Anton, Teil 13 (Die Regentonne)

Eine von Antons Wasserstellen
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Eine von Antons Wasserstellen war eine Regentonne, eine ehemalige Badewanne, wie sie bis in die 60er Jahre hinein weit verbreitet waren. Als er noch etwas kleiner war, beim Gartenteich trotz ausgedehntester Verrenkungen nicht bis ans Wasser kam, war dieser Bottich (neben Pfützen, kleineren Eimern und dergleichen) eines seiner ersten Ziele am Morgen. Problematisch wurde es nur, wenn der Wasserspiegel sehr niedrig war, dann kam es schon einmal vor, dass Anton verzichtete und sich eine andere Wasserstelle suchte. Denn: Hineinfallen wollte er auf keinen Fall. Und soweit ich das beobachten konnte, ist ihm das auch nie passiert.

Was mich immer gewundert hatte war, dass er eigentlich bei solchen Gelegenheiten zumindest manchmal sein Spiegelbild hätte sehen müssen. Er hat jedoch nie darauf reagiert. Auch als ich ihm einmal Fotos von sich selbst und von anderen Katzen am Computer gezeigt hatte, kümmerte ihn das nicht. Ein kurzer Blich darauf, und es war uninteressant. Dass er das Bild auf dem Monitor als solches erkennen kann, weis ich von meinem WG Kater Karlo, der, es muss 1983 gewesen sein, einmal dazu kam, als ich auf einem TI99 ein Programm schrieb. Er setzte sich auf meinen Schoß, verfolgte aufmerksam – und mit gewecktem Jagdinstinkt - die Bewegungen von Cursor und Buchstaben auf dem Monitor. Da wollte er näher hin! Er stand auf, stützte sich mit den Vorderpfoten auf der Tastatur ab, die sofort den ersten gedrückten Buchstaben laufend wiederholte. Karlo verfolgte ihn auf dem Monitor. Nach 256 Wiederholungen stoppte der TI99, auf dem Bildschirm bewegte sich nichts mehr. Nur der Cursor, aber der war im Vergleich zu den Buchstaben eher unauffällig.

Also stieg Karlo über die Tastatur, um nachzusehen, wo dieses seltsame sich bewegende Ding geblieben war. Dabei ließ er natürlich die gedrückte Taste los und stieg auf eine andere…

Ich sah ihn fasziniert zu, aber nach höchstens 10 Minuten wurde es ihm dann doch zu langweilig. Daher denke ich auch, dass die „Katzenbespaßungsprogramme”, die vor einigen Jahren aufkamen, bei ihren “Usern” auf keine besondere Gegenliebe stoßen werden.

Da war die Katze Funkel, deine Dreifarbige, schon anders gestrickt. Sie liebte Fernsehen. Speziell Naturfilme. Kein Witz. Ich war dabei, als ein Film über die Kalahari lief, und die Katze fasziniert vor der Glotze saß. Nur ein Film gefiel ihr offensichtlich nicht: Ein Bericht über Kondore. Ich war zwar nicht dabei, aber Funkels Menschen haben erzählt, dass ihr das anscheinend unheimlich war, und sie sich weit weg von der Flimmerkiste einen sicheren Ort suchte. Funkel war übrigens die einzige Katze, die sich vor einem Spiegel geputzt hat.

Als ich einmal bei Funkels Menschen zu Besuch war, wunderte ich mich über einen Spiegel, der irgendwie unmotiviert auf dem Fußboden an einen Schrank gelehnt dastand. Auf meine Frage, wozu der gut sei, wurde ich schnell aufgeklärt, konnte es aber kaum glauben. Nach den gängigen Theorien sollten Katzen nicht in der Lage sein, ihr eigenes Spiegelbild zu erkennen. Anfangs hielt sich Funkel auch an diese Theorie, sah hinter dem Spiegel nach, war verunsichert, aber nach nicht einmal einer Woche hatte sie offensichtlich begriffen, dass das ihr Bild war. Sie sah nicht mehr hinter den Spiegel, sondern stand gelegentlich davor, sah sich an, oder putzte sich.

Als ich das am selben Abend selbst sah, wollte ich zu gerne den „Fleckentest“ durchführen, der Katze irgend etwas auf die Stirn kleben, um zu sehen, ob sie das im Spiegel erkennt und wegputzt, aber leider hatten ihre Menschen etwas dagegen. Mit dem Argument: Mit Funkel wird nicht experimentiert. Schade.

Nun, Anton interessierte sich nicht für Computer oder Spiegel, aber seine Menschen haben erzählt, dass er sich am Abend manchmal Zeichentrickfilme ansieht. Ich habe es zwar nie gesehen, denke aber, dass das stimmt. In den 80ern und frühen 90ern hatte unser Familienhund, ein etwas launischer Dackel, die selbe Vorliebe. Pink Panter, Schweinchen Dick und was weis ich was allen. Aber auch jede Art von Filmen, in denen Schafe vorkamen. Auf die fuhr er total ab, was mir sogar einmal ein fieses angeknurrt werden einbrachte, als ich versehentlich zwischen ihm und dem Fernseher stand, ohne darauf zu achten, was da gerade lief...

Bürgerreporter:in:

B Göpfert aus München

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