Barbarazweige und Weihnachtsbäume sind schön, doch haben sie einen Schönheitsfehler: Sie sind wurzellose Pflanzen. Sie haben den Bodenkontakt verloren, wurden gekappt. Was hilft ihnen ihr tolles Outfit? Es sind Lebewesen ohne Zukunft, dem Tod, dem Kompost oder Feuer geweiht.
Für kurze Zeit erfreuen diese grünen Bäume unsere Augen. Ein schnell nadelndes vergängliches Glück. Spätestens nach dem Dreikönigsfest fliegen die Weihnachtsbäume in hohem Bogen zum Tempel und aus unseren Wohnzimmern hinaus. In manchen Kirchen halten sie sich bis zum Fest der Darstellung des Herrn im Tempel.
Natürlich sind es praktische Gründe, die Bäume ohne ihre Wurzeln aufzustellen. Und doch: Das kurze Leben der von ihrer Wurzel getrennten Weihnachtsbäume – könnte es nicht Zeichen unserer wurzellos gewordenen Zivilisation sein?
Der Baum ist eine Sinn-Brücke zwischen oben und unten, Himmel und Erde. Faszinierend ist seine Gestalt. Was aber sollen wir mit einem Baum anfangen, der wurzellos, haltlos, künstlich gestützt in der Landschaft, in unseren Wohnzimmern und Kirchen herumsteht?
”Man schneidet nicht die Wurzeln ab, aus denen man stammt,“ kritisierte Papst Johannes Paul II. im Sommer 2004 die buchstäblich ”Gott-lose” neue EU-Verfassung. Ohne es zu wollen, könnten also unsere wurzellosen Weihnachtsbäume sogar ein Gleichnis für die eigene Herkunftsvergessenheit sein.
Ein nachdenkenswerter Beitrag! Danke, lieber Enrico!!
Übrigens, unser Baum bleibt bis Lichtmeß stehen, wie es sich gehört!!!
LG Sabine