Reisebericht Japan (19. April bis 05. Mai 2008), Teil 1

Japanerin in trad. Bekleidung
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Anläßlich einer Budo-Weltveranstaltung in Kyoto (Japan) machten wir uns nach Japan auf um zum einen natürlich an dieser Veranstaltung teilzunehmen (ausführlicher Bericht bereits eingestellt), aber auch um das Land, die Kultur und die Leute kennen zu lernen.

Nach dem Einchecken am Münchner Flughafen, einem kurzen Stopp in Helsinki, trafen wir, nach 11 stündigem Flug am Osaka Airport ein. Dieser Flughafen ist eine künstlich angelegte Insel und über eine 4 spurige Brücke mit dem Festland und der Stadt Osaka verbunden.

Was wir uns von Japan erhofften und erwarteten, wurde auf der nahezu 2stündigen Fahrt vom Flughafen Osaka nach Nara, unserem ersten Reiseziel, nicht erfüllt. Was hat man für Bilder im Kopf, wenn man an Japan denkt...... Tempel, japanische Gärten und Häuser, Shinto-Schreine. Was wir allerdings sahen auf unserem Transfer zum Hotel war.... Industrie, Industrie und noch mal Industrie!

So waren wir letztendlich auch froh, am späten Vormittag unser „Hotel“ zu erreichen. Bei diesem handelte es sich um ein sog. Ryokan, ein traditionelles japanisches Hotel. Dies so dachten wir uns, sollte uns vor dem großen Kulturschock in Kyoto bewahren und uns mit der japanischen Mentalität und Verhaltensweise vertrauter machen. Wir alle betreiben seit Jahrzehnten japanische Kampfkünste und dachten auch, dass uns Verhaltensweisen und Höflichkeitsformen, bekannt durch das Training, eigen sind. Hideto Nagura, der Hotelmanager, empfing uns und machte uns sogleich auch mit den „Gepflogenheiten“ im Ryokan bekannt. Dies reichte vom Tragen der (Einheits-)Kimono, über die Benützung der Hausschuhe, Toilettenschuhe, Essen, Schlafen bis hin zur Benützung des gemeinsamen Bades! Anscheinend sah er die Verwirrung in unseren Gesichtern, so dass er sich bereitwillig jeden weiteren Tag um unsere Pläne und Vorhaben, aber auch unser Wohlbefinden im Ryokan erkundigte. Vertraut schien ihm, zu unserem Erstaunen, eine bayerische Weizenbierwerbung, auf unser „Ohayogozaimasu" erwiderte er nämlich stets „Gesundheit“, dies brachte ihm dann auch seinen Spitznamen ein.

Die Zimmer sind einfach eingerichtet und hinter den Wandschiebetüren verbergen sich die Gegenstände des täglichen Gebrauches, wie auch das „Bettzeug“. Für uns Europäer war es anfänglich nicht nachvollziehbar, aber im Laufe unseres Aufenthaltes stellten wir fest, dass diese Art der Zimmergestaltung auf die räumliche Enge der einzelnen Wohnungen und der Notwendigkeit der multiplen Nutzung des Raumes zurückgeht. So diente unser „Zimmer“ zum täglichen Aufenthalt, aber auch zum Schlafen und dem Einnehmen des Abendessens.

Und gerade dieses Essen war für uns ein Erlebnis! Erfahrungen mit Stäbchenessen machte sich bezahlt und das Essen, meist sehr Fischhaltig, bot eine breite Vielfalt japanischer Speisen – immer dabei: Misosuppe, nicht nur beim Abendessen, nein auch beim Frühstück, welches sich übrigens nicht allzu vom Abendessen unterschied, eine Gewöhnung für uns Europäer.

Das traditionelle japanische Bad, ebenfalls vermtl. entstanden aus der Notwendigkeit der Japaner auf engem Raum zusammen zu leben, ist in etwa vergleichbar mit Saunabesuchen hier in Europa, ausgenommen das Schwitzen im Saunabereich selbst. Im ersten Vorraum entledigt man sich seiner Kleidung und im folgenden Raum setzt man sich auf ein kleines Schemelchen und reinigt sich gründlich. Anschließend kann man sich in einem größeren Becken mit kühlem Wasser entspannen oder aber sich in eine runde „Badewanne“ mit Fußvertiefung und Whirlpool setzen und bei heißem Wasser entspannen.

Wer seinen Japanaufenthalt verbinden möchte mit dem Eintauchen in die japanische Kultur und das Leben der Japaner, dem sie ein Besuch in einem Ryokan empfohlen. Auch hier gibt es finanziell erschwingliche Möglichkeiten – in unserem Falle haben wir alle unsere Hotelaufenthalte bereits per Internet aus Deutschland gebucht, alles ohne Probleme!

Die Stadt Nara selbst, in der Zeit von 710 – 784 die Hauptstadt Japans (unter dem Namen Heiji-kyo), ist eine Großstadt und Verwaltungssitz der gleichnamigen Präfektur Nara, gelegen im Süden der japanischen Hauptinsel Honshu. Nach 784 wurde der Sitz der Hauptstadt nach Kyoto verlegt, jedoch zeugen noch heute viele Tempelanlagen von dem damaligen Glanz, dies macht es zu einem der bedeutendsten touristischen Zielen in Japan – einige der Tempel, Schreine und Ruinen sind auch Teil des UNESCO Weltkulturerbes.

Bekannt macht Nara aber nicht nur die große Anzahl von Tempelanlagen, sondern auch eine Parkanlage, die sich, vom Ortsrand bis in das Herz von Nara erstreckt (von Ost nach West 4 km, von Nord nach Süd 2 km) und welcher dichtbevölkert ist von Sikahirschen, die in enger Nähe zum Menschen dort leben. Beliebt ist der Park bei der einheimischen Bevölkerung aber nicht nur wegen seiner Tempelanlagen und Sikahirsche – im Frühjahr entwickelt er sich während der Kirschblütenzeit zu einem wahren Magneten!

Auf unserer mehrstündigen Wanderung durch diesen Park konnten wir die Tempelanlage von Kofuku-ji, der Haupttempel der Hosso-shu, dessen Gründungsgeschichte auf das späte 7. Jahrhundert zurückgeht. 1180 wurde dieser Haupttempel während des sog. Gempei-Krieges, wie anderen Anlagen in Nara auch, von der Armee Taira no Koyomoris zerstört, nach dem Krieg wurde er aus privaten finanziellen Mitteln der Fujiwara jedoch wieder aufgebaut.

Unser Weg führte uns weiter zu dem 745 erbautem (und 751 fertig gestelltem), buddhistischen Tempel Todai-ji, welcher die größte buddhistische Bronzestatue beherbergt und zugleich auch das größte, aus Holz erbaute Gebäude der Welt ist (ebenfalls ein UNESCO Weltkurlturerbe). Die Bronzestatue stellt Buddha Vairocana dar. Nach einem Brand wurde das Gebäude 1708 wieder neu aufgebaut, aber um etwa ein drittel kleiner als das ursprüngliche Original.

Bemerkenswert ist das Eingangstor mit den ca. 8,5 m hohen Wächterstatuen, ebenso wie die allein 16,2 m hohe und 452 t schwere aus Bronze gegossene Buddhafigur im Inneren.

Die Stadt Nara, wie auch andere Großstädte Japans, sind westlich orientiert und mit ein paar Brocken japanisch und englisch kommt man meist weiter. Im gesamten sind die Japaner ein sehr hilfsbereites Volk und helfen in allen Notlagen. Aber auch hier ist ein bischen Vorsicht geboten: Japaner gestehen sich nicht ein, z.b. den Weg nicht zu kennen und beschreiben auch gerne einen „Phantasieweg“.

Das Einkaufen in Nara ist, im Vergleich zu Kyoto oder Tokyo, günstig. Im Inneren der Stadt gibt es kilometerlange Einkaufsfußgängerstraßen mit allem was das Herz begehrt! Und wer Lust verspürt das Land mit dem Zug zu bereisen, dem kann ich dies nur wärmstens empfehlen! Zugfahren ist in Japan mit dem JR sehr günstig, für eine Strecke von ca. 30 min – ca. 2 Euro! Vergleichsweise teuer ist, wie in Europa auch, das Taxifahren. So war der JR unser bevorzugtes Reisemittel, welches uns zu benachbarten Sehenswürdigkeiten und Städten brachte – dazu aber mehr in der Fortsetzung

Bürgerreporter:in:

Bushido-Kai Meitingen aus Meitingen

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