch Kenner, haben sich über die unkonventionellen Kicks gewundert. Es sah so aus, als hätten die Sharks keinen, der vernünftig kicken kann. Tatsächlich gelang es ihnen, mit diesen Kicks den Ball in ihrem Besitz zu halten. Sie machten regelmäßig durch ihr Laufspiel die Yards, die zum neuen Firstdown führten.

Da die Spartans aber in der ersten Halbzeit jeweils mit sehr starken Offense-Aktionen antworteten und - anders als die Sharks, die nach ihren Touchdowns nicht einen einzigen Zusatzpunkt machen konnten - nach jedem ihrer Touchdowns per Kick durch Steffen Ganghof zusätzlich punkteten, lagen sie zur Halbzeit mit 21:18 vorn.

Nach der Halbzeit zeigte sich die Spartans-Defense im dritten Quarter zeigte besser eingestellt, der Headcoach hatte nachjustiert und so konnten endlich weitere Punktgewinne der Sharks unterbunden werden. Andererseits konnten Jermaine Wolff & Co wegen der orthodoxen Spielweise der Erlanger auch keine Bälle abfangen - ohne gegnerische Passwürfe keine Chance zur Interception.

Aber die Offense, die vor der Pause von den Sharks nicht zu packen war, machte plötzlich Fehler und konnte nicht weiter punkten. Ja, der eine oder andere Lapsus verhalf Erlangen immer wieder zu guten Möglichkeiten, von denen sie eine im vierten Quarter nutzten, um per TD gleichzuziehen. Nur gut, dass Ganghof vorher mit einem Fieldgoal die drei Punkte gemacht hatte, die am Ende der regulären Spielzeit ein 24 : 24 Unentschieden bedeuteten.

Der Trainer ärgert sich noch am Tag nach dem Spiel, dass sein Team in der zweiten Halbzeit keinen einzigen Touchdown machte. "Man kann nicht wirklich verhindern, dass ein solcher Gegner punktet, aber wir hätten nach der Pause nicht auf weitere Angriffserfolge verzichten sollen", meinte er etwas sarkastisch. "Wir hätten das Ganze etwas entspannter gestalten können."

Froh waren alle, dass in der Verlängerung der Touchdown und der Zusatzpunkt gesichert wurden. Beim Football ist mit den Punktgewinnen in der Verlängerung nicht abrupt Schluss wie bei einem Golden Goal im Fußball beispielsweise. Es wird nicht um eine bestimmte Zeit verlängert, sondern das zurückliegende Team darf noch einmal dagegen halten und versuchen, in einem Drive zu den nötigen sieben (Ausgleich) oder gar acht Punkten (Sieg) zu kommen.

Es blieb also auch im Dietrich-Lang-Stadion spannend bis zuletzt, der Sieg hing an einem seidenen Faden. Die Spartans hatten ihre sieben Punkte Vorsprung herausgeholt. Und jetzt gab es ein echtes Herzschlag-Finale: Die Gäste aus Erlangen lagen mit sieben Punkten zurück, hatten aber sozusagen vier Matchbälle und standen letztlich nur Zentimeter vor der Endzone der Spartans. Wäre den Sharks jetzt noch ein Touchdown gelungen, hätten sie dann noch den Versuch machen dürfen zu kicken und einen Zusatzpunkt zu holen. Das hätte aber erst wieder Gleichstand bedeutet. Also hätten sie, was das ganze Spiel nach ihrenn vier Touchdowns vergeblich versucht hatten, nach dem Touchdown wieder versuchen müssen per Pass oder Lauf mit dem Ball in die Endzone kommen. Das hätte zwei Zusatzpunkte gebracht, das Spiel wäre aus und für Neu-Ulm verloren gewesen. Hätte, hätte, hätte - schon den verzweifelten Versuch der Sharks, diese Minidistanz zu überwinden und einen Touchdown zu landen, konnte die plötzlich bärenstarke Defense der Spartans abwehren. So endete es also 31:24 für Sparta.

Die nervenzerfetzende OT aus der Sicht der Sharks: "Die Spartans erhielten den Ball zuerst und verwandelten zum Touchdown mit Zusatzpunkt. Nun waren die Sharks an der Reihe und mussten mindestens ausgleichen. Nach holprigem Start kämpften sie sich mit einem langen Pass bis an die gegnerische 9 Yard Linie, schafften es dann aber buchstäblich um eine Balllänge nicht, das Ei in die Endzone zu befördern. Der Freudenausbruch der Neu Ulmer bei Abpfiff war ein deutliches Zeichen dafür, dass sich hier zwei ebenbürtige Mannschaften gegenüber standen, die bis zum Schluss mit vollem Einsatz und Herzblut gekämpft haben." Stimmt!

Mehr als 800 Zuschauer waren äußerst begeistert und standen am Schluss wie ein Mann – hatten sie doch bis in die Verlängerung erlebt, was das Team von Headcoach Daniel Koch unter „Passion – Pride – Commitment" (das „Spartans“-Motto) versteht. Abteilungsleiter Klaus Weiß und Jochen Wolf sowie die Spieler führen es auf diese in Ulm / Neu-Ulm so sonst eher selten zu erlebende Unterstützung zurück, dass die eigene Defense mit Energie und Ausdauer den Erfolg der Sharks verhindern konnte.

Ganz großes Kompliment an und allen Respekt für beide Teams, die einem Riesenpublikum ein wundervolles sportliches Erlebnis der Sonderklasse bereitet haben. Leute: Amateursport, der die Zuschauerinnen und Zuschauer wirklich gefesselt und begeistert hat. Übrigens: tolle Organisation. Und: auf dem Platz null Probleme, keine wirklichen Fouls, kaum Strafen und keine nennenswerten Verletzungen. Sharks und Spartans: Das war Werbung für den Football.

Bleibt zu erwähnen, dass der Ablauf absolut perfekt war - wobei zum Beispiel das Catering bei dem Besucherandrang eine Mordsaufgabe zu bewältigen hatte. Der Hammer war der vom Stadionsprecher angeheizte support von den voll besetzten Rängen in den heiklen letzten Minuten.

Alle sind nun gern gesehene Gäste, wenn die „Neu-Ulm Spartans“ am Samstag, den 27. September (ab 16 Uhr) gegen die Burghausen Crusaders im Finale um den Aufstieg in die Regionalliga (dritthöchste Spielklasse im deutschen Footballsport) den letztendlich entscheidenden Schritt machen wollen.

Während der regulären Saison in der Staffel Süd der Bayernliga konnten die American Footballer im TSV 1880 Neu-Ulm beide Spiele gegen die Crusaders für sich entscheiden. Das waren die einzigen Niederlagen, welche die Kreuzritter wegstecken mussten – aus gerechnet gegen die Spartans, die gerade erst aufgestiegen waren. Beide Male hatten es die Spartans alles andere als leicht, aber am Ende hielt die Serie – jetzt sind die Spartans in 15 Pflichtspielen am Stück unbesiegt, seit der unglücklichen Niederlage gegen die Bamberg Phantoms in der vorigen Saison. Eine großartige Erfolgsstory, wie großartig, das lässt sich daran ablesen, dass die in der Bayernliga etablierten Crusaders den Einzug in die Playoffs bereits als das i-Tüpfelchen auf einer „grandiosen Saison“ gefeiert haben.

Jetzt also das Finale gegen die Burghausener, die sich im anderen Halbfinale gegen die Bamberg Phantoms, die Erstplatzierten der Bayerliga-Staffel Nord, in letzter Sekunde durchgesetzt haben. Ein wenig bedauern die Spartans, dass die Phantoms in ihrem Halbfinale gescheitert sind. Gern hätte man sich für die einzige Pflichtspielniederlage in den zwei Jahre revanchiert. Nun also Burghausen nochmal. Und es müsste mit dem Teufel zugehen, sag ich mal, wenn sich die Spartaner im dritten Aufeinandertreffen den Kreuzrittern geschlagen geben müssten.

Bürgerreporter:in:

Heinz Koch aus Günzburg

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