zur soziologischen Psychologie der Löcher...

Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist.
Fälschlicherweise wird oft angenommen, das Loch gehört zur Familie des Nichts. Tatsächlich besitzt es aber eine entfernte Verwandtschaft zur Familie der Lücken und Spalten.
- Zuweilen treten sie auch zusammen auf.

Das Loch ist ein ewiger Kompagnon des Nichtlochs.
Loch alleine kommt nämlich gar nicht vor, - So leid es mir tut.
Wäre überall etwas, dann gäbe es kein Loch, - aber auch keine Psychologie und erstrecht keine Philosophie, die ja bekanntlich aus dem Loch kommt.
Die Maus könnte nicht leben ohne es, - der Mensch auch nicht.
Es ist beider letzte Rettung, wenn sie von der Materie bedrängt werden.

Loch ist immer gut!

Wenn der Mensch ‘Loch’ hört, bekommt er Assoziationen.
Manche denken an ihr Loch im Geldbeutel, manche an das Ozonloch, manche an Knopfloch und manche..., an einen besimmten Politiker.
Das Loch ist der Grundpfeiler dieser Gesellschaftsordnung.
Und so ist sie auch!

Asylbewerber, Flüchtlinge und sozial Schwache wohnen oft in einem Finstern.
Sie werden einfach hineingesteckt, müssen immer eines zurückstecken und irgendwann pfeifen sie auch einmal aus dem Letzten.
Zum Schluss überblicken sie die Reihe dieser Löcher und wenn sie dann aufmucken, zeigt man ihnen, wo der Zimmermann es gelassen hat.

Im Hasenbergl oder in Neuperlach beispielsweise ist für manche schon die Geburt mit Fluch belegt;
Warum sind diese Kinder auch gerade aus diesem gekommen?
Ein paar Löcher weiter und zumindest das Abitur wäre ihnen sicher gewesen!

In ihrer Erscheinungsform gibt es nichts unterschiedlicheres als Löcher!
Zahnärzte füllen jährlich 67 Millionen davon, während sich Volksvertreter aller Parteien seit Jahrzehnten den Kopf über die Füllung eines einzigen zerbrechen, wie z.B das Sommerloch oder das Loch im Haushalt.

Größenwahnsinnige behaupten, ein Loch sei stets etwas Negatives.

Das ist nicht richtig!

Es gibt Löcher, die sind uns angenehm, - ja wir empfinden die lustbetonte Beschäftigung mit ihnen geradezu als wohltuend und manch einer sähe sich in seiner Erwartung recht enttäuscht oder wäre ganz schön sauer, würde er da, wo er eines erwartet hat, keines vorfinden...,
während wir uns von anderen Löchern wiederum regelrecht bedroht fühlen.

Beispiele: Das vorher schon erwähnte Ozonloch, die schwarzen Löcher und das Loch im Geldbeutel.

Nach einer Trennung vom Partner oder einer Absage auf eine Bewerbung beispielsweise, fallen manche in ein tiefes psychisches Loch.
Ja, manchmal wäre es sogar eine Katastrophe, wäre da eines - und sei es auch nur ein noch so kleines!

Beispiel: Ein winziges, unsichtbares Löchlein im Kondom.
Hierdurch wird deutlich, dass es sowohl positive, als auch negative Löcher gibt.
Eine nähere Beschreibung der Ersteren möchte ich Ihnen an dieser Stelle allerdings ersparen.

Mit den Lücken und Spalten verhält es sich - nebenbei bemerkt - ähnlich:
Während wir eine Parklücke im Augenblick des Bedarfs als durchaus positiv empfinden, - ebenso eine Lücke im Steuersystem, -
so kann einem beispielsweise eine Lücke im Gedächtnis während einer Prüfung ganz schöne Probleme bereiten. Ebenso eine Lücke im Gebiss!
Und dies nicht nur beim Pfeifen!

Manche Menschen hinterlassen nach einer Trennung eine unersetzliche Lücke, während sich andere wiederum selbst für so unersetzlich halten, dann aber - wie sich sehr schnell herausstellt, alleine schon von der Lücke, die sie hinterlassen haben, beinahe vollständig ersetzt werden!

Wie Sie sehen - ein weites Feld.

Aber bleiben wir beim Gegenstand dieser Abhandlung - den Löchern!
Löcher, die sich zusammentun, werden ein Eines -, einer der sonderbarsten Vorgänge unter denen, die sich kaum denken lassen.
Man trenne nur einmal die Scheidewand zwischen zwei Löchern;
Gehört dann der rechte Rand zum linken Loch oder der Linke zum Rechten oder jeder zu sich oder Beide zu Beiden?

Wenn ein Loch zugestopft wird, wo bleibt es dann?
Drückt es sich etwa seitwärts in die Materie?
Wo bleibt das zugestopfte Loch?
Niemand weiß das.
Unser Wissen hat ja Eines!
Wo ein Ding ist, kann kein anderes sein!
Wo schon ein Loch ist, kann da noch ein anderes sein?
Und warum gibt es keine halben Löcher?

Versuche, Löcher statt zu füllen oder zu stopfen, einfach zu überbrücken, haben stets fehlgeschlagen.
Beispiel: Die zahlreichen Sommer- und Haushaltslöcher!

Manche Gegenstände werden durch ein einziges Löchlein entwertet.
Weil an einer Stelle von ihnen etwas nicht ist, soll nun plötzlich das ganze Übrige drum herum nichts mehr Wert sein?

Beispiele: Ein Fahrschein, ein Luftballon und eine Jungfrau!

Der Mensch empfindet sich subjektiv als Nichtloch, wobei das Loch für ihn stets das Primäre ist.
Es ist die einzige Vorahnung des Paradieses, die es hier auf Erden für ihn gibt.
Wenn Ihr tot seid und in Eurem Loch liegt, werdet Ihr erst merken, was Leben ist.

Verzeiht bitte diesen Abschnitt!
Ich hatte nur zwischen dem Vorangegangenen und dem Nächsten -
- ein Loch ausfüllen wollen!

frei nach einer Idee von Kurt Tucholsky (1931)

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Kreiner aus München

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