„Wir verstehen uns mit den Augen, den Händen und mit dem Herzen“ - Ein Austausch der besonderen Art zwischen Meitingen und Pouzauges

Die Bewohner der Außenwohngruppe St.-Wolfgangstraße ließen gemeinsam mit ihren Gästen aus Pouzauges bunte Luftballone in den Meitinger Himmel steigen.
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  • Die Bewohner der Außenwohngruppe St.-Wolfgangstraße ließen gemeinsam mit ihren Gästen aus Pouzauges bunte Luftballone in den Meitinger Himmel steigen.
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(agä) Städtepartnerschaften, Schüleraustausche, Jugendfreizeiten in einem anderen Land – solche Aktivitäten gehören schon fast zum Alltag in den Kommunen. Aber ein Austausch zwischen Bewohnern von Behinderteneinrichtungen stellt nach wie vor etwas Besonderes dar. Das Dominikus-Ringeisen-Werk Kloster Holzen, inzwischen mit seinem dezentralen Wohnangebot der Außenwohngruppe St.-Wolfgangstraße in Meitingen unter der Leitung von Werner Sinning, und die analoge Einrichtung „La Borderie“ in Meitingens Partnerstadt Pouzauges pflegen schon seit zehn Jahren enge Kontakte. Zum dritten Mal konnte nun im Rahmen des offiziellen Besuchs eine sechsköpfige Delegation empfangen werden. Im Gegenzug waren die Bewohner aus Kloster Holzen bzw. Meitingen bereits zwei Mal in Frankreich gewesen.

Jacky Marchand, Jean Garnier und Michèle Perrotin fallen ihren Freunden aus Meitingen um den Hals. Nach 18-stündiger Busfahrt ist ihnen die Strapaze nicht anzusehen, sie steigen aus dem Bus, lachen und freuen sich über das Wiedersehen. Sie wippen im Takt der Musik des Spielmannszuges Herbertshofen mit und beißen voller Genuss in die zum Empfang bereitgestellten Brezen. Die drei Bewohner der Pouzauger Behinderteneinrichtung „La Borderie“ werden von drei Betreuern begleitet: Véronique Moreau, Valérie Pigeau und Yvann Besson. Letzter ist zugleich stellvertretender Heimleiter und zum ersten Mal mit dabei. Den Ausschlag, die Reise anzutreten, gab unter anderen der Besuch des Meitinger Jugendblasorchesters in Pouzauges im April, als sie die Einrichtung dort aufsuchten und ein Ständchen spielten.

Zwischen den Bewohnern und den Mitarbeitern seien in den vergangenen Jahren enge Beziehungen entstanden, berichtet Betreuerin Claudia Seidel aus der Meitinger Wohngruppe in der St.-Wolfgangstraße. Sie äußerten sich unter anderem in starker Betroffenheit, wenn etwa etwas Unvorhergesehenes sich ereigne. „Der Lerneffekt voneinander ist mit keiner Therapie in dieser Kürze der Zeit zu erreichen“, schildert sie ihre Eindrücke. Ein Satz, mit dem eine französische Kollegin ihre Beziehung zueinander einmal beschrieben habe, treffe vollkommen zu, so Seidel: „Wir sprechen nicht die Sprache des anderen, verstehen uns jedoch mit den Augen, den Händen und mit dem Herzen…“

Während des zweitägigen Aufenthaltes in Meitingen beteiligte sich die Gruppe teils am offiziellen Programm, teils organisierte die deutsche Wohngruppe ein passendes eigenes. Ein Muss war natürlich die Besichtigung in Kloster Holzen, den auch die übrigen Gäste absolvierten. Die Gäste konnten unter anderem den dortigen Snoezelenraum ausprobieren. Viel Anklang fanden auch ein Picknick am Bismarckturm in Steppach und der Besuch des Straßenfestes „La Strada“ in Augsburg. Meitingen wurde zu Fuß und beim Schloßstraßenfest erkundet. Als weitere Überraschung hatten die Bewohner der St.-Wolfgangstraße einen französischen Tanz einstudiert und ließen gemeinsam mit ihren Gästen Luftballone in den Himmel steigen.

Untergebracht waren die französischen Gäste im Christkönigsinstitut, das in direkter Nachbarschaft zur Außenwohngruppe in Meitingen beheimatet ist. „Den Schwestern dort gilt unser großer Dank, da die Beherbergung kostenlos erfolgte“, so Seidel. Eine anderweitige Unterbringung hätte sich äußerst schwierig gestaltet. Auch ohne die Gesamtorganisation des Partnerschaftskomitees und vor allem des Einsatzes der französischen Kollegen sei die Reise nicht denkbar, resümiert Seidel. „Für die Zukunft wünschen wir uns, dass dieses Band der Freundschaft weiter gepflegt und gefestigt werden kann.“

Bürgerreporter:in:

Andrea Gärtner aus Meitingen

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