Haben Sie Geduld?

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Liebe Leserin, lieber Leser,
sind Sie geduldig?

Dazu ein Märchen:
Ein kleiner Junge war im tiefsten Winter unterwegs.
Mit dem Schlitten war er auf der Suche nach Holz
im verschneiten Wald, Holz für seine Großmutter.
So befreite er den Boden vom Schnee.
Er wollte Reisig aufsammeln,
denn das Schlagen von Holz war ihm nicht erlaubt.
Armen Leuten war das nicht gestattet.
Dabei entdeckte er einen goldenen Schlüssel.
Und so dachte er bei sich:
“Wo es einen goldenen Schlüssel gibt,
da muss es in Nähe auch einen Schloß geben.
Was würde der goldene Schlüssel schützen
und verbergen und sichern?”
Und so grub er immer weiter.
Mühsam kratze er den eisharten Boden auf.
Schwer war diese Arbeit
- mühevoll und lange ohne Erfolg
Doch er gab nicht auf.
Schließlich wurde seine Mühe belohnt.
Er fand ein wertvolles Kästchen,
Ein Schlüsselloch war nicht zu sehen.
Das konnte nicht sein.
Und so drehte und wendete er das Kästchen.
Ganz behutsam betastete er es,
suchte nach irgendeiner Ritze.
Fast schon hätte er es weggelegt.
Doch halt!
Da ließ sich ja der Griff so ganz anders drehen
und schon wurde ein Schlüsselloch sichtbar.
Gleich probierte er ihn aus,
doch wieder ging es nicht sofort.
Das alte Schloss wollte nicht
sein Geheimnis preisgeben,
wie es zu öffnen sei.
Abermals war ein gefühlvolles
Erkunden und Erlauschen der Geräusche
von Nöten.
Und endlich ließ sich der Schlüssel drehen.
Doch der Deckel - ließ er sich gleich öffnen.
Wie endet das Grimm´sche Märchen?
Es hat einen ärgerlichen Schluss:
“Jetzt habt Geduld,
bis das Kästchen vollends offen ist
und der Deckel aufgeklappt werden kann.
Denn dann können wir
die wunderbaren Dinge in ihm sehen."

Nun.
Haben Sie die Herausforderung vernommen?
Haben Sie wirklich noch Geduld?
Oder hat Ihnen unsere Zeit
die Geduld schon ausgetrieben?
Wollen Sie immer alles gleich und sofort?
Ja, können Sie warten,
bis sich Ihnen der Zauber einer Sache,
eines Menschen, eines Augenblicks
auch wirklich entfaltet?

Auch ich frage mich das immer wieder:
Habe ich Geduld?
Habe ich Durchhaltevermögen?
Vieles erschließt sich eben erst mit der Zeit.
Hoffentlich schenkt mir Gott im entscheidenden
Augenblick auch den langen Atmen,
damit der Zauber der Sache sich auch
wirklich entfalten kann.

Haben Sie Geduld
die Neben- und Zwischentöne Ihrer Umgebung
und Ihrer Mitmenschen wahrzunehmen?
Und haben Sie vor allem den langen Atem,
um den Zauber der Liebe zu entdecken?
Vor allem sie hat diesen langen Atem nötig.
Ich wünsche es Ihnen.

Wie schrieb ich einst der Liebe meines Lebens?
Lange ist her. Über 32 Jahre.

“Liebste, wie begegne ich Dir?
Lieben will ich Dich,
ohne Dir den Raum und den Atem zu rauben.
Wert schätzen will ich Dich,
ohne Dich zu beurteilen
und in eine Schublade zu stecken.
Ernst nehmen will ich dich,
ohne Dich auf etwas festzunageln und festzulegen.
Besuchen will ich Dich,
ohne Dich zu irgendetwas zu verpflichten.
Beschenke will ich Dich,
ohne im Gegenzug etwas von Dir zu erwarten.
Meine Gefühle will Dir anvertrauen,
ohne Dir die Verantwortung dafür
aufs Auge zu drücken.
Informieren will ich Dich,
ohne Dich wie ein Oberlehrer maßregeln zu wollen
oder anzufechten.
Kümmern und sorgen will ich mich um Dich,
ohne Dich dabei verbiegen zu wollen.
Wenn Du mir das gleiche können kannst und
wir Geduld füreinander haben,
dann können wir uns gegenseitig bereichern,
können uns lieben.”

Ja, ich habe einen Schatz gefunden,
doch ich habe auch gelernt,
dass wahre Liebe Geduld braucht.

Mögen sich auch Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser,
der Zauber der Liebe entfalten.

Ihnen Momente der Liebe und
den Gott des Liebe an die Seite,
der Ihnen den langen Atem und
ein warmes Herz schenkt.
Machen Sie es geduldig
und damit gut:
Seien Sie behütet!

Ihr Pfarrer Markus Maiwald

Bürgerreporter:in:

Markus Christian Maiwald aus Augsburg

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